Schönefeld am BER: Taxifahrer in der Krise

„Ich persönlich würde heute nicht mehr als Taxifahrer anfangen wollen“, sagt Michael Firyn vom Verein Taxi Union KW. Er selbst ist seit 30 Jahren in der Branche tätig und glaubt, dass Taxiunternehmen rund um den Flughafen BER wenig Zukunft haben werden. Lesen Sie auch Königs Wusterhausener Fahrradhändler Clasen fordert schnelle Corona Hilfen von Stadt Bestensee: Nach verdächtigem Amazon Paket Spende an Feuerwehr Durch die Corona-Pandemie stehen viele Flugzeuge am BER still und somit auch die Taxen. „Wir warten zum Teil fünf bis sechs Stunden auf Kundschaft“, erzählt Firyn. Hinzukommt der gute Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel am Flughafen. „Eine Taxifahrt in die Berliner City kostet schon 50 bis 60 Euro“, so der Taxifahrer. Mit der S-Bahn kommt man hingegen deutlich günstiger in die Hauptstadt. Nun soll zudem die U-Bahnlinie U7 bis zum BER ausgebaut werden (MAZ berichtete), was es den Taxifahrern schwerer machen wird, Kunden zu gewinnen. Viele seiner Kollegen mussten ihre Autos bereits abmelden, da sich das Geschäft durch die aktuelle Lage verschlechtert hat. Auf dem Parkplatz Parkterminal A13 in Ragow stehen die Taxen, für die derzeit kein Bedarf besteht zum Teil seit dem ersten Lockdown. Fehlende Veranstaltungen sorgen für Umsatzeinbußen: „Viele haben schon aufgegeben“, sagt Fyrin. Denn neben dem Geschäft am Flughafen machen die Taxiunternehmen vor allem durch Messen und Veranstaltungen Umsatz. Doch aufgrund der Corona-Lage bleiben die Events aus. „Früher hat man am Wochenende in Königs Wusterhausen gut verdient, doch zur Zeit sieht das sehr schlecht aus.“ Andere Fahrer verdienen mit Krankenfahrten ihr Geld. Sich darauf aktuell zu spezialisieren, ist aus Sicht von Michael Firyn jedoch schwer. „Die Ärzte und Krankenhäuser haben bereits ihre Fahrer, mit denen sie jahrelang Erfahrung haben“, so der Taxifahrer. Zudem mache das Mietwagengeschäft mit Firmen wie Uber es den Taxiunternehmen besonders schwer. Viele der Uber-Fahrer würden die Rückkehrpflicht missachten und an Tankstellen und Seitenstraßen warten, statt nach einer Fahrt zum Betriebshof zurückzukehren. Eine neue Änderung im Personenbeförderungsgesetz kommt darüber hinaus anderen Mobilitätsanbietern zu gute. On-Demand und Pooling-Angebote, bei denen sich mehrere Kunden ein Fahrzeug teilen, sollen damit dauerhaft möglich sein. Der Taxibranche wird dies vermutlich einen weiteren Stich versetzen. Am Freitag wollen deswegen hunderte Taxifahrer in Berlin demonstrieren. Am Mittag wird der Autokorso am Brandenburger Tor starten und dann zur CDU-Bundesgeschäftsstelle in der Klingelhöfer Straße fahren. Neben den Berliner Kollegen wollen sich auch Taxifahrer aus Schönefeld an der Demonstration beteiligen, wie Özcan Ekinci gegenüber MAZ ankündigt. Michael Firyn sieht ebenfalls Handlungsbedarf bei den Politikern und wünscht sich mehr Unterstützung für das Taxigewerbe. So hatten sich die Länder Berlin und Brandenburg zusammen mit dem Landkreis Dahme-Spreewald im vergangenen Herbst darauf geeinigt, Taxen aus der Hauptstadt und dem Landkreis zu gleichen Teilen Lizenzen zu verteilen. Beschlussumsetzung zum Teil nicht möglich: Im Gegenzug sollten die Taxifahrer aus Brandenburg auch Fahrgäste in Berlin aufnehmen dürfen, jedoch zu einem anderen Tarif. „Es ist gar nicht möglich, mehrere Tarife in einem Taxameter anzugeben“, bemängelte Özcan Ekinci bereits im vergangenen Jahr. „Da werden Sachen beschlossen, die nicht rechtens sind“, so Michael Firyn. „Die haben vom Taxigewerbe keine Ahnung.“ Aus seiner Sicht müsste sich Stephan Loge (SPD) mehr für die Taxiunternehmen einsetzen. „Unser Landrat hat die Pflicht Gewerbe aus dem Landkreis zu schützen“, so Firyn weiter. Wenig optimistisch blickt der Taxifahrer zudem der Demonstration am Freitag entgegen. Er fragt sich, wie die Politik die Rückkehrpflicht kontrollieren soll. „Das ist schließlich ein freies Land und die Leute können stehen, wo sie wollen.“ Interessierten rät er davon ab, in die Taxibranche zu kommen. Da er selbst nur noch wenige Jahre bis zur Rente hat, wolle er jedoch auch weiterhin als Fahrer arbeiten. Von Joice Nkaigwa