„Ohne Kerosin nach Berlin“: Fahrraddemo aus Köln hält auch in Brandenburg

Fast unbemerkt ist Brandenburg am Donnerstagnachmittag Schauplatz eines ungewöhnlichen Protestes geworden. Students for Future Köln organisierten die nach ihren Worten „wohl bisher längste Klimademo auf dem Fahrrad“. Unter dem Motto „Ohne Kerosin nach Berlin“ traten sie 15 Tage lang für eine enkeltaugliche Klimapolitik in die Pedale. Auf der rund 700 Kilometer langen Strecke von Köln nach Berlin ist die Havelstadt dabei ihre letzte Zwischenstation. „Wollen zeigen, dass wir laut bleiben“: „Ohne Kerosin nach Berlin” soll den Klimaprotest auf der Straße mit den Forderungen einer sofortigen und nachhaltigen Verkehrswende verbinden. Mit Sprüchen an den Drahteseln wie „Zuviel Kohle für zu wenig Ausstieg“ oder „Klimakrise ignorieren ist nicht strafbar, aber tödlich“ durchquerten die über 50 Teilnehmer die Brandenburger Innenstadt. Die Studentin Chiara Barfuß hat die Tour mitorganisiert. Ziel war es eine öffentlichkeitswirksame Protestform auch unter Corona-Bedingungen zu schaffen. „Weil der Eindruck entstanden ist, dass die Klimagerechtigkeitsbewegung leiser geworden ist, wollten wir zeigen, dass wir laut bleiben“, erzählt die 25-Jährige. Am 4. September sind die Protestler auf den Rädern gestartet. Ihre Tour führte sie unter anderem über Münster, Osnabrück, Hannover und Magdeburg. Doch es waren gar nicht so sehr die Stopps in den Städten, die die Studenten bewegten. Viel mit Landwirten gesprochen: „Eine Fahrradtour durch Deutschland ist uns auch durch den Kopf gegangen, weil uns klar war, dass es wichtig ist, vernetzt zu bleiben als Bewegung. Aber auch, um Menschen zu erreichen, die sonst vielleicht nicht erreicht werden“, sagt Chiara Barfuß dazu. „Wir waren viel auf dem Land unterwegs und haben dort mit Landwirten gesprochen“, erzählt sie. „Wir haben mit Leuten geredet, von denen wir wussten, dass es da vielleicht keinen Konsens gibt, wie etwa aus der Agrarwirtschaft. Und haben gemerkt, dass wir alle die gleichen Ziele haben“, stellt die Studierende fest. Auf ihrer Fahrt haben die Klimaprotestler auf etlichen Höfen übernachtet. In Brandenburg schlugen sie ihre Zelte am Grillendamm auf. Trotz Kontakte im Freien sind viele der Teilnehmer mit Maske unterwegs. „Ein Hauptanliegen ist es, zu zeigen, dass wir auch in dieser sehr schwierigen Situation verantwortungsvollen Protest machen“, begründet das Chiara Barfuß. Endspurt am Freitag: Aus diesem Grund musste die Fahrt auch anders ablaufen, als ursprünglich geplant. Eigentlich sollten jederzeit spontan Menschen dazu stoßen können. Doch die Notwendigkeit von Kontaktdatenabfrage und die Abstandsregelungen haben das erschwert. Daher sind die meisten Teilnehmer vom ersten Tag dabei gewesen. Überwiegend Auszubildende und Studierende radelten täglich zwischen 50 und 80 Kilometer für das Klima. Zwei Senioren unterstützten die Radler als erfahrenes Reparaturteam. „Ohne sie hätten wir drei Wochen gebraucht“, bedankt sich Chiara Barfuß. Am Freitag brechen die radelnden Protestler zum Endspurt auf. Dann fahren sie das letzte Stück von Brandenburg „ohne Kerosin nach Berlin“. Von Antje Preuschoff