Schönefeld: DJ-Duo "Gestört aber Geil" im Autokino-Konzert

Die Schlange reißt nicht ab. Gut zwei Stunden vor dem Konzert strömen die Besucher herbei. Auf der Hans-Grade-Allee unweit der Autobahnabfahrt bildet sich ein kleiner Rückstau. Aber von hier ist es nicht mehr weit. Die riesengroße Leinwand des Autokinos Schönefeld ist schon zu sehen. Die Autos fahren auf dem Weg zum Einlass einmal um sie herum. Den Insassen ist die Vorfreude anzusehen. Im Schönefelder Autokino legte am Sonnabend das DJ-Duo „Gestört aber Geil“ auf. Es ist nicht so viel los wie beim ausverkauften Auftritt von Rapper Alligatoah am Vorabend. Trotzdem ist der Andrang groß. In Corona-Zeiten wird das Angebot dankbar angenommen. Die Leute wollen endlich wieder Party machen, und sei es nur im Sitzen. Fast wäre ihnen selbst das verwehrt worden. Erst im letzten Moment hatte ein Gericht den Weg dafür frei gemacht und Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern in Autokinos erlaubt. Für Maximilian Schulze Brockhausen war das eine große Erleichterung. Er ist der Betreiber des Autokinos Berlin, wie die Anlage im brandenburgischen Schönefeld offiziell heißt. „Wir hätten alle Konzerte absagen müssen, wenn es anders gekommen wäre“, sagt er. Schulze Brockhausen ist DJ im Berliner Klub 808 und Veranstalter. „Die Klubs waren die ersten, die schließen mussten, und werden die letzten sein, die wieder öffnen dürfen“, sagt er. Beim „Autokino Live“ in Schönefeld will er eine Bühne für Musik und Comedy schaffen. Im Elektroroller düst er am Sonnabend über das Gelände, schaut an allen Ecken nach dem Rechten. Am Einlass werden immer werden zwei Autos gleichzeitig abgefertigt. Danach müssen die Besucher noch einmal bei zwei Mitarbeitern des Autokinos stoppen. Sie verteilen Karten mit Verhaltensregeln, erläutern kurz, worauf es vor allem ankommt. Schön im Auto bleiben: Die wichtigste Regel des Abends lautet: Immer schön im Auto bleiben. Mit Mundschutz raus darf nur, wer mal auf die Toilette muss. Hupen ist nicht erlaubt. Scheiben und Türen müssen geschlossen bleiben. So ist das beim Corona-Konzert. Aber die Gäste wissen, worauf sie sich da eingelassen haben. „Wir wollen einfach Spaß haben“, sagt Anika aus Berlin, die mit Freunden nach Schönefeld gekommen ist. Die Berliner sind hier klar in der Überzahl, wie an den Autokennzeichen zu erkennen ist. Aus Dahme-Spreewald und einigen Nachbarkreisen sind ebenfalls viele Besucher gekommen. Max, Peggy und Tamia sind zum ersten Mal bei einem Auto-Kino-Konzert. Sie wollten das mal ausprobieren. In Reih und Glied stehen die Autos vor der Leinwand. Es ist ziemlich warm, die Sonne scheint. Türen stehen auf, Fenster sind herunter gekurbelt. Einige junge Männer sitzen auf einem Autodach. „Ihr müsst wieder ins Auto“, ermahnt sie ein Ordner freundlich. Als er sie später erneut rumturnen sieht, wird sein Ton schärfer. „Das ist die letzte Verwarnung, Jungs.“ Disziplinierte Gäste: Aber das ist die Ausnahme. Die Gäste halten sich an die Regeln. Die Stimmung ist friedlich und erwartungsfroh. Gleich neben dem Einlass steht ein ASB-Rettungswagen. Die vier Sanitäter aus Königs Wusterhausen sind an diesem Wochenende bei den Konzerten im Einsatz. Zu Hilfe eilen mussten sie bis Sonnabend noch nicht. „Das ist ein sehr ruhiges und gesittetes Publikum“, berichtet Sanitäter Thorsten Isenberg. Pünktlich um 20 Uhr kommt das DJ-Duo auf die Bühne. Die beiden stehen am Pult vor der Leinwand, auf der sie in Übergröße zu sehen sind. Als sie loslegen, jubeln die Besucher. In den Autos dröhnt der Beat. Manche Zuhörer wippen gleich mit. So gut das im Auto eben geht. Am Sonntagabend stand ein Livekonzert mit Nena auf dem Programm, am 31. Juli kommt Pietro Lombardi nach Schönefeld. Dann wird es wohl auch vor den Toren des Autokinos wieder voll werden. Auf der Hans-Grade-Straße verfolgen Schaulustige die Veranstaltungen. Die Schönefelder Gemeindevertreterin Renate Detsch (Freie Wähler) verfolgt das mit Sorge, besonders wenn sich sehr viele Menschen dort versammeln. „Die Straße müsste abgesperrt werden und es müsste Polizei vor Ort sein“, sagt sie. Von Frank Pawlowski