Touristenverbot wegen Corona: Dahme-Spreewald will Wochenende abwarten

Nachdem am Mittwoch Ostprignitz-Ruppin ein Einreiseverbot für Touristen ausgesprochen hat, wollte der Landkreis Dahme-Spreewald am Freitag eigentlich nachziehen. Landrat Stephan Loge (SPD) hatte schon eine entsprechende Verordnung vorbereitet, die Bürgermeister hätten nur noch ihr Okay geben müssen. Dann einigte man sich aber doch darauf, das Thema noch einmal zu vertagen. Es habe aus manchen Kommunen den starken Wunsch gegeben, schon zum Wochenende eine solche Verfügung zu erlassen, sagt Zeuthens Bürgermeister Sven Herzberger (parteilos), der Vorsitzender der Kreisarbeitsgemeinschaft des Städte- und Gemeindebundes ist. Für das Wochenende sagt der Wetterbericht frühlingshafte Temperaturen voraus. Allgemein wird erwartet, dass viele Menschen diesen Umstand nutzen wollen, um Boot zu fahren, ihren Kleingarten zu bewirtschaften oder sich an Seeufern zu treffen. Auch Kleingartennutzung steht zur Debatte: Schon am vergangenen Wochenende gab es wohl überdies Klagen, dass Tagestouristen aus Berlin und Sachsen in größerere Zahl Ausflüge in den Landkreis unternehmen und in den Dörfern die Geschäfte leerkaufen. Um das für das anstehende Wochenende einzudämmen, stand der Verbot jeglicher touristischer Ausflüge zur Debatte, darunter auch die Nutzung von Kleingärten. Es hätten aber Zweifel bestanden, ob ein solches Verbot rechtssicher ist, sagt Sven Herzberger. Diese Zweifel hatte zuvor schon Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) mit Blick auf die Entscheidung in OPR geäußert. Auch in den Reihen der Polizei sei man unsicher gewesen, ob ein Touristenverbot überhaupt durchgesetzt werden kann. Wochenende soll Ausschlag geben: Deshalb habe man sich entschieden, das Wochenende abzuwarten und zu beobachten, ob es trotz der geltenden Eindämmungsverordnung zu massenhaftem Tourismus kommt. „In der kommenden Woche werden wir die Lage dann neu bewerten“, so Herzberger. Die Ordnungsämter sind aber angehalten, verstärkt zu kontrollieren. Landrat Stephan Loge (SPD) forderte derweil potenzielle Ausflügler auf, zuhause zu bleiben. „Jeder muss soweit wie möglich im eigenen Umfeld bleiben, damit wir diese Corona-Krise meistern. Daher appelliere ich hier auch an die Vernunft aller Menschen, die für gewöhnlich aus anderen Metropolregionen zu uns in den Landkreis kommen: Jetzt ist nicht die Zeit für Ausflüge und Wochenendbesuche im Spreewald oder Dahme-Seenland“, so Loge. Er appellierte auch, auf Kurzreisen zu Bungalows, Datschen, Wochenendhäusern oder Unternehmungen mit Wohnmobilen und Hausbooten zu verzichten, sowie touristische Hotspots zu meiden. Kleingärtner wollen weiter in ihre Gärten: Der Vorsitzende des Sprecherrates der Niederlehmer Kleingartenanlagen, Wolfgang Sieber, hatte zuvor schon vor einem Verbot der Kleingartennutzung gewarnt. Ein solcher Eingriff in die Rechte der Gartenpächter stehe in keinem Verhältnis zu einem möglichen gesellschaftlichen Nutzen, sagte er. Auch der Landkreis Ostprignitz-Ruppin ist inzwischen zurückgerudert und hat das ausgesprochene Einreiseverbot wieder aufgeweicht. Von Oliver Fischer

Corona - Mögliches Touristenverbot: Dahme-Spreewald will Wochenende abwarten