Dahme-Spreewald: Breitbandausbau kurz vor Abschluss

Am kommenden Montag, sagt Klaus Schalitz, wird sich sein Leben verändern. Denn da kommt ein Techniker der Telekom zu ihm ins Haus, wird das haarstarke Glasfaserkabel nehmen, das gerade ins Haus gezogen wurde, und ein Modem anschließen. Ab diesem Moment wird Klaus Schalitz so am digitalen Leben teilnehmen können, wie er sich das seit Jahren wünscht: Mit 500 Mbit pro Sekunde. Das ist digitale Hochgeschwindigkeit. Klaus Schalitz wohnt in Briesen, einem Ortsteil von Halbe mit rund 300 Einwohnern. Das ist so ländlich, wie es klingt, und Schalitz wohnt nicht mal im Ortskern, sondern rund einen Kilometer entfernt. Als er das Haus 2009 kaufte und einen Internetanschluss buchen wollte, machte er mit der Lebensrealität vieler Menschen im ländlichen Raum Bekanntschaft: „Es gab schlicht kein Internet“, erzählt er. Kupferkabel schon mit Youtube-Videos überfordert: Das änderte sich zwar im Jahr 2014, als die Firma DNS Glasfaser legte. Das Kupferkabel zu Klaus Schalitz’ Haus schluckte aber fast das komplette Signal. Die Folge: Telefongespräche brachen ständig ab, die Leitung war schon mit Youtube-Videos überfordert – zumal Schalitz als technikbegeisterter Tüftler parallel sein Haus vernetzte und Smartgeräte installierte, die ebenfalls Bandbreite absaugten. Ende vorigen Jahres aber kam nun der v om Landkreis Dahme-Spreewald geförderte Breitbandausbau auch in Briesen an – als einem der letzten Dörfer überhaupt. Ausbau dauerte fünf Jahre: Fünf Jahre haben sich erst Planer, dann Arbeiter durch den Landkreis gearbeitet, weiße Flecken ausfindig gemacht, über Leitungswege gegrübelt, 200 Kilometer Gräben gezogen, fast 900 Kilometer Kabel verlegt, Verteilerkästen gesetzt, Hausanschlüsse gelegt. 17,1 Millionen Euro kostete den Landkreis das ganze. Bis Ende Februar sollen die Maßnahmen abgeschlossen, 5.700 Haushalte und 220 Unternehmen angeschlossen sein, heißt es in einer Mitteilung der Wirtschaftsfördergesellschaft WfG. Die betroffenen Haushalte hatten vorher alle Klecker-Bandbreiten wie Klaus Schalitz. Wenn sie am Glasfasernetz sind, geht dort erheblich mehr. Wie viel mehr, hängt immer noch von der Lage des jeweiligen Hauses ab – und vom Tarif. Den müsse man extra buchen, sagt WfG-Geschäftsführer Gerhard Janßen. „Wer nichts bucht, der bekommt auch kein schnelleres Internet.“ Abschluss um zwei Monate verzögert: Eigentlich sollten die Anschlüsse schon Ende des Jahres komplett in der Erde liegen. Aufgrund von langwierigen Abstimmungen, unerwarteten Problemen beim Verlegen und Umplanungen habe sich das Bauende um zwei Monate verzögert. „Für ein solches Projekt finde ich das aber im Rahmen“, sagt Janßen. Viele Stolpersteine hätten dank guter Zusammenarbeit mit der Telekom und schnellen Kommunikationswegen mit Bürgern aus dem Weg geräumt werden können. Über das Ergebnis zeigt sich nun auch Stefan Eghbalian erfreut. Der hat in Kasel-Golzig im Amt Unterspreewald eine Firma, die an Digitalprojekten arbeitet. „Für uns war Breitband enorm wichtig“, sagt er. Eghbalian spricht als Bürgermeister aber auch für die Einwohner seines Ortes, von denen viele über all die Jahre mit Netz-Geschwindigkeiten zu kämpfen hatten, die an die gute alte Modem-Zeit erinnerten. Hoffnung auf junge Entwickler: Seit Abschluss der Arbeiten im vorigen Sommer sei ein deutlicher Anstieg an Lebensqualität spürbar – und Hoffnung, sagt Eghbalian. Denn neben den Agrarbetrieben, die bislang Kasel-Golzig prägen, wünscht er sich durchaus auch junge Entwickler im Ort, die im Ländlichen leben aber trotzdem mit neuster Technologie arbeiten wollen. „Für die Perspektive der Gemeinde wäre das wichtig“, so Eghbalian. Landrat Stephan Loge freut darüber, dass Dahme-Spreewald immerhin der erste Landkreis in Brandenburg ist, der alle weißen Flecken getilgt hat. „Insbesondere in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling zeigt sich, wie unerlässlich ein zielgerichteter Breitbandausbau ist“, sagt er. Landkreis will Geld aus Anschlussprogramm: Und ab kommendem Jahr soll es schon weiter gehen. Der Landkreis will sich um Geld aus dem Anschlussprogramm bemühen, mit dem dann auch besser versorgte Gebiete noch weiter ertüchtigt werden können. Klaus Schalitz wird das nicht brauchen. Er ist erleichtert, dass er sich mit einem halben Gigabit pro Sekunde in den nächsten zehn Jahren keine Gedanken über Klecker-Internet mehr machen muss. Interessierte können sich hier (wfg-lds.de) darüber informieren, ob sie im Ausbaugebiet wohnen, ob der Ausbau dort abgeschlossen und eine höhere Bandbreite buchbar ist. Von Oliver Fischer