Rewe betreibt Spielplatz – weil Brandenburger Jugendklubs nicht wollten

Kann ein Spielplatz einen rechtspopulistischen Hintergrund haben? Offenbar schon. Weil die Initiative dazu von der Brandenburger AfD-Fraktion ausgegangen war, wollten HdO, Club am Trauerberg (CAT) und Café Contact seinerzeit nicht Träger eines Spielplatzes neben dem Einkaufsmarkt am Zentrumsring werden. Das sagt jedenfalls Axel Brösicke, Vorsitzender der AfD-Fraktion in der Brandenburger Stadtverordnetenversammlung (SVV). „Traurige Entstehungsgeschichte“: Am 19. Mai öffnet der neue Rewe-Markt auf dem Gelände der alten Stärkefabrik. „Gleich daneben ist ein kleiner, aber sehr schöner Spielplatz entstanden, dieser hat eine eigentlich eher traurige Entstehungsgeschichte“, erzählt Brösicke. Nicht ohne Stolz verweist der AfD-Fraktionschef auf ein Schreiben des Projektentwicklers Isarkies vom 11. November 2014. Darin bestätigt die Isarkies-Geschäftsführung, dass die Idee eines Sport- und Spielparks für Kinder und Jugendliche auf die Brandenburger Rechtspopulisten zurückgeht. Ursprünglich mit Kletterwand und Halfpipe: Der Investor sicherte der Fraktion seinerzeit zu, den Sport- und Spielpark mit Kletterwand, Halfpipe, Tischtennisplatten, BMX-Parcours und andere Geräte im Rahmen seiner Gesamtinvestition zu finanzieren – samt Zaun, Sitzmöglichkeiten und Gerätehäuschen. Isarkies wollte das Gelände für einen symbolischen Euro pro Jahr an einen Betreiber verpachten, der den kompletten Aufbau geschenkt bekommen sollte. Betreiber gesucht, aber nicht gefunden: Beflügelt von der positiven Reaktion des Investors suchten Brösicke und seine Mitstreiter nach einem passenden Betreiber. „Nach unserer Vorstellung hätten die Brandenburger Jugendklubs diesen Park gemeinsam für die Kinder und Jugendlichen der Stadt betreiben können“, so der AfD-Fraktionschef. Weil seine Fraktion von deren Berührungsängste mit der rechtspopulistischen AfD wussten, habe sie den eher links orientierten Jugendklubs angeboten, den Park ohne jegliche Beteiligung der AfD-Fraktion zu übernehmen. Brösicke: „Leider wollten die Träger der Jugendklubs aber lieber auf diesen Park verzichten, als eine Idee der AfD umzusetzen“. Dies habe ihm HdO-Chef Andreas Walz seinerzeit am Rande einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses mitgeteilt. Vorm eigenen Klientel unglaubwürdig: Andreas Walz bestätigt, dass ein gemeinsames Projekt mit der AfD für das HdO tatsächlich nicht in Frage gekommen sei und er dies Brösicke seinerzeit mitgeteilt habe. „Wir hätten uns damit vor unserem eigenen Klientel unglaubwürdig gemacht“, erklärt Walz. Denn nur weil die Brandenburger AfD einmal etwas Gutes tut, seien die anderen furchtbaren Positionen damit ja nicht verschwunden. Der Spielplatz ist nun ohne Jugendklub-Betreiber kleiner ausgefallen als ursprünglich vom Investor beschrieben. Er besteht aus Spielgeräten aus Holz. Kletterwand, Halfpipe, Tischtennisplatten, BMX-Parcours gibt es nicht. Als Edeka auf dem Gelände der Stärkefabrik seinen Einkaufsmarkt bauen wollte, war ein Spielplatzbau dort gar nicht vorgesehen. Gleichwohl hatte der Investor seinerzeit in Einzelgesprächen mit den Fraktionen versucht, Zustimmung für sein Vorhaben zu gewinnen. Die AfD-Fraktion hatte ihre Zustimmung seinerzeit an den Spielplatzbau geknüpft und im Zuge dessen im November 2014 die Zusage von Isarkies erhalten. Diese Zusage kam aber gar nicht zum Tragen, weil das Edeka-Vorhaben, das keinen Spielplatz vorgesehen hatte, bekanntlich gar nicht umgesetzt wurde. Denn es war klar geworden, dass ein entsprechender Satzungsbeschluss mit Erfolg rechtlich angefochten worden wäre. Erst im Bebauungsplan für den neuen Rewe-Markt wurde der Spielplatzbau einbezogen. Investor dieses Projekts war ebenfalls Isarkies. Der Entwickler hat sich also an seine eigentlich für das Edeka-Projekt gegebenen Zusage an die AfD gehalten und sie auf das tatsächlich realisierte Projekt übertragen. Investiert habe Isarkies deutlich mehr als 100 000 Euro, berichtet Brösicke unter Berufung auf Angaben des Investors. Betrieben werde der Spielplatz von der Rewe-Gruppe. Sobald die Corona-Krise überstanden ist, steht der kleine Spielplatz allen Kindern der Stadt zur Verfügung. AfD-Mann Brösicke bedankt sich beim Investor fürs Worthalten und schreibt: „Wir freuen uns, dass unsere damalige Initiative nicht ganz umsonst war.“ Von Jürgen Lauterbach

Brandenburg an der Havel - Rewe betreibt Spielplatz – weil Brandenburger Jugendklubs nicht wollten