Sterntaler in Brandenburg an der Havel: Fahrräder nur für Prinzessinnen

So schnell kann der Weihnachtsmann gar nicht wegrennen, wie er überraschend von Lydia Lück umarmt wird. Die fünffache alleinerziehende Mutter freut sich in allererster Linie darüber, dass der drei Monate alte Marlon zurück in der Familie ist. Aber auch die Sterntaler-Überraschung ist gelungen, schließlich hat Sozialpädagogin Ute Pantke den Kontakt ziemlich kurzfristig vermittelt. Robin (7) freut sich nun über den Monstertruck Predator, seine Schwestern Evangeline (8) und Kyra (11) über eigene Tablets. Und für den Mini-Mann kann die Mama sowieso nicht genügend Pampers, Feuchttücher und Rasseln haben. Schlaflose Nacht vor Bescherung: Maja-Sophie (10) hat die ganze Nacht vor der Bescherung nicht geschlafen, sagt sie. Lucas (7) wippt aufgeregt mit den Knien. Und Mama Sabine Dimitrov hält fassungslos die nigelnagelneue Overlock-Nähmaschine in den Händen. Nebenbei gesagt: Die Redaktion hätte einen Handel mit Nähmaschinen aufmachen können, so viele haben die MAZ-Leser angeboten. Doch die junge Frau wollte einen bestimmten Typ, und dieser Wunsch sollte ihr erfüllt werden. Möbelkauf und Reisen stehen aus: Die Tränen kullern aus ihren Augen, sie entschuldigt sich sogar dafür. Zum 1. Mai hat sie vielleicht eine andere Wohnung in Aussicht, ebenfalls bei der Wohnungsbaugenossenschaft WBG. Doch sie konkurriert noch mit einer anderen Familie, deshalb hofft und bangt sie noch. Aus diesem Grund hat sie auch noch nicht die neue Essecke bekommen, sondern einen Gutschein für den dann anstehenden Möbelkauf. Und – wegen der aktuellen Lage – einen Gutschein für eine gemeinsame Kurzreise, das Reisebüro hat versprochen, Sabine Dimitrov anzurufen und gemeinsam mit ihr etwas Passendes auszusuchen. Überraschung fürs Team: Die beiden Kinder halten für das Sterntaler-Team noch eine Überraschung bereit: Eine Tüte mit kleinen selbstgebastelten Weihnachtsüberraschungen sowie jede Menge Schokis als Dankeschön. Eine tolle Geste! Ein Tag im Marienbad: Freudentränen auch bei Anika Rippler, die Kinder schauen ganz verschüchtert ob der Flut an Spielsachen, die in ihre Stube getragen werden: Nintendo Switch, Babyborn Sister, Schminkkasten, Light Doodle Moon & Stars. Der kleine herzkranke Matthis (1) kann nicht den Blick wenden von der Tut-Tut-Parkgarage mit den passenden Monster-Flitzern, Treckern, Coupés und Feuerwehrautos. Da interessiert erst einmal nicht die neue Mickey Mouse. Für Paulina (3) und Emma (6) kommt die eigentliche Überraschung eine halbe Stunde nach der Bescherung: zwei Prinzessinnen-Fahrräder in Pink und Weiß-Lila. „Ich kann schon ohne Stützräder fahren“, sagt Emma. Dann muss sie Papa Torsten abbauen. Der Rheumakranke freut sich über ein E-Bike mit niedrigem Einstieg. Und die Kinder bekommen noch Gutscheine für Rappelkiste, Marienbad und dazugehörigem Bistro. „Sobald das wieder geht, verbringen wir einen ganzen Tag im Marienbad“, verspricht Mama Anika im Beisein aller. Ein Opa für die Familie: Und bei Familie Poenaru gibt es nun so etwas wie Familienzuwachs: Rebeca Poenaru hat faktisch Werner Mattern als Großvater für die Familie adoptiert. Der 91-Jährige hat 1000 Euro in bar für diese Familie gespendet, weil sie um den 15 Jahre alten Darwin kämpft, der bereits mehr als sein halbes Leben im Wachkoma liegt. Vor vielen Jahren hat Mattern einen Sohn im Altern von 17 Jahren bei einem Unfall verloren. Von dem Geld landeten 650 Euro bei den Sterntalern wurden unter anderem für den Kauf einer Waschmaschine verwendet, die 17 Kilogramm Wäsche mit einem Schlag bewältigt. Gegenseitige Hilfe: Die restlichen 350 Euro hat er der Familie nun persönlich übergeben. Die Mutter wollte es erst gar nicht annehmen, beide einigten sich am Ende: Sie bekommt das Geld, will aber im Gegenzug dem alten Mann helfen, mal für ihn kochen, mal putzen. „Wir haben keinen Opa, vielleicht wollen sie ein Großvater für uns sein.“ Von André Wirsing