Sexueller Missbrauch: Kongress in Brandenburger Kinderpsychiatrie

In der Corona-Krise ist die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Brandenburg/Havel mutig und zuversichtlich. Die Fachärzte planen für September einen prominent besetzten Fachkongress und hoffen, dass nicht nur Fachleute kommen werden, sondern auch andere interessierte Menschen. Das Thema ist spannend und wichtig genug. Im Mittelpunkt stehen die Möglichkeiten und Schwierigkeiten, junge Patienten zu therapieren, die durch sexualisierte Gewalt traumatisiert sind. „Wir hoffen, dass im September wieder Veranstaltungen mit 100 Teilnehmern möglich sind“, sagt Andrea Tschirch, leitende Oberärztin der Klinik. Notfalls könnten Nebenräume mit Übertragungsmöglichkeit genutzt werden. Scham und Schuld in der Psychotherapie: Die Tagung mit dem Titel „Scham- und Schuldgefühle in der Psychotherapie – der therapeutische Umgang mit erlebten Grenzüberschreitungen im Kindes- und Jugendalter“ ist vorgesehen für den 12. September und findet statt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Asklepios-Fachklinikums Brandenburg auf dem Görden. Zu den Hauptreferenten gehört Jörg Fegert. Der Professor ist Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ulm und hat sich intensiv mit dem Thema Missbrauch beschäftigt. Für die Opfer und deren Familien habe er sehr viel auf den Weg gebracht, besonders in der Zusammenarbeit mit der Justiz, erklärt Andrea Tschirch. Der prominente Referent wird einen Überblick geben über die Entwicklungen und den aktuellen Stand der Therapie für Patienten, die durch sexualisierte Gewalt traumatisiert sind. Sowohl in Gerichten, als auch in Therapien sei es wichtig, die Schuld-, Scham-, und Loyalitätsproblematik der Opfer zu verstehen, erläutert die leitende Oberärztin der Brandenburger Klinik. Eine Referentin war selbst jahrelang Opfer: Die Referentin Ursula Schulenburg ist eine außergewöhnliche Frau. Sie ist selbst jahrzehntelang Opfer von sexueller Gewalt in der Familie gewesen und hat selbst einen Opferschutzverein gegründet. Wie Andrea Tschirch versichert, spricht sie vollkommen offen über das, was ihr passiert ist. Außergewöhnlich deshalb, weil viele Betroffene nachhaltig psychisch geschädigt sind. Schließlich übertragen Täter einen Teil ihrer Schuld Themen auf die Opfer, besonders wenn es Kinder sind, indem sie sich in Lügen und Selbstanschuldigungen verwickeln. Regionale Hilfsorganisationen nehmen teil: An dem für Interessierte offenen Fachkongress nehmen außerdem auch in Brandenburg/Havel aktive Hilfsorganisationen teil, nämlich „Wildwasser“, „Parduin“, „Tara“, das Frauenhaus und die Verbrechensopfer-Hilfsorganisation Weißer Ring. Anmeldungen zu dem Symposium sind nach derzeitigem Stand ab August möglich. Von Jürgen Lauterbach

Brandenburg an der Havel - Asklepios-Kinderpsychiatrie organisiert Kongress zu sexuellem Missbrauch