Es war die letzte Hoffnung vieler BER-Anwohner, wenn der Flughafen eines Tages ans Netz geht. Mit einem speziellen Betriebsregime sollte der Lärm in den späten Abend- und Nachtstunden besser verteilt werden. Für einen bestimmten Zeitraum wären die Flieger nur von einer der beiden Start- und Landebahnen geflogen. Zumindest tageweise hätte ein Teil der Anwohner Ruhe gehabt. Der Mittenwalder Achim Lorber hat dieses sogenannte DROPS-Verfahren (Dedicated Runway Operations – bevorzugte Bahnnutzung) entwickelt.
Vor 2023 wird das Betriebsverfahren nicht zur Anwendung kommen. Das wurde am Montag auf der Sitzung der Fluglärmkommission in Schönefeld klar. Schuld daran ist der alte Flughafen Schönefeld. Dessen Terminal soll bis mindestens 2023 weiter in Betrieb bleiben, da der BER schon am Tag seiner Eröffnung zu klein sein wird. Damit sich die Flugzeuge, die am alten Schönefelder Flughafen abgefertigt werden nicht mit denen vom neuen BER in die Quere kommen, werden die Start- und Landebahnen künftig voneinander getrennt. Flieger von Schönefeld und die, die im nördlichen Teil des BER abgestellt sind, nutzen die Nordbahn, alle anderen starten und landen von der neuen Südbahn. Grund sind die langen Rollwege von bis zu 25 Minuten. „Das würde die Betriebszeit des Flughafens verkürzen“, sagte Gerhard Steintjes, der Vorsitzende der Fluglärmkommission.
Die Trennung am Boden wirkt sich auch auf den Verkehr in der Luft aus. Dort werden die Flieger 30 bis 40 Kilometer vor der Landung in rund 1800 Metern Höhe auf Nord- und Südbahn verteilt, wodurch sich die Flugrouten verändern. „Die Änderungen sind marginal. Wir gehen davon aus, dass es keine neue Belastung gibt“, sagte Robert Ertler von der Deutschen Flugsicherung (DFS). Der Flughafen sei bestrebt, beide Bahnen gleichmäßig auszulasten.
Fluglärmkommission braucht neue Leitung
Die nächste Sitzung der Fluglärmkommission (FLK) Anfang Juli wird voraussichtlich die letzte mit Gerhard Steintjes als deren Leiter sein.
Seine Amtszeit endet im August. Der 68-Jährige kündigte an, aus persönlichen Gründen nicht noch einmal für den Vorsitz zu kandidieren. Sein Stellvertreter Winfried Seibert gibt sein Amt ebenfalls auf.
Steintjes hat die FLK seit August 2013 geleitet. Vorher war er Leiter der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung von Berlin und Brandenburg und Mitbegründer des Dialogforums.
Zum Abschluss seiner Amtszeit muss Gerhard Steintjes noch einmal Zähne zeigen. Er versprach, sich bei der Politik in Berlin und Brandenburg dafür einzusetzen, dass die Fluglärmkommission mit einem Budget ausgestattet wird. Davon sollen Sachverständige und Gutachten finanziert werden. Gerade im Fall der DROPS-Regelung hätte man so eine mögliche Argumentationshilfe dafür gehabt, doch weder das Land Brandenburg noch Berlin hätten sich bereit erklärt, sich an einer Untersuchung mit TU Berlin, TH Wildau und Landesumweltamt über die gesundheitlichen Auswirkungen von Lärmpausen finanziell zu beteiligen. „Die Fluglärmkommission wird von der Politik zum Bittsteller gemacht“, sagt Bernd Habermann, der Vertreter der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow. Auch Großbeerens Bürgermeister Carl Ahlgrimm (parteilos) unterstützt diese Ansicht. „Es drängt sich der Gedanke auf, dass das Gremium nur eine Alibiveranstaltung ist.“ So lange man vom guten Willen und Geldhahn der Politik abhängig sei, fehlten die Grundlagen für wichtige Entscheidungen.
„Wir sind einheitlich der Meinung, dass wir Geld brauchen,um unsere gesetzliche Aufgabe zu erfüllen“, sagte Steintjes. Als Größenordnung nannte er den Betrag von 100 000 Euro.
Von Christian Zielke