Sportvereine in Königs Wusterhausen: Pacht wird wegen Corona erlassen, Miete aber nicht

Wer dieser Tage mit Dirk Rahmlow spricht, der hört Frust aus seinen Worten heraus. Über die Pandemie, über den Umgang damit. Und über Bürokratie. Rahmlow, Kampfsportler, Vereinsvorsitzender und Unternehmer aus Königs Wusterhausen, fühlt sich zunehmend als Opfer von alldem. Rahmlow ist Vorsitzender des Königs Wusterhausener Vereins K4-Alliance. Das ist ein Sportverein, der Kampfsport anbietet. Kung Fu, Tai Chi, Thaiboxen. Der Verein ist nicht ganz klein, knapp 100 Kinder werden in den Trainingsgruppen trainiert, sagt Rahmlow. 2013 hat sich der Verein dafür in die ehemalige Sportgaststätte am Stadion der Freundschaft eingemietet, wo er seither sein Training anbietet. Davon gab es im vorigen Jahr wegen Corona weniger als üblich, und seit vereinsgebundener Sport im November verboten wurde, gibt es gar keins mehr. Rathaus: Beschluss gilt nur für Pachten, nicht für Mieten: Viele Mitglieder halten dem Verein trotzdem die Treue, zahlen weiter ihre Beiträge, sagt Rahmlow. Andere nutzten aber auch ihr Sonderkündigungsrecht. Und wieder andere bezahlen normalerweise für das Training über Zehnerkarten. Diese Einnahmen seien völlig weggebrochen. Die Einnahmeverluste gehen laut Rahmlow an die Substanz, da laufende Kosten weiter beglichen werden müssen. Unter anderem die Miete an die Stadt. Lesen Sie auch Sportplätze in Brandenburg: Darf ich im Corona-Lockdown hier noch Sport machen? Trotz Corona-Frust: Sportler in Dahme-Spreewald halten zu ihren Vereinen Als der Vereinsvorsitzende hörte, dass den städtischen Sportvereinen laut SVV-Beschluss die Pachten für die Zeit der Eindämmungsverordnung erlassen werden, atmete er auf – und stellte er einen Antrag. Um 30 Prozent Nachlass habe er gebeten, sagt er, unter Verweis auf den Beschluss. Aber das Rathaus lehnte ab. Begründung: Der Verein habe einen Mietvertrag, keinen Pachtvertrag. Damit gelte der Beschluss für K4 leider nicht. Christian Dorst: „Wortklauberei“: Tatsächlich hat die SVV nur beschlossen, dass Vereinen, die „städtische Grundstücke gepachtet haben“, ihre Pachten erlassen werden sollen, weshalb die Antwort des Rathauses faktisch korrekt ist. Aus dem Rathaus heißt es: „Grundsätzlich kann jeder Mieter um einen Mieterlass bitten, aber nicht auf Basis dieses SVV-Beschlusses.“ Dennoch sorgt das Handeln des Rathauses für Unmut in der Stadtpolitik, denn in der SVV wirft man dem Rathaus schon länger vor, die Hilfe ausbremsen zu wollen. Der Beschluss gehörte tatsächlich zu den 26 SVV-Beschlüssen, die die Rathausspitze im vorigen Jahr als möglicherweise rechtswidrig beanstandete. Die Kommunalaufsicht konnte bei der Prüfung allerdings keine Rechtswidrigkeit erkennen. Sie erklärte den Beschluss für wirksam und kritisierte das Handeln der Rathausspitze deutlich: Pflichtaufgabe des Bürgermeisters wäre es demnach statt einer Beanstandung gewesen, „den Wunsch der Stadtverordneten zur finanziellen Hilfe der Vereine aufzugreifen, und diese Intention zum Beispiel in einen als rechtmäßig erachteten Beschlussvorschlag münden zu lassen“. Entsprechend regt sich in der SVV-Mehrheit, die die Vorlage fraktionsübergreifend eingebracht hatte, jetzt auch Unmut wegen der wörtlichen Umsetzung. Christian Dorst (Wir für KW/BVO), der den Vorgang im Hauptausschuss öffentlich machte, warf dem Rathaus „Wortklauberei“ vor. SPD-Fraktionschef Ludwig Scheetz verweist auf die eigentliche Absicht der SVV. „Unser Ziel war es, den Sportvereinen zu helfen“, sagt er. „Wenn man gewollt hätte, dann hätte man uns fragen können, ob die Befreiung auch auf Mieten ausgeweitet werden soll.“ Verein kann Miete stunden: Mieten und Pachten seien aber seit jeher unterschiedliche Dinge, sagte Kämmerer Axel Böhm im Hauptausschuss. Die Pressestelle des Rathauses verweist zudem auch auf die Eigenverantwortlichkeit des Vereins. Dem habe man bereits im April vorigen Jahres auf die Möglichkeit hingewiesen, einen Antrag auf Soforthilfe über die Investitionsbank des Landes Brandenburg oder aber bei der Stadt Königs Wusterhausen einen Antrag auf Stundung der Miete zu stellen. Dirk Rahmlow sind diese Debatten relativ egal. Er hatte auf Hilfe für seinen Verein gehofft. „Aber bislang kommt da leider nichts“, sagt er. Weder vom Land noch von der Stadt. Und dass Vereine, die das Stadion selbst nutzen, nun vom Pachterlass profitieren, sein Verein hingegen, der ein Nebengebäude nutzt, aber in die Röhre schaut, trägt nicht zum Frustabbau bei. Von Oliver Fischer