So soll im Stahlpalast in Brandenburg an der Havel geimpft werden

Es wird trotz eventueller Aufregung vor der Spritze für jeden Gast des Impfzentrums im Stahlpalast eine überschaubare Angelegenheit: Durch die linke Tür des Haupteingangs geht es hinein, am Ende des Foyers gibt es sechs Registrierungsplätze, bevor es durch die linke Tür hinein in den großen Saal geht. Hier gibt es einen kleineren Wartebereich vor den sechs Impfkabinen, in denen das Aufklärungsgespräch und die eigentliche Impfung stattfinden. Einbahnstraßenverkehr im Haus: Dahinter gibt es einen größeren Wartebereich, jeder Geimpfte muss 30 Minuten warten, um ausschließen zu können, dass es eine allergische oder andere medizinisch relevante Reaktion nach dem Injizieren gibt. Für diesen Fall gäbe es auch noch Liegen, auf denen das Eintreffen des Rettungsdienstes abgewartet werden kann. Für das Erstversorgen sind aber genügend Ärzte da, weil aus Haftungsgründen nur approbierte Mediziner die Spritze setzen dürfen. Die übergroße Mehrheit der frisch Geimpften wird nach der halben Stunde des Stahlplalast über die andere Eingangstür verlassen – und in drei Wochen noch einmal wiederkommen. Insgesamt vergeht vom Eintreffen bis zum Verlassen maximal eine Stunde. Festgelegte Termine gelten: „Es müssen die Menschen auch nicht früher kommen. Wer einen festgelegten Termin vereinbart hat, kommt zu diesem auch an die Reihe“, sagt Andreas Röder vom Corona-Stab der Landesregierung. Er hat gemeinsam mit seinem Kollegen Ralf Heinicke schon das Öffnen der Impfzentren in Potsdam und Cottbus begleitet, an diesem Donnerstag ist Schönefeld an der Reihe. Standort ist gut geeignet: „Der Standort ist sehr gut als Impfzentrum geeignet, es geht nur um Kleinigkeiten, die zu ändern sind“, sagt Marek Heinemann von der Firma Production Office. Sie hat von der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin-Brandenburg KVBB den Auftrag, vor Ort die Zentren herzurichten. Das geschieht in Zusammenarbeit mit Messebauern, Handwerkern, Dienstleistern und IT-Experten von KVBB und Landesregierung. Viele Arbeiten noch notwendig: Die „Kleinigkeiten“ haben einen ziemlichen Umfang. So wird der ganze Saal mit einem neuen Boden ausgelegt, weil der vorhandene Spannteppich gar nicht desinfizierbar ist. „Es wird ein ausrollbarer Boden verlegt, der schwimmend verklebt wird“, sagt Heinemann. Vor Ort sind an diesem Mittwoch zwei Dutzend Experten zur Besichtigung: Die Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter Unfallhilfe und Arbeiter-Samariter-Bund, Vertreter von Landesregierung, Stadtverwaltung, KVBB, Informatiker sowie Stahlpalast-Verwaltung. Stromversorgung muss sicher sein: Es geht um Zahl und Kapazität von Stromanschlüssen, um Licht, um LAN-Kabel für die Datenübertragung. Ein Problem stellt die Lüftungsanlage dar: Sie basiert auf einem Umluftsystem, muss aber umgestellt werden auf Frischluft. Oder es müssen Möglichkeiten zum Stoßlüften geschaffen werden. Es geht um Notstromaggregate und Systeme der Unabhängigen Stromversorgung USV, die einen Kollaps bis zum Anspringen der Dieselgeneratoren auffangen. Kühlschränke mit W-LAN-Meldern: Es geht um Lagerräume für die Kühlschränke, die mit Datenloggern ausgerüstet sind und Temperaturschwankungen per W-LAN automatisch weitermelden. Es muss eigens ein Lagerist eingestellt werden, der medizinische Schutzkleidung, Verbrauchsmaterialien und vor allem den Impfstoff ausgibt und rechtzeitig Nachschub bestellt. Viele Helfer stehen bereit: Die drei Hilfsorganisationen werden täglich mit 18 Personen im Impfzentrum vertreten sein: Zehn vom federführenden DRK, sechs von den Johannitern und drei vom ASB. Leiter des Impfzentrums wird Stefan Bornholt vom DRK, der den Überblick über die Dienstpläne auch von den impfenden Ärzten und den Medizinischen Fachangestellten hat, damit es nicht zu Pannen kommt. Stadt bietet Hilfe an: Es geht um Fragen der Rund-um-die-Uhr-Bewachung, der Reinigung, des Möblierens und viele andere Aspekte, die Außenstehende gar nicht groß mitbekommen. Das alles muss noch vor dem Start am 25. Januar geklärt sein. Das komplette Wegeleitssystem im Innern des Stahlpalastes stellt eine Potsdamer Druckerei her. Das Leitsystem an den großen Straßen für die auswärtigen Impflinge will die Stadt organisieren, verspricht Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU). Die Verwaltung will sich beispielsweise auch um andere Dienstleistungen kümmern, diese schnell und beschränkt ausschreiben und Servicefirmen binden. Alle Kosten bezahlt der Bund: Um Kosten muss sich die Kommune nicht allzu viele Sorgen machen. „Die Kosten werden erstattet im Rahmen der nationalen Impfstrategie. Es ist ein Sorglospaket, muss aber wirtschaftlich vertretbar sein“, sagt Heinicke vom Corona-Stab des Landes. Von André Wirsing