Kiefernprozessionsspinner: Vorsicht vor haarigen Raupen in Dahme-Spreewald

Das Phänomen ist ebenso beeindruckend wie gefährlich: In langen Ketten – wie in einer Prozession – schlängeln sich in der Region derzeit verstärkt Raupen des Kiefernprozessionsspinners über Wald- und Fahrradwege. Auch in den Wäldern der Gemeinde Zeuthen ist der Nachtfalter auf dem Vormarsch und sorgte zuletzt für Verunsicherung. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich beim Kiefernprozessionsspinner um eine Schwesterart des bekannteren Eichenprozessionsspinners. Vergleichbar zu dessen Raupen sind auch jene des Kiefernprozessionsspinners dicht mit feinen spitzen Haaren besetzt, die als Brennhaare zur Abwehr von Fressfeinden dienen. Die nachtaktiven Raupen sammeln sich tagsüber in Gespinstnestern. Während der Nestruhezeit oder bei vermeintlicher Gefahr können die Brennhaare des Kiefernprozessionsspinners brechen, in die Luft abgegeben werden und, wie vom Eichenprozessionsspinner bekannt, bei Menschen und Tieren allergische Reaktionen hervorrufen, etwa Reizungen der Haut und der Atemwege. Im Sommer sind die Raupen regelmäßig anzutreffen: „Das Phänomen ist lästig, aber nicht neu“, bestätigte Tim Ness, Leiter der Landesoberförsterei Hammer. Bei günstiger Witterung sei die Nachtfalterart in den hiesigen Wäldern im Sommer regelmäßig anzutreffen. Der Kiefernprozessionsspinner benötigt warme, trockene Standortverhältnisse und entwickelt sich im Larvenstadium als Raupe auf Kiefern. Entsprechend finden sich die Vorkommen eher abseits von Siedlungsbereichen, in Kiefernwäldern. Für den Wald ist der Kiefernprozessionsspinner weitaus weniger bedrohlich als der Eichenprozessionsspinner. „Beim Eichenprozessionsspinner besteht die Gefahr, dass die Baumbestände massiv abnehmen“, sagte Ness. Zwar kann es bei einem massenhaften Auftreten des Kiefernprozessionsspinners zu erheblichen Beeinträchtigungen der betroffenen Kiefern kommen. In der Regel führt dies jedoch nicht zum Absterben, sondern bloß zu einer Schwächung des betroffenen Baumes. Denn nach dem Rückzug der Raupen zur Verpuppung im Boden treibt die Kiefer neu aus. Der Verlust der Nadelmasse wird auf diese Weise kompensiert. Zeuthen ordert Kammerjäger, um Raupen zu entfernen: Aus diesem Grund geht die Forstbehörde auch nicht gegen den Nachtfalter vor. „Sonst würden wir der Flora und Fauna unnötig Schaden zufügen“, erläuterte Ness. Er warnt davor, den langen Raupenketten auf Waldwegen zu nah zu kommen oder sie gar zu berühren. Der Kontakt mit den feinen Härchen führe zu Hautausschlag löse „bösen Juckreiz“, deutlich schlimmer als bei einem Mückenstich, aus, beschreibt der Leiter der Landesoberförsterei Hammer. Er muss es wissen: Ness und seine Kollegen sind nahezu täglich im Wald unterwegs. Der Landkreis Dahme-Spreewald empfiehlt auf MAZ-Nachfrage, Bereiche, in denen der Kiefernprozessionsspinner auftritt, generell zu meiden. Wer etwa in Siedlungen, an Verkehrsflächen und sonstigen viel genutzten Arealen auf Ansammlungen der Raupen trifft, solle umgehend den lokalen Ordnungsbehörden Bescheid geben, damit diese die Vorkommen in kritischen Bereichen entfernen können. In Zeuthen rückten zuletzt sogar Kammerjäger an, um circa zehn Raupenketten in den Wäldern an der Miersdorfer Chaussee sowie am Hankelweg und der Nürnberger Straße vom Waldboden aufzusaugen. Weil die Wirtsbäume bislang nicht identifiziert werden konnten, kann es dort jederzeit wieder zu Ansammlungen der Raupen kommen, warnte die Gemeinde. Von Josefine Sack