Ein Standesbeamter aus Schönefeld spricht übers Heiraten mit Mindestabstand

Hochzeitspaare haben es in der Coronakrise schwer. Wer jetzt den Bund fürs Leben eingehen will, muss auf die vielleicht schon lang geplante Hochzeitsfeier mit der Familie und Freunden verzichten. In Brandenburg und vielen anderen Bundesländern müssen Paare bis auf Weiteres allein zur Trauung kommen. Sie dürfen maximal betreuungspflichtige Kinder mitbringen. Gäste und Trauzeugen dürfen nicht mit ins Trauungszimmer. Auch Hochzeitsbräuche vor den Rathäusern, etwa Sektempfänge, Spalier stehen, Reis werfen oder Blumen streuen, müssen wegen Corona ausfallen. Viele Paare warten erst einmal ab: „Natürlich muss man sich daran erst einmal gewöhnen“, sagt Herbert Rapp, Standesbeamter in der Gemeinde Schönefeld. 119 Paare haben sich dort im vergangenen Jahr das Ja-Wort gegeben. Die Hochzeitssaison hat gerade erst begonnen. Bislang haben in Schönefeld drei Paare ihren Termin beim Standesamt wegen Corona abgesagt. Zwei weitere haben ihre Hochzeit auf einen späteren Zeitpunkt verschoben – in der Hoffnung, dass sie dann Verwandte und Freunde mitbringen dürfen. In Königs Wusterhausen haben zehn Paare wegen der Coronakrise abgesagt, im Standesamt Eichwalde acht. Meist kommen die Absagen kurzfristig. Viele Paare warten offenbar ab, ob sich die Lage bald wieder entspannt. Allein im Trauungszimmer: Aber es gibt auch Paare, die sich in Coronazeiten auch ohne Gäste das Ja-Wort geben wollen. Dass er mit Paaren im Trauzimmer allein ist, ist für Herbert Rapp nichts Außergewöhnliches, wie er sagt. Rapp ist seit 2011 Standesbeamter in Schönefeld. „Es gab auch schon in der Vergangenheit Paare, die nur allein heiraten wollten.“ Dennoch sei die momentane Situation für die meisten Hochzeitspaare unglücklich: „Die Leute würden gern mit ihren engsten Verwandten und Freunden zur Trauung kommen.“ Dass das wegen der Pandemie derzeit nicht möglich ist, dafür hätten die meisten Paare aber Verständnis, so Rapp. Bloß die Lacher fehlen: Die Trauungen seien auch ohne Publikum im Saal „sehr schön und feierlich“. Es herrsche eine intimere Atmosphäre als üblich. Bloß die Lacher aufgrund der Scherze, die der Standesbeamte sonst bewusst in seine Reden einbaut, fehlen. „Corona mache ich in meinen Reden nie zum Thema. Eine Trauung ist ein großer emotionaler Augenblick“, sagt Rapp. Es gehe ausschließlich um das Paar. Auch wenn sich einige Paare ihren großen Moment vielleicht etwas anders vorgestellt haben, unglücklich oder betrübt habe bisher niemand das Rathaus verlassen: „Am Ende gehen die Leute stolzen Herzens hier raus“, berichtet Rapp. Wenn es die Paare wünschen, macht der Standesbeamte auch Fotos zur Erinnerung. „Ich gestatte den Paaren auch, dass sie die Trauung per Video festhalten. So einen Moment kann man schließlich nicht noch einmal wiederholen“, sagt Rapp. Nur an eines muss sich der Standesbeamte noch gewöhnen: Statt den Paaren nach der Eheschließung mit einem Händedruck zu gratulieren, drückt er seine Mitfreude nun mündlich aus. Das tägliche MAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Brandenburg täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Lesen Sie auch: Heiraten in der Coronakrise: Dieses Paar feierte ohne Gäste Von Josefine Sack

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