Vor fünf Jahren: Was von der Buga geblieben ist

Wer auch immer eine Bundesgartenschau als reine Blümchen-Messe abgetan hat, sollte heute an einem sonnigen Wochenende mal auf den Marienberg gehen, durch den Humboldthain wandeln, auf dem Packhof flanieren oder sich nahe der Jahrtausendbrücke am Havelufer aufhalten. Alle diese Orte erobern die Brandenburger regelmäßig in ihrer Freizeit. Eröffnung an kaltem Tag: Vor fünf Jahren wurde die Bundesgartenschau 2015 Havelregion eröffnet, es war ziemlich kalt an diesem 19. April, die Sonne schien nur spärlich, noch war nicht alles aufgeblüht. Der Besucherstrom war anfangs schwach, es besserte sich aber. Nur zum Ende hin wurde es wieder spärlicher. Was hat die Buga aber nun der Stadt gebracht? Sehr viel. Stadtentwicklungsprojekte wie der Hauptbahnhof oder der Nicolaiplatz wurden realisiert in einer kurzen Zeit, wie sie zuvor undenkbar schien. Auch im Kleinen wurden sehr viele Immobilien von ihren privaten Besitzern auf Vordermann gebracht, das Stadtbild wurde insgesamt schöner. Kooperation mit Nachbarn: Die Stadt hat mit ihren Nachbarn zusammengearbeitet, hat über den Tellerrand hinaus geschaut. Weil das damals so gut klappte, wurde es über die Bundesgartenschau hinaus fortgesetzt, beispielsweise mit dem Regionalen Wachstumskern Westbrandenburg für ein gemeinsames Entwickeln der Wirtschaft. Steigende Touristenzahlen: Beim Tourismus ist der Effekt ebenfalls ein langfristiger: Im Vor-Buga-Jahr gab es 191.811 Gäste-Übernachtungen in der Stadt, während der Gartenschau waren es 261.953. Im vergangenen Jahr waren es ohne Bundesgartenschau immerhin 250.171 Übernachtungen, außer 2017 gab es in jedem Jahr kontinuierliche Steigerungen. Auch heute haben die Havelstädter immer noch etwas von ihrer Buga. Der Marienberg ist nicht nur ein Gartendenkmal, sondern auch ein echter Bürgerpark, der liebevoll von einem Team der Bas erhalten und gepflegt wird. Eine Bürgerinitiative will heute den Packhof für eine (notwendige) Bebauung gar nicht mehr hergeben. Und die neuen Nachbarn in der Stadt sind auch gekommen, weil es nicht nur genügend Kitaplätze und Wohnungen gibt, sondern auch ein ansehnliches Umfeld. Differenziertes Fazit: In der Verwaltungsspitze hat maßgeblich der Beigeordnete Michael Brandt (CDU) in der Vorbereitung und Durchführung zum Gelingen der Bundesgartenschau beigetragen, er war damals nicht nur für die Stadtentwicklung zuständig, sondern sprang auch viele Monatte als Geschäftsführer des Zweckverbandes für die darin vereinten Kommunen Brandenburg an der Havel, Premnitz, Amt Rhinow (Stölln) und Havelberg ein. Sein persönliches Fazit zur Buga 2015 fällt heute ziemlich differenziert aus. „An dem Projekt Buga haben wir etwa zehn Jahre gearbeitet. Als Instrument der Stadtentwicklung war es ein uneingeschränkter Erfolg. Alle Projekte der Stadt im Investitionshaushalt wurden auf den Punkt fertig und blieben im Kostenrahmen. Darauf bin ich stolz.“ Demgegenüber müsse die Durchführung der Veranstaltung rückblickend differenziert betrachtet werden. Gut war, dass die Stadt mit dem Havelland zusammengearbeitet hat. Auch werde dies bleiben, da hier positive Effekte bei Wirtschaft und Tourismus nachwirken. Wirtschaftlich nicht funktioniert: „Was eine Gartenschau mit fünf Städten angeht, so war dies ein Experiment. Wirtschaftlich hat dies nicht funktioniert. Die Einnahmen waren auf dem Niveau einer guten Landesgartenschau. Die Ausgaben fielen zum Teil fünffach an und waren durch die Einnahmen nicht zu decken. Die Gründe sind vielfältig. Die politische Vorgabe aus der Stadt war, nicht die eingeführte Marke ,Havelland’ zu bewerben. Das machte das Marketing schwer. Das Marketingkonzept was auch zu sehr lokal ausgerichtet. Schon die Berliner wurden nicht mehr erreicht.“ Gastfreundliche Stadt: Auch das von der Politik gewünschte Modell einer Eintrittskarte für alle Standorte sei von den Besuchern nicht angenommen worden. Als Leistungsschau wurde nicht immer und an allen Standorten Bundesgartenschau-Niveau erreicht. „Insgesamt denke ich gern an das Projekt zurück, es hatte Licht und Schatten. Persönlich sind mir die vielen freundlichen Gesichter der Menschen in unserer Stadt im Sommer 2015 in Erinnerung geblieben. Die Stadt war gastfreundlich, liebevoll und lebenswert." Finanzielle Verluste: Natürlich wird mancher an die finanziellen Verluste denken, an die sieben Millionen Euro von den fünf Kommunen, die als eiserne Reserve gedacht und schon vor Schaubeginn verpulvert waren. Oder an die zehn Millionen Euro Verlust, auf denen die Kommunen bislang sitzengeblieben sind. Brandenburg an der Havel als größte Kommune trägt davon immer zwei Drittel. Es gibt Hoffnung, etwas von dem Geld wiederzusehen. Die Stadt hat beim Innenministerium den Antrag gestellt, aus dem Notfalltopf 6,7 Millionen Euro wieder zu bekommen. Es gab wohlwollende Signale aus Potsdam, doch hat man derzeit dort bekanntermaßen anderes zu tun. Den großen Finanzkritikern kann man nur entgegenhalten, dass es positive Effekte der Bundesgartenschau gibt, die sich nicht in Cent und Euro bemessen lassen. Von André Wirsing

Brandenburg an der Havel - Fünf Jahre danach: Was von der Buga geblieben ist