Radfahren im Berliner Umland: Eichwalde will Vorreiter für Radverkehr werden

Radfahrer in Eichwalde und der Umgebung haben es nicht leicht: Fahrradwege sind Mangelware, stattdessen fast überall Kopfsteinpflaster. Auch sichere Abstellmöglichkeiten fehlen. Kein Wunder, dass Eichwalde in Sachen Fahrradfreundlichkeit unter dem Landesdurchschnitt liegt. Beim Fahrradklima-Test des Fahrradclubs ADFC schnitt die Gemeinde 2019 mit Note 4 ab. Eichwaldes Bürgermeister Jörg Jenoch (WIE) will das ändern. Er ist selbst fast täglich mit dem Rad in der Gemeinde unterwegs, kennt die Tücken für Radfahrer. Als Fahrradfahrer geht es ihm nicht darum, Eichwalde zur autofreien Zone zu erklären, stellt er klar: „Es wird immer ein Nebeneinander von verschiedenen Verkehrsteilnehmern in unserem Ort geben, aber wir müssen die Bedingungen für Fahrradfahrer einfacher machen.“ Beitritt in die AG Fahrradfreundliche Kommunen: Eichwalde will deshalb der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen des Landes Brandenburg, kurz AGFK BB, beitreten. Das Ziel der Mitgliedskommunen ist es, das Fahrrad als gleichberechtigtes Verkehrsmittel zu etablieren und den Radverkehrsanteil am gesamten Verkehrsaufkommen zu erhöhen. Aktuell sind 23 Kommunen in Brandenburg Mitglied. Was verspricht sich Eichwalde von einer Mitgliedschaft? 2019 hat die Gemeinde den Radverkehr zur Chefsache erklärt. Es gibt zahlreiche Initiativen, darunter die von der Wählerinitiative Eichwalde (WIE) gestartete, überparteiliche und interkommunale Fahrradgruppe Radnetz ZES. Die Arbeitsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Hauptrouten in Zeuthen, Eichwalde und Schulzendorf (ZES) zu definieren und das Radwegenetz zu verbessern. Fahrrad-App und Mobilitätsprojekt: Eichwalde beteiligt sich auch an dem Forschungsprojekt Simra der Technischen Universität Berlin. Dabei werden – auf datenschutzkompatible Art und Weise – Daten darüber gesammelt, wo es im Ort für Radfahrende zu Gefahrenhäufungen kommt und wo sich die Hauptverkehrsflüsse auf dem Rad bewegen. Hierfür wurde eine Smartphone-App entwickelt, die mittels GPS-Daten Fahrtrouten aufzeichnet und dabei Beschleunigungssensoren zum Detektieren von Gefahrensituationen nutzt, etwa plötzliches Bremsen, Ausweichen oder gar einen Sturz. Derzeit arbeitet die Gemeinde im Rahmen des Förderprogramms „MobilitätsWerkStadt 2025“ des Bundes an einer auf Nutzerdaten gestützten Planung eines Fahrradverkehrsnetzes für die Umlandkommunen des Flughafens BER (NUDAFA). Eichwalde ist eine von 50 Kommunen, die ausgewählt wurden, für ihre Stadt, die Gemeinde, den Landkreis oder eine Region ein Konzept für nachhaltige Mobilität zu entwickeln. Eine Million Euro für sichere Routen: Der Wettbewerb umfasst drei Phasen, in denen ein kleiner werdender Kreis von Kommunen bei der Entwicklung, im Praxistest und bei der Umsetzung von Projekten finanziell gefördert wird. Es geht um mehr als eine Million Euro. Die Förderung ist auf drei Jahre ausgelegt. Durch den Beitritt zur AGFK verspricht sich Jenoch eine professionelle Unterstützung bei der Umsetzung des Vorhabens, die BER-Region für Radfahrer attraktiver und sicherer zu machen. Lesen Sie auch Teupitz und Groß Köris: Wo die L74 saniert werden soll und wo nicht Hängepartie Grundschule: Erweiterung in Schulzendorf lässt auf sich warten Taxifahrer demonstrieren in Lübben: Neue Regelung sei inakzeptabel Von Josefine Sack