Die Deutsche Meisterschaft im Kanu-Polo bedeutet für Joey Jungwirth „pure Action.“ 1100 Sportler aus 43 Vereinen nehmen erstmals am Turnier an der Regattastrecke teil, 104 Mannschaften bevölkern die Sportanlage.
Duelle mit Körperkontakt
„Kanu-Polo ist intensiver und schneller als Fußball. Bei jedem Zweikampf gibt es Körperkontakt und das auf engstem Raum“, sagt Jungwirth. Der 15-Jährige spielt bei der Kanusportvereinigung Havelbrüder Berlin (KVSH) und beobachtet die Duelle auf dem Wasser, darunter auch eine Partie des VMW Berlin gegen den DRC Neuburg.
Hunderte Fans bejubeln und kritisieren die Spielszenen auf der Tribüne. „Hier geht es richtig tough zu, da sind Emotionen, schöne Zweikämpfe und tolle Tore dabei. Eben hat der Angreifer seinen Gegner mit dem Paddel getroffen. Das muss der Schiri doch sehen“, sagt Zuschauer Patrick Lehmann. Der 33-Jährige ist aus Berlin angereist, kennt die Sportart seit zwei Jahren und sieht eine sogenannte Eskimorolle. Bei dieser Methode richten sich Sportler nach dem Kentern aus dem Kajak wieder auf, ohne auszusteigen.
Sportart mit Körperschutz
Beim Kanu-Polo treten zwei Teams mit je fünf Spielern in Einerkajaks gegeneinander an, wobei der Torwart beliebig gewechselt werden darf. Die Spieler versuchen einen Wasserball mit der Hand oder per Paddel in das gegnerische Tor zu befördern und haben für den Aufbau eines Angriffs 60 Sekunden Zeit.
Gelingt dies nicht, erhält der Gegner den Ball, eine Halbzeit dauert zehn Minuten. Auf dem Spielfeld sind auch Tacklings gegen die Schulter erlaubt, weshalb Sportler auch mal im Wasser landen. Weil Paddel gelegentlich am Kopf der Gegner landen, sind die Spieler mit einer Rettungsweste als Körperschutz ausgestattet.
Lob für die Regattastrecke
This Radke war vorher in seiner Freizeit Leichtathlet und schätzt Kanu-Polo. „Die Sportart ist spannender, denn hier ist noch mehr der Mix aus Muskelkraft, Spielverständnis und Reaktionsfähigkeit gefragt“, sagt der 16-Jährige. Sabine Göbel vom Organisationsbüro hat mehrere Deutsche Kanu-Polo Meisterschaften erlebt und lobt die Regattastrecke. „Hier ist es wesentlich moderner und schöner als vor ein paar Jahren in Grünau. Allein die Sanitäranlagen und die Großflächigkeit sind top.“
Ihr Mann Frank Göbel ist Organisationsleiter der Deutschen Meisterschaft. „Ich hoffe, dass die Regattastrecke ein fester Bestandteil des Kalenders für den Kanu-Polo wird“, sagt er auf MAZ-Nachfrage. Beide hoffen, dass es im Laufe des Wochenendes keine Unwetter gibt. „Bislang ist alles klasse, doch bei starkem Gewitter müssen die Spieler vorsichtshalber vom Wasser“, sagt Sabine Göbel der MAZ.
Wertschätzung erhofft
Daran will Jannis Liebmann nicht denken. Sein Team des VMW Berlin spielt in der ersten Bundesliga und kämpft bei der Deutschen Meisterschaft um den Klassenerhalt. Er hofft, dass die Sportart mehr Wertschätzung erhält. „Sie hat es einfach verdient, sich gesellschaftlich zu etablieren und ist ein toller Mix vieler Disziplinen“, sagt der 19-Jährige.
Kein Geld für Sportler
Liebmann betont, dass immer mehr Vereine die Ausrüstung für Sportler stellen, doch das Hobby bleibt momentan noch ein teurer Spaß. So kostet ein gutes Kajak laut dem Berliner um die 1500 Euro und ein Paddel bis zu 400 Euro. „Der Sport ist auf dem aufstrebenden Ast, die finanzielle Ausstattung könnte sich aber verbessern“, sagt der Berliner. Denn obwohl er in der Bundesliga spielt, verdient der Student mit dem Sport keinen Cent.
An der Regattastrecke fühlt er sich dennoch wohl. „Das hat schon ein bisschen Festival-Charakter hier, mit vielen Sportlern aus unterschiedlichen Nationalitäten“, sagt der 19-Jährige. Mit seinen Teamkollegen will er die Havelstadt erkunden und für das Kanu-Polo werben. „ Ich hoffe, dass am Wochenende möglichst viele Zuschauer vorbei schauen und sich den Sport genauer ansehen“, sagt der Berliner.
Infos zum Spielplan sind hier zu finden. Das letzte Finalspiel beginnt Sonntag um 16.05 Uhr, anschließend kürt Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) die neuen Deutschen Meisterinnen und Meister ab 17 Uhr bei der Siegerehrung. Der Eintritt ist an allen Wettkampftagen frei.
Von André Großmann