Schönefeld: Standorte für alte Air Berlin- und Germania-Schriftzüge gefunden

Fast auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, dass sich die Fluggesellschaft Air Berlin aus dem Luftverkehr verabschiedet hat. Am Dienstag wird sie wieder auferstehen. Zumindest symbolisch. Irgendwann am frühen Nachmittag wird Marius Langas mit einem 40-Tonner auf das Gelände der Firma Rieck Logistik fahren, das direkt an der Einflugschneise des Schönefelder Flughafens liegt. Dort wird er mit Hilfe einiger starker Männer neun gigantische Buchstaben von der Ladefläche heben, jeder drei Meter hoch, aus einem Alurahmen gefertigt und mit rotem Hartplastik überspannt. Dann werden sie ihre Fracht so im Gras drapieren, wie sie früher am Hangar in Selchow prangte: die Buchstaben ergeben den Schriftzug von Air Berlin. 25 Meter breit, drei Meter hoch. Denkmal für die einst zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft: Wenn sie dort im Gras liegen, werden sie auch noch aus einigen Hundert Metern Höhe gut sichtbar sein. Wer also Schönefeld anfliegt und rechts aus dem Fenster schaut, der kann am Boden den Schriftzug der einst zweitgrößten Fluggesellschaft Deutschlands lesen. Eine Erinnerung an ein verblichenes Stück regionale Luftfahrtgeschichte mit einst 8000 Beschäftigten. Lesen Sie auch: Air Berlin und Germania: Zeuthener plant Denkmal für ehemalige Angestellte Marius Langas hat es also tatsächlich geschafft. Der Zeuthener schraubt seit Monaten an dem Projekt, das ursprünglich nur ein persönliches Stück Erinnerungskultur sein sollte. Langas ist Flug-Fan, er arbeitet selbst bei der Flugsicherung in Schönefeld und ist deshalb sowohl in der Szene als auch auf dem Flughafen bestens vernetzt. Als er erfuhr, dass mehrere alte Schriftzüge der Pleitegesellschaften Air Berlin und Germania abmontiert wurden und zum Verkauf stehen, schlug er zu. „Eigentlich wollte ich nur einen für meinen Garten kaufen“, sagt er. Dann kam ihm aber die Idee, die Schriftzüge öffentlich aufzustellen. Übers Internet suchte er Interessenten, die Flächen zur Verfügung stellen. Es meldeten sich gleich mehrere: Carsten Milbach, Geschäftsführer des Fehrbelliner Flugplatzes, war einer. Milbach erklärte sich bereit, sowohl den Air-Berlin-Schriftzug als auch den Germania-Schriftzug auf dem Flugplatz in Fehrbellin zu installieren. Danach meldete sich auch Patrick von Oy, Geschäftsführer bei Rieck-Logistik, und bot für einen Air-Berlin-Schriftzug eine Fläche in unmittelbarer Nähe des Schönefelder Flughafens an. 6500 Euro mit Fundraising eingenommen: Marius Langas war von den Möglichkeiten begeistert. Allerdings musste er damit drei Schriftzüge erwerben – eine ziemliche Investition, wie er einräumt. Allein von seinem privaten Geld konnte er das nicht bezahlen. „Da hat meine Frau einen Riegel vorgeschoben“, sagt er. Deshalb startete er einen Fundraising-Aufruf im Internet – mit Erfolg. Er sammelte auf diesem Weg 6500 Euro, die für den Erwerb der Schriftzüge und alle Ausgaben rings herum ausreichen. „Natürlich gab es viele Leute, die gesagt haben, dass das niemals klappt. Und tatsächlich hatte ich es mir auch einfacher vorgestellt“, sagt Marius Langas. Die Organisation sei eine Heidenarbeit gewesen. Aber dass die Schriftzüge nun gleich an zwei Orten installiert werden können, freut ihn umso mehr. „Dass solche künstlerischen Projekte heute tatsächlich noch umgesetzt werden können, ist schön“, so Langas. Zumal viele frühere Air-Berlin-Piloten inzwischen für Ryanair und Easyjet arbeiten. „Für die ist es auch eine schöne Erinnerung.“ Unklar: Was geschieht mit den Logos? Möglichkeiten gebe es sogar noch mehr, sagt Langas. Das Berliner Technikmuseum sei möglicherweise an einem dritten Air-Berlin-Schriftzug interessiert, Gespräche dazu laufen noch. Das Buchstabenmuseum hat ebenfalls angefragt. Zwischendurch gab es auch noch ein Angebot für einen Condor-Schriftzug, der kurz darauf aber verschrottet wurde. Langas: „Das war natürlich super schade.“ Unklar ist auch noch, was Langas mit den drei Logos der Fluggesellschaften macht. Die hat er mit gekauft, aber sie sind noch einmal deutlich größer als die Buchstaben, etwa fünf Meter im Durchmesser, und deshalb noch schwieriger zu transportieren. „Sie passen durch keine Brücke durch“, so Langas. Er werde sie deshalb zerschneiden müssen. Ob man sie dann wieder zusammensetzen kann, weiß er bislang noch nicht. Auch da ist Marius Langas am Dienstagabend schlauer. Von Oliver Fischer

Schönefeld - Wie Marius Langas Air Berlin wieder auferstehen lässt