Bestensee: Brigitte Behr soll ihre neu gebauten Terrassen wieder abreißen, sagt die LDS Baubehörde

Brigitte Behr steht vor den Trümmern ihres Lebens. Dies, obwohl es auf ihrem Grundstück in der Dorfaue in Bestensee so schön ist wie noch nie zuvor. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten haben sie in den vergangenen Jahren weder Mühe noch Geld gescheut, in Haus und Hof zu investieren. „Wir wollten es schön haben im Alter“, sagt die Bestenseerin. Jetzt sollen sie alles wieder abreißen, weil es für die Anbauten keine Genehmigung gab. Im Bürokratendeutsch heißt das: Rückbau. Kampf währt Jahre: Der Kampf mit den Kreisbehörden geht schon über Jahre. Jetzt soll es Ernst werden. „Wir haben nur noch Frist bis Ende März“, sagt Brigitte Behr. Dabei hat sie im Moment noch ganz andere Sorgen. Der Mann, mit dem sie zusammen lebt, ist im vergangenen Jahr schwer erkrankt, muss sich immer wieder medizinischen Behandlungen unterziehen. „Jetzt ist er in der Reha“, erklärt die Bestenseerin. „Den macht es fertig, was hier passiert“, weiß Brigitte Behr. Wohnung verkauft, in Grundstück investiert: Denn ihr Lebensgefährte habe, nachdem sie sich kennengelernt und verliebt hatten, seine Eigentumswohnung in Berlin verkauft, um zu ihr nach Bestensee zu kommen. „Sein ganzes Geld hat er hier rein geschmissen“, erklärt Behr. Stück für Stück hätten sie es sich hier schön gemacht. So kam ein Fenster in die Küche, ein Terrassendach über den Eingangsbereich des Wohnhauses, sowie eine weitere Überdachung zwischen zwei Nebengebäuden. An die Futterküche haben sie einen Kamin gebaut. Der schönste Platz: Sie haben vieles selbst gemacht, aber für die Terrasse am Haus und den Kamin Firmen beauftragt, damit alles seine Richtigkeit habe. So wurden kräftige Balken eingezogen, ein Glasdach befestigt. Darunter finden sich nun Sitzgelegenheiten und eine Voliere, denn Brigitte Behr liebt Vögel. Sie hält Papageien, Wellensittiche und Kanarienvögel. Auch auf der anderen Terrasse zwischen den beiden Nebengebäuden steht ein Tisch mit Sitzbänken. „Wenn es regnet, sitzt es sich hier so schön“, meint die Mitsiebzigerin. Baurechtsverstoß liegt vor: Doch mit der Richtigkeit hapert es, denn es liege ein Baurechtsverstoß vor, wie Michael Janek, Pressesprecher des Landkreises Dahme-Spreewald mitteilt. Dieser sei seit 2017 bekannt. „Die Mitarbeiter des Bauordnungsamtes haben mehrfach Gespräche mit den betreffenden Personen geführt mit dem Ziel, eine gesetzeskonforme und verhältnismäßige Lösung bezüglich der erforderlichen Rückbaumaßnahmen zu finden“, erläutert der Sprecher weiter. Es seien großzügige Fristen für die Rückbaumaßnahmen gesetzt worden. Die Notwendigkeit der Rückbaumaßnahmen seien in einer sehr engen Bebauung zum Nachbarn begründet, heißt es. Weitere Fälle: Brigitte Behr ist nicht der erste Fall in der Region. Angelika Konrads aus Kablow musste 2018 auf Geheiß des Landkreises den Pferdeunterstand für ihre sechs Ponys wieder abreißen. Bei einer Firma aus Motzen räumte der Landkreis 2019 ein, dass er Kenntnis davon erlangt habe, dass Bauten ohne Genehmigung errichtet worden sind. Ein ordnungsbehördliches Verfahren dazu läuft, schrieb damals Bernhard Schulz vom Landkreis. Enge Bebauung in der Dorfaue: „In der Bestenseer Dorfaue liegen die Grundstücke nun einmal eng beieinander“, findet die Bestenseerin, die seit 40 Jahren hier zu Hause ist. Die neu hinzu gekommenen Terrassen seien ja sogar weg vom Nachbarn errichtet worden. Ein sonst geforderter Mindestabstand zum Nachbarn von zwei bis drei Metern sei schon durch die ursprüngliche Bebauung gar nicht gegeben. Gibt es noch eine Rettung? Nach über drei Jahren Kampf und Auseinandersetzungen mit den Behörden ist Brigitte Behr am Ende ihres Lateins. Jetzt hoffe sie nur noch auf ein Wunder. Von Andrea Müller

Bestensee - Brigitte Behr muss abreißen