Lesetipps der lokalen Buchhändler in der Coronakrise

Die Buchhändler der Region trifft die derzeitige Situation ebenfalls hart, denn sie mussten bereits in der vergangenen Woche ihre Läden schließen. Erreichbar sind sie jedoch weiterhin für ihre Kunden, einige bieten sogar Lieferservices an wie der Großbeerener Buchhändler Wolf-Peter Ebel oder Annette Sticker von der Eichwalder Buchhandlung „Komma“. Vor allem haben alle Buchhändler in Dahmeland-Fläming auch Online-Shops, über die genauso problemlos und schnell bestellt werden kann wie bei den großen Konzernen. Wer seinen Lesestoff über die Homepages der lokalen Händler ordert, unterstützt diese jetzt in der Krisenzeit weiterhin. „Wir können unseren Kunden in jedem Fall schon mal ein großes Lob aussprechen: Sie stehen in der aktuellen Situation ganz fest zu und hinter uns und wollen uns auch tatkräftig mit Bestellungen unterstützen“, berichtet Juliane Zick von der Brunnen-Buchhandlung in Ludwigsfelde. Diesen Zuspruch spüren auch andere Händler in der Region, von einer „großen Solidaritätswelle“ erzählt Sylvia Senger von der Königs Wusterhausener Stadtbuchhandlung Radwer. Dort sei auch zu merken, dass der Online-Shop intensiver nachgefragt wird als vor der Schließung. Die aktuelle Situation bringt mit sich, dass in den Buchläden überlegt werden muss, wie Mitarbeiter abgesichert werden können, Kurzarbeit steht auch hier vielerorts an. Höhere Nachfrage nach Büchern für Kinder: Einigen fällt auf, dass sich die Art der Nachfrage etwas verändert hat: „Gesucht wird etwas zur Beschäftigung der Kinder“, erzählt Regine Risse von der Blankenfelder Buchhandlung. Auch sie würde selbst ausliefern, sagt sie und denkt dabei besonders an jene Kunden, die lieber per Telefon bestellen möchten. „Ich bin auf jeden Fall per Mail und zwischen 10 und 12 Uhr auch telefonisch erreichbar“, betont sie. Von Tag zu Tag kommen mehr Anfragen, berichtet sie. Regine Risse hat natürlich immer auch gute Tipps parat. Zum Beispiel empfiehlt sie für Kinder ab vier Jahren „In meinem Körper ist was los!“, ein von der Ärztin Sibylle Mottl-Link verfasstes Erklärbuch zum menschlichen Körper und zu Viren, Bakterien und Krankheiten. „Es wird sehr witzig vermittelt“, so Regine Risse. Die Illustrationen stammen von Fréderic Bertrand. Für Jugendliche ab 14 empfiehlt sie „Todesbrut“ von Klaus-Peter Wolf. Zwar schon etwas älter, aber gerade hochaktuell: „Es ist ein Thriller über Menschen in Ausnahmesituationen.“ Sehr begeistert sind viele der Buchhändler von dem Roman „Stern 111“ von Lutz Seiler, der dafür gerade mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden ist. Und auch Ingo Schulzes neuer Roman „Die rechtschaffenen Mörder“ wird auf MAZ-Nachfrage gleich mehrfach empfohlen. „Ich habe das in einem Rutsch durchgelesen“, erzählt Christin Deja von der Zossener Buchhandlung „Geschwister Scholl“. „Die Hauptfigur ist ein Büchermensch, ein Antiquar“, erzählt Juliane Zick von der Ludwigsfelder Brunnen-Buchhandlung. Dann passiere etwas und er wandele sich zum radikalen Revoluzzer. Sie schwärmt außerdem von Ulrich Tukurs „Der Ursprung der Welt“. Der berühmte Schauspieler liefere mit seinem Debüt eine Art Doppelgänger-Geschichte. „Ein ganz toller, auch historisch anmutender Ton. Ich habe es wirklich verschlungen“, begeistert sie sich. Für Kinder ab etwa dreieinhalb Jahren sei Axel Schefflers neues Bilderbuch „Die Schnetts und die Schmoos“ klasse. „Wie immer in Reimen erzählt und toll illustriert“, so Juliane Zick.Das Team der Ludwigsfelder Buchhandlung nutzt derzeit intensiv Facebook, um die Kunden auf dem Laufenden zu halten und spannende Lesetipps zu streuen. Sie wollen auch dazu aufrufen, dass Kunden auch weniger internetaffinen Leuten beim Bestellen helfen. „Online bestellen und nach Hause liefern lassen, ist die Losung der Stunde“, sagt Juliane Zick. Aber bitte nicht bei Amazon und Co., sondern beim lokalen Buchhändler, betont auch Günther Kaim in Jüterbog. Sein Sohn Uwe Kaim berichtet, dass von den Filialen, die von der Jüterboger Zentrale aus geleitet werden, eine in Berlin noch offen ist. Denn dort dürfen Buchläden derzeit noch geöffnet sein. Günther Kaim hat auch einige Buchtipps parat: zum Beispiel Matthias Platzecks „Wir brauchen eine neue Ostpolitik – Russland als Partner“ und „Der größte Crash aller Zeiten“ von Marc Friedrich und Matthias Weik. Die beiden Autoren seien für ihre düsteren Prognosen vor einigen Wochen zum Teil noch kritisiert worden. Durch die nun im Fernsehen gezeigte Verfilmung von Juli Zehs „Unterleuten“ sei auch nach diesem Buch die Nachfrage größer, berichtet er. Schnell geliefert: „Wir beraten euch sehr gerne und bringen euch eure Wunschlektüre bis zur Haustür“, wirbt Annette Sticker von der Eichwalder Buchhandlung „Komma“ auf einem eigens erstellten Plakat. Wer bei ihr telefonisch oder per Mail oder Whatsapp bestellt, erhalte das Wunschbuch im Idealfall sogar noch am selben Tag. Auch sie rät zu Lutz Seilers „Stern 111“. Und zu John Ironmongers „Der Wal und das Ende der Welt“. Darin gehe es genau um das, was die Welt gerade erlebt, und es sei wirklich toll zu lesen. „Das kommt jetzt auch als Taschenbuch heraus“, betont sie. „Ein schöner Schmöker über eine moderne Frau und die Gründerin der Heilsarmee“ sei Laetitia Colombanis „Das Haus der Frauen“, eine weitere Leseempfehlung von ihr. „Wir haben ja auch noch einiges im Laden, auch Novitäten“, sagt Jana Prescher, Inhaberin der Zossener Buchhandlung „Geschwister Scholl“. Deshalb rät sie, erstmal direk anzurufen und nachzufragen. „Ich liefere auch teilweise selbst aus“, so Prescher. Mitarbeiterin Christin Deja hat da gleich spannende Tipps: „Nach vorn, nach Süden“ von Sarah Jäger und „Rote Kreuze“ von Sascha Filipenko. Regine Risse von der Blankenfelder Buchhandlung nutzt ebenfalls Facebook intensiv, um beispielsweise Tipps für die „Corona-Ferien“ für Schüler zu bewerben. Auch auf die Art bleiben Buchhändler mit ihren Kunden in Verbindung. Wolf-Peter Ebel vom Großbeerener Bücherhaus Ebel spürt den Zuspruch und Willen der Kunden, der Buchhandlung im Ort die Treue halten zu wollen. Er liefert selbst aus im Ort und den Ortsteilen und bis nach Genshagen. „Wir sind innerhalb der Öffnungszeiten telefonisch erreichbar“, sagt er. Sein persönlicher Lesetipp: „Bitte nehmen Sie meine Hand da weg“ versammelt witzige Anekdoten des Berliner Autors Paul Bokowski. Ebel schwärmt sehr für das gerade erschienene Buch „Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd“ von Charlie Mackesy. „Eigentlich für Kinder, aber ich blättere da so gerne durch!“, sagt er, „weil es einfach wunderschön ist.“ „Manche sagen, ich brauche Beschäftigungsbücher“, erzählt Sylvia Senger von der Königs Wusterhausener Stadtbuchhandlung Radwer von den momentanen Telefonaten mit ihren Kunden. Ihre Empfehlung für Kinder lautet deshalb: „Natur – entdecken, verstehen, mitmachen“ mit Rätseln und Experimenten für alle ab fünf Jahren. Gefragt seien derzeit auch Hans Roslings „Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“. Und Gabriel Garcia Marquez’ „Liebe in Zeiten der Cholera“ sei für einige in Zeiten von Corona gerade auch ein besonders interessanter Lesestoff. Blankenfelder Buchhandlung: Tel. 0 33 79/3 87 13, www.blankenfelder-buchhandlung.de Eichwalder Buchhandlung „Komma“: Tel. 030/6 75 85 11, WhatsApp 01 70-1 84 22 92, www.komma-buchhandlung.de Bücherhaus Ebel in Großbeeren: Tel. 03 37 01/36 60 03, www.bestelldeinbuch.de „Kaim bringt’s“ Jüterbog und Luckenwalde: Tel. 0 33 72/46 41 10, www.kaim-bringts.de Stadtbuchhandlung Radwer Königs Wusterhausen: Tel.: 0 33 75/29 36 67, www.radwer24.de Brunnen-Buchhandlung Ludwigsfelde: Tel. 0 33 78/8 69 70, www.brunnenbuch.de Buchhandlung„Geschwister Scholl“ Zossen: Tel. 0 33 77/39 39 92, www.buch-zossen.de Von Karen Grunow

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