Ein gebrauchter Fotoapparat, vor vielen Wochen im Netz bestellt – die Lieferung blieb aus. Die Zustellung der im Internet georderten Sommerschuhe – immer wieder verschoben und trotz aufgehobenem Kaufvertrag gab es keine Rückzahlung des Warenpreises. Diese und ähnliche Fälle von Kriminalität im Netz gab es in den vergangenen Jahren in der Region Dahmeland-Fläming zuhauf.
Die Aufklärung solcher Straftaten gestaltet sich allerdings schwierig, sodass die Täter oft ungeschoren davonkommen. Das Problem: Elektronische Spuren bleiben nur kurz oder überhaupt nicht im Netz gespeichert. Die Ermittler der Polizei tappen daher im Dunkeln oder müssen Fälle ganz zu den Akten legen.
So vermeiden sie Online-Betrug
Die Präventionsarbeit der Polizei zum Thema Internetsicherheit richtet sich in den beiden Landkreisen Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming vor allem an Kinder und Jugendliche an den Schulen.
Dabei informieren Polizisten in speziellen Unterrichtsstunden über strafrechtlich relevante Taten, klären über das Urheberrecht auf und bringen den Schülern Verhaltensweisen bei, die verhindern sollen, selbst Opfer von Kriminellen im Netz zu werden.
Zur Vermeidung krimineller Attacken rät Präventionsexperte Olaf Schulze Internetnutzern, auch die W-Lan-Zugänge zu Hause regelmäßig zu kontrollieren und Passwörter zu ändern. Um Cyberangriffe auf Unternehmen zu vermeiden, sollten Server-Anschlüsse nicht ihn unbeaufsichtigten Räumen untergebracht werden.
Straftaten im Internet nehmen zu
598 Fälle von Internetkriminalität registrierte die Polizei für das Jahr 2013 im Kreis Teltow-Fläming, 411 waren es im Jahr davor. Im Nachbarkreis Dahme-Spreewald wurden 2013 insgesamt 885Straftaten im Netz verübt, im Jahr davor waren es gar 1850 Fälle. „Das A und O, um sich vor Kriminellen im Internet zu schützen, ist ein vernünftiger Virenscanner“, sagt Olaf Schulze, der als Leiter des Bereichs Prävention bei der Polizei für den Kreis Dahme-Spreewald zuständig ist. Gemeinsam mit seinem Kollegen Jens Quitschke kümmert er sich darum, Bürger über Gefahren aus dem Netz aufzuklären.
Und diese sind vielfältig: Virenbefall, Cybermobbing, Betrug, Wirtschaftsspionage. Die Liste der kriminellen Machenschaften ist lang. Am häufigsten kommen in Dahmeland-Fläming Straftaten vor, die unter Waren- oder Warenkreditbetrug laufen. Im Jahr 2013 wurden im Kreis Teltow-Fläming 417 derartige Fälle zur Anzeige gebracht. In Dahme-Spreewald registrierte die Polizei für denselben Zeitraum 570 Straftaten.
Falsche Überweisungen oder gefälschte Online-Shops
„Beim Warenbetrug handelt es sich häufig um nicht existierende Online-Shops, bei denen Leute bestellen und Geld überweisen. Die Ware kommt niemals an, das Geld ist weg und der Shop ist nach ein paar Tagen wieder aus dem Internet verschwunden“, sagt Karina Schulter, Sprecherin beim Landeskriminalamt (LKA) in Eberswalde.
Delikte beim Warenkreditbetrug sind anders geartet: Dabei haben Internetnutzer Waren zum Verkauf ins Internet gestellt. Diese liefern sie an augenscheinliche Kunden, erhalten aber kein Geld. „Solche kriminellen Geschäfte laufen häufig über Paypal. Dabei wird angezeigt, dass eine Überweisung getätigt wurde, doch tatsächlich gab es eine solche Überweisung nie“, erklärt Karina Schulter.
Kriminelle Angriffe auf Online-Banking sind in der Region hingegen glücklicherweise selten. Elf entsprechende Strafanzeigen gingen 2013 beispielsweise im Kreis Dahme-Spreewald ein, im Kreis Teltow-Fläming waren es acht.
Cyber-Mobbing-Opfer kapseln sich von der Umwelt ab
Ein Großteil der im Internet verübten Straftaten wird allerdings nie bei der Polizei zur Anzeige gebracht. So werden beispielsweise Cyberangriffe auf Unternehmen kaum gemeldet. Und das, obwohl der Schaden meist groß ist. Von Manipulationen von Webseiten, Online-Shops oder Routern bis hin zum Ausspähen von Firmen-, Kunden- oder Kontodaten reicht die Palette der kriminellen Delikte.
Auch wer Opfer von Cybermobbing geworden ist, informiert die Polizei meist nicht. „Die Opfer kapseln sich eher von ihrer Umwelt ab“, berichtet Olaf Schulze, Leiter der Polizei-Abteilung Prävention, „da sind vor allem die Eltern gefordert. Sie sollten auf das Verhalten ihres Kindes achten.“
Eine weit verbreitete Form des Cybermobbings unter jungen Leuten: Ein Jugendlicher wird von einer größeren Gruppe zusammengeschlagen, die Gewalttat wird gefilmt und dann ins Netz gestellt. „Das Schlagen ist für sich genommen ja schon eine Straftat“, erläutert Jens Quitschke, Sachbearbeiter Prävention im Kreis Dahme-Spreewald, und fügt hinzu: „Wenn das Ganze aber noch gefilmt und als Video im Internet veröffentlicht wird, kommt ein Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht hinzu und es drohen Schadensersatzklagen.“
Sichere Passwörter und ein aktuelles Virenprogramm sind ein wirksamer Schutz
Trojaner, Spam-Mails, Würmer. Viren sind weit verbreitet, doch auch diese Straftaten landen selten auf dem Tisch der Polizei. „Es passiert häufiger, dass die Leute zu uns kommen und fragen, wie sie den Virus wieder loswerden“, sagt Olaf Schulze, „wir können zum Teil schon Auskunft geben. Aber wir sind kein Service, der den Computer wieder repariert.“ Eine falsche E-Mail geöffnet und sofort färbt sich der Bildschirm des Computers schwarz. Auch Elif Hoffmann hatte schon mit Computerviren zu tun. „Es ist nicht immer einfach, die Quelle zu finden“, sagt die geprüfte Grafik-Designerin aus Zossen, die an der Volkshochschule Teltow-Fläming Kurse zur Internet-Sicherheit gibt. Ihre Tipps: Mit einem Anti-Malware-Programm ins Internet gehen, Virenscanner benutzen, automatische Updates installieren.
Auch das Einrichten von Passwörtern sei essentiell, um kriminellen Attacken im Netz vorzubeugen. „Es dauert 6,8 Sekunden, um ein sechsstelliges Passwort zu knacken“, sagt die VHS-Dozentin. „Bei einem zehnstelligen Passwort mit Sonderzeichen, Groß- und Kleinbuchstaben würde es hingegen 600 Jahre dauern.“
Von Anne Mareile Walter