Kunst aus Eichwalde: Jessica Zappe bemalt Cembali-Nachbauten

Einige Krümel Blattgold liegen am Boden. Voller Pinsel und Farben sind die Fensterbretter. Sechs Cembali stehen in dem großen Raum, sonst nichts. Sie sehen prachtvoll aus. Ihre Deckel sind mit Landschaften oder Stillleben bemalt. Auf dem Resonanzboden befinden sich Blüten, Insekten, Früchte und Vögel. An den Gehäuseseiten tragen sie kunstvolle Blattgoldauflagen in Form von Ranken und Blättern. Studiert hat sie etwas ganz anderes: Jessica Zappe ist eine Meisterin der Instrumentendekoration. Dabei hat sie Mathematik und Physik auf Lehramt studiert. Seit zehn Jahren gehen die von der Autodidaktin gestalteten Cembali in alle Welt, unter anderem nach Australien und Amerika. Die aufwendige Bemalung ist der letzte Schritt, gewissermaßen die Veredelung eines jeden nach jahrhundertealten Plänen gebauten Instruments. „Die Nachbauten bekomme ich meistens schon lackiert. Das Holz braucht fünf bis sechs Farbschichten, die geschliffen werden müssen. Ich mache alles andere, was den Dekorationsbedarf betrifft“, erläutert Jessica Zappe und weist auf ein einfarbiges rötliches Cembalo in ihrem Eichwalder Atelier. Für die Bemalung der Resonanzböden picke sie aus Originalen oder in Anlehnung an diese Elemente heraus, die sie imitiere, erläutert die kreative Frau ihre Arbeitsweise. Bei den Deckeln mit den barocken Gemälden geht sie ähnlich vor. „Ich setze die Motive meist aus verschiedenen Gemälden zusammen und ergänze sie so, dass alles gut auf den Deckel passt.“ Jessica Zappe verrät, dass sie mit Acrylfarben arbeite, während früher Ölfarben verwendet wurden. „Ich mag Öl nicht so sehr. Da ist einmal die Geruchsebene und es trocknet nur langsam. Meine Acrylfarben bleiben matt und dunkeln nicht nach.“ Jessica Zappes Spezialgebiet sind Blattgoldarbeiten. Zuerst legt sie das hauchdünne Gold auf und fixiert es mit einem speziellen Klarlack. Dann trägt sie in dünner Lasur Acrylfarbe Schicht für Schicht auf, um einen 3D-Effekt bei den Ornamenten zu erreichen. „Diese Technik ist nicht ganz historisch. Früher wurde mit Schwarz gemalt, das wirkt nicht so weich. Letztendlich kann der Kunde entscheiden, wie er es möchte.“ Ein wahres Prachtstück ist das Cembalo mit Chinoiserie-Lackdekor. Drachen, Chinesen, Pagoden, Berge, Vögel und vieles mehr hat Jessica Zappe fantasievoll darauf gezaubert. Das Cembalo sei eigentlich ein Zupfinstrument mit Tastatur, sagt die Fachfrau und demonstriert, wie es funktioniert. Sein Nachfolger, das Klavier, ließ es fast in Vergessenheit geraten. Mit der Neuentdeckung der Barockmusik im 20. Jahrhundert, der historischen Aufführungspraxis für Alte Musik, war auch das Cembalo wieder gefragt. Die Instrumente werden in Europa auf Bestellung gebaut. Die in Eichwalde bemalten gehen an Museen, Musikhochschulen und Privatpersonen. Der Preis hänge davon ab, wie bekannt der Cembalo-Bauer sei, sagt Jessica Zappe. Mit 30.000 bis 35.000 Euro müsse man rechnen. Feine Tierzeichnungen: Wie ist die Eichwalderin zur Instrumentenmalerei gekommen? „Gemalt habe ich schon immer. Als ich meinen Mann kennenlernte, der ein Cembalo besaß, rutschte ich in diese Szene hinein“, erzählt sie. Ein Cembalobauer, dessen Dekorationsmaler schon älter war, ermutigte die junge Frau, das Kunsthandwerk doch einmal auszuprobieren. Nach einem halben Jahr brachte er ihr ein Instrument vorbei, das bemalte sie, und es fand sofort einen begeisterten Käufer. Jessicas Zappes Leidenschaft und Kunstfertigkeit beim Malen finden auch in Illustrationen ihren Niederschlag. Überall im Haus hängen Zeichnungen und Acrylbilder von Flora und Fauna. Es sind naturalistische Darstellungen, die durch Detailtreue und Plastizität beeindrucken. Kunstliebhaber können sich solche Bilder auch bei ihr bestellen. „Seit Corona läuft das Zeichnerische sehr gut. Die Leute können nicht in Ausstellungen gehen und hängen sich dann Bilder zuhause hin“, vermutet Jessica Zappe. Seit 20 Jahren wohnt die gebürtige Berlinerin mit ihrer Familie in Eichwalde. Im Jahr 2008 meldete sie ihr Gewerbe an. Nebenbei ist sie als Vertretungslehrerin an Schulen in der Region tätig. www.atelier-zappe.net Von Heidrun Voigt