Plauer Feuerwehr sucht Quereinsteiger

Die Einsatzkleidung hängt ordentlich in den roten Spinden, oben drauf liegen die Feuerwehrhelme. An einer Tafel steht noch etwas vom letzten gemeinsamen Treffen. In der Ortswache in Plaue ist es still, seit der Corona-Pandemie treffen sich die Feuerwehrmänner hier nur noch vor einem Einsatz. Und auch das kommt nicht mehr so häufig vor. Die Freiwillige Feuerwehr Plaue sucht händeringend Feuerwehrmäner und -frauen. Drei Einsätze hat Feuerwehr-Chef Ron Krone dieses Jahr schon absagen müssen. Es kamen nicht genug Männer zusammen, die Feuerwehr Kirchmöser musste übernehmen. Die Feuerwehrmänner in Plaue sind alle berufstätig, Einsätze während der Arbeitszeit sind schwierig. Mindestens vier Feuerwehrkräfte müssen sich melden, damit die Feuerwehr Plaue einsatzfähig ist. „Eine Idealbesetzung wäre sechs Einsatzkräfte, aber wir fahren auch mit weniger“, sagt Krone. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig. Viele Mitglieder der Jugendfeuerwehr bleiben nicht in Plaue: 40 Mitglieder zählt die Freiwillige Feuerwehr Plaue. Aber nur zehn von ihnen sind aktiv in der Einsatzabteilung. 15 sind in der Alters-und Ehrenabteilung, sie unterstützen die Feuerwehr und halten die Wache in Schuss. 15 sind Teil der Jugendfeuerwehr, Kinder und Jugendliche zwischen acht un 18 Jahre. Letztes Jahr sind zwei Jungs aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung aufgestiegen. Aber das ist selten, sagt Ron Krone. Viele Jugendliche, die sich in der Jugendfeuerwehr engagieren, ziehen irgendwann weg aus Plaue. „Die machen keine Lehre mehr um die Ecke, wie früher. Manche ziehen für die Ausbildung bis nach München“, sagt Krone. Deshalb sucht die Freiwillige Feuerwehr Quereinsteiger. Ron Krone ist eigentlich selbst so einer. „Ich habe früher nichts mit der Feuerwehr am Hut gehabt. Dann bin ich da reingerutscht und nie wieder rausgekommen“, sagt er. Sein damaliger Schwiegervater hat ihn angeworben. Das ist jetzt fast 20 Jahre her. Bereut hat er es nie. „Klar, opfert man einen Teil seiner Freizeit. Aber dafür hilft man Menschen in Notsituationen“, sagt Krone. Das ist sein Beitrag für die Gemeinschaft. Für Plaue. Klassische Brandeinsätze sind seltener geworden: Manchmal vibriert Ron Krones Handy nachts um halb drei. „Dann schießt das Adrenalin sofort los“, sagt Krone. In wenigen Minuten ist er an der Wache. Die Einsätze zu der die Feuerwehr gerufen wird sind sehr unterschiedlich. Mal hat ein Boot auf der Havel einen Pfahl gerammt, mal muss eine Ölspur beseitigt werden oder ein Sturm hat gewütet. Die klassischen Brandeinsätze sind weniger geworden. „Aber so einen Großbrand im Jahr gibt es schon noch“, sagt Krone. Der größte Brand, den der Ortswehrführer bisher gelöscht hat, war 2008. Dort brannte ein Schrottberg am Quenzsee. „Da haben wir mit mehreren Wehren stundenlang gelöscht. Irgendwann standen wir knietief im Löschwasser“, erinnert sich Krone. Solche Brände seien zwar immer besorgniserregend, aber für die Feuerwehren auch eine spannende Herausforderung. „Vor allem die Zusammenarbeit mit den anderen Wehren ist immer etwas besonderes“, sagt Krone. In eine brenzlige Situation ist Krone selbst noch nie gekommen. Bei solchen Einsätzen übernimmt die Brandenburger Berufsfeuerwehr die Führung, die Freiwilligen Feuerwehren unterstützen. Feuerwehr bedeutet auch Sommerfest und Gulaschkanone: Aber Feuerwehr bedeutet nicht nur Brände löschen und umgeknickte Bäume aus dem Weg räumen, sondern auch ganz viel Gemeinschaft. „Wenn nicht gerade Corona ist, organisieren wir Sommer- oder Weihnachtsfeiern oder versorgen die Menschen aus der Umgebung mit unserer Gulaschkanone“, erzählt Ron Krone. Alles was man als Quereinsteiger mitbringen muss ist ein bisschen Zeit und Flexibilität. „So ungefähr 12 Stunden im Monat sollte man schon in die Feuerwehr investieren können“, sagt Krone. Und ein bisschen Fitness kann nicht schaden. „Wir suchen Quereinsteiger von 18 bis 45 Jahren. Gerne auch Frauen“, sagt Krone. Bisher gibt es keine einzige Feuerwehrfrau in der Einsatztruppe. Um auf Einsätze fahren zu können, muss man einen Grundlehrgang absolvieren, Dort lernt man wozu die ganzen Geräte in den Einsatzwagen gut sind und wie man löscht. Corona-bedingt werden die Lehrgänge im Moment nicht angeboten. Aber Anwärter können vorher schon starten und mitlaufen, und so die Grundkenntnisse in der Praxis lernen, sagt Krone. Er hofft, dass sich die Feuerwehrkräfte wieder, wie vor Corona, am Montagabend zum Ausbildungstag treffen können. Am besten natürlich mit neuen Gesichtern. Von Lena Köpsell