Neustart: So helfen Hunde Brandenburger Kindern beim Lesen

Ein Hund steht in der Stadtteilbibliothek Hohenstücken, betrachtet die Bücher im Regal und lässt sich in den Sessel sinken. Sonst sind die Räume für Vierbeiner tabu, doch jetzt ist alles anders. Lesen mit Hündin Suri: Hier sieht Collie-Mischling Suri mehrere Schmöcker wie „Willkommen im Erdgeschoss“, „Schuld“, blickt auf „Malu und der Luftballon“ und folgt dem Plan seiner Besitzerin Anne Markgraf. Die Brandenburgerin organisiert erstmals seit der Corona-Pause das Event „Lesen mit Hund“. Dort präsentieren Mitglieder des Stadtteilvereins H³: „Hoch, Höher, Hohenstücken“ 20 Minuten lange Geschichten für Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren und entdecken anschließend mit Vierbeinern die Umgebung. Die Veranstaltung ist in der Havelstadt einzigartig, auch weil jedes Tier eine Ausbildung und Prüfung als Besuchs- oder Pädagogikbegleithund absolviert hat. Dabei hat Hündin Suri alle Gäste im Blick. Die Vierbeinerin spitzt die Ohren und nähert sich während der Erzählungen den Kindern. Für Anne Markgraf ist klar, warum das wichtig ist. Glück und Fantasie: „ Hunde machen Menschen glücklich. Beim Vorlesen begeben sich Kinder in neue Fantasiewelten. Dabei üben sie ganz nebenbei wichtige Kompetenzen, hören aktiv zu und warten ab. Das Vorlesen mit Hund spricht die Knirpse aber nochmal auf einer ganz anderen Ebene an. Hier können sie das Tier auch streicheln, das ist nochmal eine andere Motivation“, sagt die Brandenburgerin. Sie ist sicher, dass Kinder ruhig bleiben, wenn Hunde in ihrer Nähe sind. „Bei der Begegnung mit dem Tier laufen Prozesse ab, die unserer Gesundheit gut tun. So wird zum Beispiel das Glückshormon Oxytocin ausgeschüttet. Dafür reichen schon fünf Minuten Kontakt“, sagt die Brandenburgerin. Ausbilderin für Vierbeiner: Als Therapiebegleithundetrainerin bildet sie Vierbeiner aus und führt sie seit Jahren mit Senioren und Schülern zusammen. Anne Markgraf arbeitet als Lehrerin an der Gebrüder-Grimm-Grundschule und nimmt ihre Hündin bis zu dreimal pro Woche mit in den Unterricht. Doch warum schätzt sie die Tiere? „Hunde sind Optimisten und unvoreingenommen. Es ist ihnen egal wie groß und klein jemand ist, welche Kleidung er trägt und wie er aussieht. Sie mögen jeden, der nett zu ihnen ist“, sagt Anne Markgraf. Vierbeiner Suri hört ihre Worte und sieht sie daraufhin für ein paar Sekunden an. Sie sind ein eingespieltes Team und laufen jeden Tag am Gördensee entlang. Die dreieinhalb Jahre alte Hündin ist aber nicht immer diszipliniert, sie spielt auch gern. Kinder gehen auf Schatzsuche: Dann läuft das Duo die Treppen im Bürgerhaus Hohenstücken entlang, verlässt das Gebäude und geht auf den Hof. Hier hören Kinder erstmals die Erzählung „Polly und der Wurstdieb“ und starten mit Suri in ein gemeinsames Abenteuer. „Für alle Kinder startet eine Schatzsuche. Ich verrate aber nicht nicht, was sie alles finden“, sagt Anne Markgraf, lächelt und schaut auf Suri, die ihre Umgebung erkundet. Info: „Lesen mit Hund“ startet Mittwoch, den 26. August um 15.30 Uhr. Teilnehmer melden sich unter 03381702458 in der Stadtteilbibliothek Hohenstücken an. Die Veranstaltung findet draußen auf dem Hof des Bürgerhauses statt, bei schlechtem Wetter hingegen in der Bibliothek. Infos unter therapiehunde-brandenburg.de/Verein-H/ Von André Großmann