Mittenwalde: Apothekerinnen versorgen Bürger mit wichtigen Medikamenten

Für Anke Nedwed, Cindy Schwarz und Katrin Schramm von der Stadt-Apotheke in Mittenwalde gibt es jetzt in der Corona-Krise nur ein wichtiges Ziel: Die Leute mit notwendigen Medikamenten versorgen. Mehrere Gründe: „Das klingt einfach, ist es aber nicht“, sagt Chefin Anke Nedwed. Das habe gleich mehrere Gründe. Zum einen würden die Menschen versuchen, sich auf Wochen mit Arzneimitteln zu bevorraten. Zum anderen gebe es tatsächlich Lieferprobleme, da die Grundstoffe für viele Medikamente aus China kommen, das derzeit nicht liefern kann. „Wir kriegen das trotzdem hin“, ist Anke Nedwed guter Hoffnung. Vorräte angelegt: Erstmal habe die Apotheke ja noch Bestände, denn jede Apotheke sei schon immer dazu verpflichtet, für mindestens zwei Wochen Vorrat im Lager zu haben. In Mittenwalde habe man vorgesorgt und für ein bis zwei Monate Medikamente in petto. „Für unsere älteren Patienten und Leute, die pflegen oder schwer krank sind, stellen wir das Desinfektionsmittel inzwischen selbst her“, so die Apothekerin, denn auch sie in der Stadt-Apotheke seien davon betroffen, dass es derzeit keines zu kaufen gebe. Chefin besorgt selbst Zutaten: „Dafür fahre ich selbst in den Alkohol-Kontor nach Berlin, um das für die Herstellung benötigte Äthanol zu besorgen“, berichtet die Mittenwalderin. Wenigstens die Personengruppen, die besonders gefährdet sind, sollen bekommen, was sie brauchen. Besonders gefährdet: Die Apothekerinnen sind – wie Ärzte, Schwestern, Pfleger – selbst besonders nah am Virus. Tagtäglich haben sie direkt mit kranken Menschen zu tun; jetzt möglicherweise auch mit Infizierten. Seit Montag gibt es in Mittenwalde einen bestätigten Corona-Fall, doch den Apothekerinnen ist klar, dass es mehr werden mit der Zeit. Checkliste aus Südtirol: „Wir haben sehr gute Kontakte zu einem Kollegen in Südtirol, wo die Lage ja besonders prekär ist“, sagt die Chefin der Stadt-Apotheke. Deswegen seien sie sehr gut auf die gegenwärtige Situation vorbereitet. Der Kollege habe ihnen einen Check-Liste zugearbeitet. Eine der hier aufgelisteten Empfehlungen sei das Aufstellen von Plexiglas-Wänden zwischen Apotheken-Personal und Kundschaft. Die wurden erst einmal provisorisch über Nacht zusammengeschraubt. „Zudem haben wir Linien am Boden markiert, wo die Leute stehen bleiben sollen, um den Mindestabstand einzuhalten“, zeigt Anke Nedwed auf den Boden. Es darf noch mit Bargeld bezahlt werden; gerade ältere Menschen besitzen gar keine EC- oder Kreditkarte. 150 Kunden am Tag: Zurzeit kämen viel mehr Menschen in die Apotheke als zu normalen Zeiten. Im Notfall würden nur einige herein gelassen; die anderen müssten draußen warten – möglichst auch untereinander den notwendigen Abstand einhaltend, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Die drei Apothekerinnen bedienen in einem fort. Nach jedem Kunden werden die Hände desinfiziert. Dann geht es weiter bis in den Abend. An die 150 Kunden seien es pro Tag. „Das ist 50 Prozent mehr als an den guten Tagen sonst“, relativiert die Chefin diese Zahl. Sorgen ja, Panik nein: In der Stadt-Apotheke sind die Frauen derzeit nur zu dritt, denn eine Kollegin hatte gerade erst eine Operation. Die fünfte Mitarbeiterin im Bunde gehört zur Risiko-Gruppe und bummelt erst einmal Überstunden ab, um nicht in die Apotheke kommen zu müssen. „Dass wir so etwas wie jetzt erleben müssen“, meint Cindy Schwarz. Natürlich machen sich alle Sorgen um sich, um die Familie, Freunde, Verwandte, um die Leute in der Stadt. Aber: „Es geht darum, nicht in Panik zu verfallen“, so Anke Nedwed. Hoffnung und Zuversicht: Sie wollen auf jeden Fall zu dritt die Stellung halten – komme, was wolle. Eine Mitarbeiterin hat jetzt sogar ihren Urlaub verschoben, damit auf die anderen beiden nicht noch mehr Stress zukommt. Sie zeigen sich zuversichtlich: Es wird irgendwann vorbei sein. Höhen und Tiefen: Vor 445 Jahren wurde die Apotheke in Mittenwalde erstmals erwähnt. Sie durchlebte viele Höhen und Tiefen. Nach dem Mauerfall in der DDR übernahm die Mutter von Anke Nedwed die Stadt-Apotheke. Seit 2004 lenkt sie selbst die Geschicke. Eine vergleichbare Situation zu der Corona-Krise jetzt gab es wohl nur im Dreißigjährigen Krieg, als Hunger und Pest den Menschen in Mittenwalde zusetzten. Worte von Paul Gerhardt: Doch Paul Gerhardt, der weltbekannte Kirchenlieddichter, sprach seinerzeit in seinen Predigten von der Kanzel in der St. Moritz Kirche den Menschen Kraft, Mut und Zuversicht zu: „Auf den Nebel folgt die Sonn, auf das Trauern Freud und Wonn!" Von Andrea Müller

Mittenwalde - Corona: Leute mit Medikamenten versorgen