Mittenwalde: Aufregung um Schilfrückschnitt am Tonsee

Der Umweltausschuss unter Vorsitz von Uwe Fattmann (Bündnis 90/Grüne) beschäftigte sich am Montagabend unter anderem mit dem Rückschnitt des Schilfs am Mittenwalder Tonsee. Das war viel zu weiträumig weg genommen worden. Dabei steht es unter Schutz, denn es gehört zu einem Biotop. Gefunden! Hier geht es zum Gewinnspiel - ein HIKANOE-Packraft (the boat to go) für zwei Tage. Der kleine See gehört zu den beliebten Ausflugszielen in der Region und wird im Sommer gern zum Baden und Erholen genutzt. Doch an seinen Ufern wächst reichlich Schilf, das zuletzt auch die Badestelle „vereinnahmte“. Deswegen war von der Stadt Mittenwalde der Rückschnitt bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Dahme-Spreewald beantragt worden. Dies, obwohl es sich hier um ein geschütztes Biotop handelt, das Lebensraum für zahlreiche Vögel, Fische und Amphibien ist. Die UNB genehmigte den Rückschnitt unter bestimmten Auflagen. Wörtlich heißt es: „Für das beantragte Vorhaben Schilfentfernung Badestrand Tonsee Mittenwalde wird Ihnen die Ausnahme von dem Vorhaben entgegenstehenden Verboten des gesetzlichen Biotopschutzes gemäß § 30 Abs. 3 des Brandenburger Naturschutzgesetzes unter Auflagen erteilt.“ Das waren die Auflagen für den Schilf-Rückschnitt: So hätte die Maßnahme nur in einem bestimmten Umfang erfolgen dürfen. Das Schilf hätte nur in einer Breite von einer Armlänge (rund ein Meter) vom Steg aus zurück geschnitten werden dürfen. Auf der anderen Seite des Strandes steht eine Weide. Die wurde in den Auflagen als Grenze des Schilfrückschnittes auf dieser Seite definiert. Dem Schreiben der UNB wurde umfangreiches Bildmaterial beigefügt, so dass es zu keinen Missverständnissen hätte kommen dürfen, denn das zu entfernende Schilf wurde sogar mit roten Kästchen genau markiert. Doch die von der Stadt beauftragte Firma hat andere Fakten geschaffen. Lesen Sie auch Parken am Tonsee: Badegäste in Klein Köris sorgen für Anwohner-Ärger Mittenwalde: Rodungen am Millingsweg rufen Naturschützer auf den Plan Mittenwalde am Zülow-Kanal: Pappel Fällung, Naturschützer äußert sich Der Steg ist weiträumig frei geschnitten worden. Rechts von ihm wurde das Schilf vollständig beseitigt; links wurden schätzungsweise fünf Meter vom Schilf entfernt. Auch die Weide ist vollkommen frei geschnitten; hier ist nun gar kein Schilf mehr vorhanden. Standke will wissen, wer verantwortlich ist: Karsten Standke und Katrin Fischer-Distaso (beide von Bündnis 90/Grüne) meldeten sich in der Einwohnerfragestunde zu diesem Thema zu Wort. Standke sieht vor allem die Stadt Mittenwalde hier in der Verantwortung. „Entweder ich übernehme die Bauleitung oder ich beauftrage eine Firma, die dann die Verantwortung hat. War es nicht die Firma, sondern die Stadt, die das Projekt betreute, dann hat die das Problem am Arsch“, sagte er. Er wollte auch genau wissen, wie viel die Firma abgerechnet habe, denn daraus hätte die Stadt entnehmen können, das etwas schief gelaufen ist. Anscheinend habe das aber keinen interessiert. Schaden hätte auffallen müssen: Dieser Ansicht war auch der Umweltausschuss-Vorsitzende Uwe Fattmann. „Offensichtlich hat hier auch keine Abnahme stattgefunden, denn dann hätte der Schaden auffallen müssen“, meinte er. Beide waren sich einig in der Meinung, dass dies ein weiteres Beispiel ist für den schlechten Umgang der Stadt mit der Natur. „Die Stadt tritt den Naturschutz mit Füßen“, hieß es. Der Tonsee reihe sich ein in Projekte wie den Millingsweg, wo schonungslos jegliches Grün innerhalb der Vegetationsperiode beseitigt worden war. Hier sollen später Wohnungen gebaut werden. Auch die Fällung der Pappeln am Zülow-Kanal hätte mit mehr Rücksicht auf die Natur erfolgen sollen. „Das dürfen wir uns als Bürger nicht gefallen lassen“, so Karsten Standke. Mittenwalde sieht keinen Handlungsbedarf: Katrin Fischer-Distaso sprach sich dafür aus, den Schaden wieder beheben zu lassen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. „Ist es möglich, Schilf wieder einzupflanzen?“, fragte sie. „Das haben wir nicht vor“, stellte indes Marek Kleemann, stellvertretender Bürgermeister in Mittenwalde, in der Sitzung des Umweltausschusses klar. Das Schilf werde von allein wieder nachwachsen und sich erneut ausbreiten. Der Strand sei auch in den zurück liegenden Jahren bereits frei geschnitten worden. Dies will Uwe Fattmann nicht so stehen lassen. Dienstagmorgen erklärte er gegenüber der MAZ, dass er über die Stadt durchsetzen möchte, dass die ausführende Firma – sofern sie verantwortlich ist und nicht die Stadt – zumindest an anderer Stelle die Natur aufwerten soll, etwa durch das Pflanzen von Bäumen. Von Andrea Müller