Prüfung in der Corona-Krise: Zwei Abiturientinnen erzählen, wie es läuft

Zwei junge Frauen teilen sich ein Schicksal: Sophie Kolkmann und Laura Charlotte Prager gehen in die zwölfte Klasse des von Saldern-Gymnasiums – und machen dort aktuell ihr Abitur. Denn trotz Lockdown und Schulschließungen: Die Prüfungen finden in Brandenburgs Schulen statt. Seit Anfang dieser Woche sitzen die Zwölftklässler in „ausgedünnten“ Klassenzimmern, auf großem Abstand und mit Desinfektionsmitteln versorgt. Auch die letzten Tage vor den wichtigen Klausuren liefen 2020 anders, als in den vielen Jahren zuvor. Erste schriftliche Prüfung ist geschafft: Sophie und Laura haben am Mittwoch ihre erste Prüfung in Biologie geschrieben. Beide fühlten sich gut vorbereitet und sind zufrieden aus dem Klassenzimmer gegangen. „Ich dachte, Biologie wird am schwersten und habe mich dort am meisten vorbereitet“, sagt Laura Charlotte Prager. „Deswegen bin ich jetzt viel optimistischer und entspannter.“ Als die Schulschließungen verkündet wurden, standen noch zwei Wochen Unterricht für die Zwölftklässler an. „Vom Stoff her war das nicht so schlimm“, kommentiert Sophie Kolkmann. Auch wenn sie nicht mehr in unmittelbarem Kontakt zu ihren Lehrern standen, sind sie von diesen aber mit Informationen und Materialien versorgt worden. Geplante Lerngruppen mussten abgesagt werden, stattdessen sind die Schüler in Whats-App-Gruppen im Austausch. Außerdem haben die 18-Jährigen ihren ganz eigenen Lernstil entwickelt. Sophie geht dabei sehr strukturiert vor. „Ich habe mir am Anfang für alle Prüfungsfächer eine Übersicht erstellt“, berichtet sie. Daraus entwickelte Sophie einen Lernplan für fünf Wochen, griff zu Büchern und Lernvideos. „Meine Mama hat mich oft abgefragt. Das hat mir enorm geholfen“, fügt sie hinzu. Einmal am Tag Sport muss sein: Außerdem achtete die Gymnasiastin auf einen geregelten Tagesablauf. „Ich habe mir jeden Tag den Wecker auf 7.30 Uhr gestellt.“ Dann lernte sie, machte eine Mittags- sowie Sportpause und lernte wieder. Die Motivation sei von Tag zu Tag aber schon schwieriger aufrecht zu halten gewesen, gibt Sophie zu. „Die Tage gehen ineinander über“, begründet sie. Auch Laura fehlen die soziale Abwechslung sowie die Routine aus der Schulzeit. Sie hat ebenfalls darauf geachtet, sich ihr Lernpensum aufzuteilen und vor allem Sport in den Alltag einzubauen. Mindestens eine Stunde täglich, gern im Freien. Ansonsten zog sie sich mit ihrem Hefter und Büchern aufs Bett zurück. „Weil ich da die meiste Ruhe habe.“ Doch ein Mangel an Ruhe ist es eigentlich nicht, was Laura und Sophie neben den Prüfungsvorbereitungen am meisten bewegt. Die beiden treiben eher die fehlenden sozialen Kontakte und zerbrochene Pläne um. Als auf den Schulfluren noch Trubel herrschte, rechneten die jungen Frauen nicht so wirklich damit, dass die Gänge und Klassenzimmer bald verwaist sein würden. „Als wir es im Sportunterricht erfuhren, waren wir geschockt. Manche Schülerinnen haben sogar geweint“, erzählt Sophie. „Es war einfach eine Enttäuschung.“ Feiern können die jungen Leute ihren Abschluss nicht: Denn, während die Jahrgänge zuvor ihren letzten Schultag mit Verkleiden und bimmelnden Fahrradzügen durch die Stadt feiern konnten, blieb das den Abiturienten diesmal verwehrt. Laura gehört dem Abikomitee an, hat wochenlang mit Mitschülern daran gearbeitet, den letzten Schultag als Erlebnis zu gestalten. „Ich war mega traurig und frustriert, meine geplanten Sachen fallen zu lassen“, sagt sie. Dennoch bleibt die Noch-Schülerin optimistisch. „Vielleicht kann der zwölfte Jahrgang ja nach den Prüfungen zurück kommen und Spaß und Spiele nachholen“, meint sie. Von einer endgültigen Absage des Abiballs will Laura ebenfalls nicht reden. Sie spricht lieber von verschieben und hofft, dass es das rauschende Fest doch irgendwann für ihren Jahrgang geben wird: „Weil das der krönende Abschluss ist“. „Wie so viele andere habe ich auch schon Kleid und Schuhe und habe mich drauf gefreut“, erzählt Mitschülerin Sophie. Selbst im Kleinen können die Klassenkameraden nicht so miteinander feiern, wie es eigentlich vorgesehen war. „Ich wollte mit Freundinnen zusammen auf ein Festival gehen an dem Tag nach den Ergebnissen“, erzählt Laura. Das fällt jetzt genauso aus, wie ihr Vorhaben, im Sommer freiwillige Arbeit im Ausland zu leisten. Nach dem Abitur kommt erst einmal alles anders: Sophie wollte ebenfalls in die Welt hinaus. Sie hatte diverse Trips und Reisen mit Familie und Freunden geplant. Außerdem hatte sie sich auf einen Nebenjob beworben, wollte nach bestandener theoretischer Prüfung zudem ihre Fahrstunden in Angriff nehmen. Die Abiturientin hätte die Zeit gern anders genutzt. „Es ist ärgerlich, weil es jetzt diese freien Monate bis zum Studium sind“, sagt sie. Sophie möchte in Halle oder Potsdam Psychologie studieren. Laura will ebenfalls studieren – Ernährungs- oder Gesundheitswissenschaften. Sie ist froh, dass sie ihren Führerschein bereits hat und daher wenigstens ein wenig mobil ist. Außerdem jobbt die 18-Jährige in einem Supermarkt und wird dort weiterhin gebraucht. Der Lockdown habe ihr zumindest ermöglicht, neben den Prüfungsvorbereitungen weiter arbeiten zu können. „Es ist schön, etwas zu tun zu haben“, sagt Laura dazu. Von Antje Preuschoff

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