Die „Briesener Bleienten“ starten am Sonnabend um 14 Uhr in die neue Badesaison. Von da ab halten die zwölf ehrenamtlichen Rettungsschwimmer wieder tagtäglich Wache, damit beim Badevergnügen im Freibad Briesen keinem der kleinen und großen Badegäste unfreiwillig die Luft ausgeht.
Alles wieder in Ordnung gebracht
Vorab haben sie schon einmal dafür gesorgt, dass alles in Ordnung ist. „Wir haben aufgeräumt, die Grünanlagen auf Vordermann gebracht, die Hecken geschnitten“, sagt Virginie Hoppe. Auch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr seien mit vor Ort gewesen. „Sie haben wieder frisches Wasser in unser 25-Meter-Becken gelassen“, so die „Briesener Bleiente“ weiter.
Der Sprung ins kalte Wasser
Diese Woche haben die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer das Wasser selbst getestet. Mittwochabend sprangen sie sprichwörtlich ins kalte Wasser. „Jetzt hat es immerhin schon um die 19 Grad Celsius“, berichtet Susann Fischer, die ebenfalls zu den „Briesener Bleienten“ gehört. „Da hilft wirklich nur kalt duschen“, meinen Nicole Felgenhauer und Marco Hoppe. Dann machen sie kurzen Prozess. Mit Kopfsprung oder „Arschbombe“ landeten sie in dem blau schimmernden Wasser. Und weil es so schön war, wiederholen sie es gleich noch einmal.
Kaffee zum Aufwärmen
Nach wenigen Minuten scheinen sie sich an die frischen Temperaturen gewöhnt zu haben. Gelassen schwimmen sie einige Bahnen, während andere aus dem Verein heißen Kaffee zum Aufwärmen bereit stellen.
Bad eins als „Schwarzbau“ errichtet
Das Freibad Briesen entstand zu DDR-Zeiten als „Schwarzbau“. Nach der Wende wurde es modernisiert und ist mittlerweile ein Teil des Kulturzentrums Briesen, das gleich nebenan zu finden ist. Dort trifft sich ganz Briesen. Mitglieder aus Vereinen gehen ein und aus. Es wird gesungen und gefeiert. Die Badegäste vom Freibad können sich umziehen und die Toiletten benutzen.
Flau im Magen
Doch 2016 drohte dem Freibad das aus. Der Grund: Es fehlte an Rettungsschwimmern. Der damalige Bürgermeister ging deshalb auf Virginie Hoppe zu. „Ich dachte, ich mach das mal eben schnell“, erinnert sie sich heute. Doch schon auf dem Heimweg wurde ihr etwas flau in der Magengegend. Deshalb ging sie bei zwei Freundinnen vorbei, um ihnen von der Angelegenheit zu berichten. Die beiden erklärten sich sofort bereit, bei der Rettung des Freibads zu helfen. Man berief eine Dorf-Versammlung ein, stellte die Lage dar. „So fanden sich noch mehr, die Rettungsschwimmer werden wollten“, sagt Virginie Hoppe.
Rettungsschwimmer werden ist nicht einfach
Sascha Swade vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) wurde als Trainer angeheuert. Der stellte einen Trainingsplan auf, nachdem die nun 13 Frauen und Männer fortan Tag für Tag trainierten. Die Anforderungen für einen Rettungsschwimmer sind hoch. Dazu zählen das Durchtauchen von 25 Metern, zwölf Minuten Ausdauerschwimmen, verschiedene Rettungstechniken, das Schwimmen in Kleidung, Ausbildung in Erster Hilfe. Es seien anstrengende Wochen gewesen, manches Pfund sei verloren gegangen.
Eine Ente tauchte auf
Doch die Mühe hat sich gelohnt. Alle bestanden die Prüfung zum Rettungsschwimmer. Weil damals diese bunte Ente mit Rettungsring auftauchte, kamen sie auf die Idee, sich „Briesener Bleienten“ zu nennen. Mit diesem Namen und ihrem Engagement machen sie nun Furore im ganzen Land.
Schon mehrmals ausgezeichnet
Sie wurden schon von Brandenburgs Staatssekretär Martin Gorholt ausgezeichnet, erhielten Ehrung beim Neujahrsempfang des Landkreises Dahme-Spreewald von Stephan Loge (SPD) für ihr Ehrenamt, das tausenden Badegästen – voriges Jahr waren es 3500 – sichere Erholung im Freibad Briesen ermöglicht. Und nicht nur das. Bei den „Briesener Bleienten“ können Kinder das Schwimmen erlernen und das Seepferdchen erwerben. Auch das Bronze-Abzeichen für Schwimmer darf dort abgelegt werden.
Für das kleine Becken fehlt das Geld
Bald sollen auch Spielgeräte am Strand aufgestellt werden; die Berliner Volksbank hat die dafür notwendigen finanziellen Mittel schon bereitgestellt. „Zu gern würden wir auch das kleine Becken für Kinder und Nichtschwimmer wieder in Gang kriegen“, so Virginie Hoppe. An diesem sei die Filteranlage defekt. Rund 70 000 Euro würden für eine neue gebraucht. „Mit unseren eigenen Mitteln können wir diese Summe nicht stemmen“, sagt Virginie Hoppe, deren Sohn Moritz mit seinen 13 Jahren ebenfalls schon Rettungsschwimmer ist und damit nicht nur in die Fußstapfen der Mutter tritt, sondern auch des Opas. Bernd Hoppe war in den 80ern der erste offizielle Rettungsschwimmer in Briesen.
Neptunfest wird bereits vorbereitet
Jetzt starten sie in die neue Saison. Ganz Briesen scheint deswegen in den Startlöchern zu sitzen. Für die zwölf „Briesener Bleienten“ bedeutet das wieder, tagtäglich ehrenamtlich und nach der Arbeit, der jeder von ihnen nachgeht, noch Dienst im Freibad zu schieben. In der Woche ist es von 15 bis 18 Uhr geöffnet, am Wochenende von 14 bis 18 Uhr. Kinder zahlen einen Euro Eintritt, Erwachsene drei Euro. Zugleich bereiten die „Briesener Bleienten“ schon das Neptunfest am 6. Juli vor.
Von Andrea Müller