Königs Wusterhausen: Lange Einkaufsliste zur Einschulung

Da musste der junge Vater aus Zeuthen schlucken: Die Liste mit Materialien, die sein Kind zur Einschulung braucht, war ziemlich lang. Mehr als 50 Dinge waren zu besorgen, vom A5-Umschlag bis zu Ziffernkarten. Ist das ungewöhnlich oder normal? Und war das früher eigentlich auch so viel? Die MAZ fragte Facebook-Nutzer und bekam sehr viele Antworten. Inhalt der Federtasche: Für eine erste Klasse der Zeuthener Grundschule am Wald ist detailliert aufgelistet, was die Kinder mitbringen müssen. So soll die Federtasche folgendes enthalten: zwei Füllhalter oder Tintenroller, Ersatzpatronen, einen dicken Schreiblernstift, zwei weiche Bleistifte, Buntstifte, ein 15-Zentimeter-Lineal und einen Radiergummi. Es ist auch vermerkt, was nicht dabei sein soll, nämlich ein Tintenlöscher. Weiter geht es mit diversen Schutzumschlägen und Zeichenkartons in verschieden Größen, Heften, Ringordnern, Blöcken. Ein größerer Turnbeutel, mit Namen, für Sportzeug kurz und lang sowie zwei Paar Turnschuhe stehen ebenfalls auf der Liste. Einiges besorgt die Klassenlehrerin auch selbst, und zwar Hausaufgabenheft, Postmappe, ein großes Deutschheft und ein Schreiblernheft mit Umschlag. „Das war schon immer so“: „Ja, das war schon immer so“, berichtete auf Facebook eine Frau, deren Kinder vor zehn Jahren in Eichwalde eingeschult wurden. Eine andere Nutzerin schreibt, dass die Listen auch aus der Zeit zwischen 1996 und 2002 stammen könnten. Da seien sie genauso lang gewesen. Eine Wildauerin erinnert sich, was sie 1978 bei ihrer Einschulung brauchte: ein Deutschheft mit rotem Umschlag, ein Mathematikheft mit blauem Umschlag und einen Primus-Füllfederhalter samt Doppelfedertasche. „An mehr kann ich mich nicht erinnern, aber bestimmt war es nicht so verrückt wie heute“, schreibt sie. Kurze Listen: In Niederlehme ist die Liste nicht so lang wie in Zeuthen, berichtet eine Frau. Dort haben die Eltern etwas Geld abgegeben und müssen praktisch nur „zwei Bücher und etwas Kleinkram alleine besorgen“. Aus der Busch-Grundschule in Königs Wusterhausen wird ebenfalls berichtet, dass die Listen nicht so umfangreich ist. Stephanie Sommer bestätigt das. Sie hat für Tochter Sina, die in zweite Klasse kommt, im Fachgeschäft Tintenklecks in Königs Wusterhausen noch einige Sachen gekauft. „Die Liste war sehr kurz“, sagt sie. Mehrere Eltern weisen darauf hin, dass auch für höhere Klassenstufen alljährlich umfangreiches Material angefordert wird. „Es macht keinen Spaß. Hab noch nicht alles zusammen und schon 120 Euro bezahlt“, schreibt eine Mutter. Eine andere Mutter schildert ihre Erfahrungen zur Einschulung ihres Sohnes. So musste die Federtasche mindestens drei Fächer haben, „besser mehr“, wie sie hinzufügt. Am Anspitzer musste eine Dose sein, das Lineal musste biegsam sein. Für Umschläge, Blöcke und Stifte gab es ebenfalls genaue Vorgaben. Sie könnte die Liste noch mühelos erweitern. „Letztlich meinen es die Lehrkräfte aus ihrer Erfahrung heraus nur gut. Doch manchmal ist das Drumherum schon etwas anstrengend.“ Eine Nutzerin erinnert sich, dass in den 1960er Jahren die Eltern neben den Materialien auch noch die Schulbücher für die Kinder kaufen mussten. Und ein Nutzer aus Königs Wusterhausen schreibt: „So viele Schulsachen brauchten wir nicht 1980 in der Scheederstraße, um die erste Klasse zu meistern.“ Das sagt die Lehrerin: Die Zeuthener Klassenlehrerin Petra Tietz meldete sich bei der MAZ, als sie von der Diskussion um ihre lange Liste erfuhr. Die 62-Jährige ist seit über vier Jahrzehnten im Schuldienst. „Das ist als Hilfestellung für die Eltern gedacht. Wir Lehrer wollen ihnen damit nichts vorschreiben“, sagt sie. Bei dem vielfältigen Angebot im Handel dienten die Listen auch der besseren Orientierung. Von Frank Pawlowski