Tagebuch Stephan Boden: Hertha auf der Siegerstraße und Ivan auf der Kita-Liste

Der in Brandenburg an der Havel lebende Autor Stephan Boden führt ein Corona-Tagebuch. Die MAZ veröffentlicht die Erlebnisse regelmäßig und exklusiv. Corona-Tagebuch, Samstag, 23. Mai 2020: Lügenpresse! Heute morgen las ich, Hertha soll im Olympiastadion 4:0 gegen Eisern Union gewonnen haben. Es waren nur ein paar ausgewählte Journalisten im sonst menschenleeren Stadion. Und alle schrieben und berichteten auffällig ähnlich von dem Spiel. Sowohl der Spielverlauf, die Torschützen, ja sogar die Minuten, in denen die Tore gefallen sind, wurden überall deckungsgleich aufgeschrieben. Mancher würde sagen: Die Berichterstattung der „Systemmedien“ ist „gleichgeschaltet”. Kann man diesen Hertha-Sieg also glauben? Ich bin mal tiefer eingestiegen und habe das gemacht, was derzeit viele Verschwörungstheoretiker machen: Ich habe im Internet recherchiert. Die Lehmann-Verschwörung: Seit ohne Zuschauer gespielt wird, läuft es bei der Hertha sehr gut. Wie von Geisterhand. Ein 4:0! Gegen Union! Das wäre vor Corona überhaupt nicht möglich gewesen. Seltsamerweise steht die Hertha nun vor Union in der Tabelle. Um zu sehen, was wirklich dahinter steckt, reichen ein paar Klicks: Mitten während der Lockdowns wurde Jens Lehmann in den Aufsichtsrat der Hertha berufen. Lehmann war während der WM 2006, dem „Sommermärchen” Torwart der deutschen Nationalmannschaft. In dem gleichnamigen Film gibt es eine Szene, in der die ewige Kanzlerin Angela Merkel, sich mit den Spielern trifft. Damals spielte Lehmann noch in England und fragte vor laufenden Kameras, welchen Grund die Kanzlerin für ihn sähe, zurück nach Deutschland zu kehren. Ihre Antwort war das Elterngeld, welches er hier beziehen könne. 2018 las man dann die Meldung, Lehmann würde der Steuerhinterziehung und dem doppelten Bezug von - Achtung! - Kindergeld verdächtigt. Danach findet man nichts mehr über diese Sache. Nur zwei Jahre später geht Lehmann in den Aufsichtsrat der Mannschaft, die in der gleichen Stadt spielt, wo Frau Merkel wohnt. Und er bekam offenbar gleich doppelt die Bezüge, die Merkel ihm damals anbot. Zufall? Noch besser wird es, wenn man sich mal ansieht, wer der sogenannte „Performance-Manager” der Hertha ist: Arne Friedrich. Auch der spielte 2006 bei der WM im eigenen Land und hatte damals sehr viel Kontakt zur Kanzlerin. Auf der Website www.unterstuetzt-merkel.de sieht man Herrn Friedrich sogar im Trikot des DFB mit der Aussage: „Weil sie Spielmacherin unserer Wirtschaft ist.” Er macht also ganz offen Werbung für Frau Merkel. Die alte Seilschaft von 2006 ist also wieder am Werk. Und prompt gewinnt die Hertha gegen einen Club, dessen Fans eher Links anzusiedeln sind. Ja sicher. Natürlich ohne Zuschauer, weil die ja derzeit verboten sind. Von wem? Na klar, von Frau Merkel. Schiedsrichter der Partie war übrigens Harm Osmers. Der hatte unlängst für einen Skandal gesorgt, weil er einem Hertha Spieler die rote Karte zeigte, nachdem er von einem Zuschauer übelst rassistisch beschimpft worden war. Und der pfeift plötzlich dieses brisante Stadt-Duell? Und Hertha gewinnt? Aufgeklärt: Bill Gates sägte Klinsmann ab: Es kommt noch besser: Als Arne Friedrich und Jens Lehmann für Deutschland spielten, war Klinsmann Trainer. Der, der mitten im Lockdown plötzlich spurlos von der Bildfläche verschwand. Auf Bildern sieht man Klinsmann häufig mit Apple-Geräten posieren. Seinen Aufsichtsrats-Nachfolger bei der Hertha, also Jens Lehmann, habe ich dagegen in der Bildersuche von Google auf einem Foto gesehen, wo er vor einem Windows-Rechner sitzt. Ebenso Arne Friedrich. Apple ist der größte Konkurrent von Windows und somit der größte Feind von.... Bill Gates! Noch Fragen? So. Und mit dieser Geschichte habe ich eine sehr plausible Erklärung, sprich Verschwörungsgeschichte gefunden, für etwas, was ich nicht will. Genauso, wie man das derzeit macht. Geht ganz einfach! Sonntag, 24. Mai 2020: Baby Ivan wächst und gedeiht. Ihm geht es gut und wir genießen die Zeit mit ihm. Heute wollen wir mal eine Liste machen, welche Kitas wir in der kommenden Woche kontaktieren, um für ihn ab Januar 2021 einen Platz zu finden. Anja möchte dann wieder so allmählich zu ihrer Arbeit zurückkehren und Homeoffice mit Arbeitstagen im Büro verbinden. Ich arbeite ja eh überwiegend von zu Hause aus und da kann ich mich natürlich viel um Ivan kümmern. Wir haben derzeit keine Ahnung, ob und wie das mit einem Kita-Platz klappt. Eigentlich stand die Kita-Suche schon vor drei Monaten auf unserem Zettel, weil Plätze in der Innenstadt rar sind und man sich sehr früh anmelden muss. Dann kam die Corona-Krise, die Kitas machten zu und so verschob sich das alles nach hinten. In der Zeit während der härteren Maßnahmen wollten wir uns darum nicht kümmern, weil die Kitas ja sicher anderweitig beschäftigt waren. Das ist so eine dieser Folgen der Pandemie, die uns auch treffen. Wenn es ganz schlecht läuft, sogar hart treffen. Wir hoffen nun, dass uns die Krise die Sache nicht schwerer macht, als sie es eh schon ist. Teilweise dauert es ja sehr lange, bis man einen Platz bekommt und so ein wenig Planungssicherheit wäre schon gut. Als Freiberufler ist man zwar zeitlich flexibel, muss allerdings immer daran arbeiten, dass das Geld auch weiterhin reinkommt. Und dafür braucht man ein wenig Sicherheit, was auf uns zukommt. Aber das weiß man in dieser Zeit ja sowieso nur begrenzt. 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