Corona-School: Student der TH Wildau gibt Physik-Nachhilfe im Internet

Die Corona-Krise stellt Schüler und Lehrer vor völlig neue Herausforderungen. Seit die Schulen wegen der Pandemie geschlossen bleiben, findet der Unterricht größtenteils im Netz statt. Dabei bleibt vieles auf der Strecke: Das direkte Gespräch, der kurze Draht zu den Lehrern, all das fehlt. „Die Hemmschwelle, mal eben kurz etwas nachzufragen ist jetzt viel größer“, sagt die Schülerin Elin Papenbrock. Elin besucht die elfte Klasse am Herder-Gymnasium in Berlin-Westend. In der Corona-Krise lernt sie ausschließlich von zu Hause. Die täglichen Aufgaben schicken ihr die Lehrer per E-Mail. Die Zeit, um den Stoff zu bewältigen muss sie sich selbst einteilen. Keine leichte Aufgabe für die 17-Jährige. Ihre Eltern sind tagsüber beide bei der Arbeit. Neben dem eigenen Schulpensum muss Elin noch ihrem kleinen Bruder beim Home-Schooling helfen. Das Lernen von zu Hause bereitet dem Sechstklässler Schwierigkeiten. Online-Nachhilfe statt Praktikum in der Corona-Krise: Seit Samstag hat Elin jedoch Unterstützung: Student Austin Franke gibt ihr neuerdings Nachhilfe in Physik – per Videochat. Der 22-Jährige studiert Maschinenbau an der TH Wildau. Eigentlich hatte er für dieses Semester ein Praktikum in Vorbereitung auf seine Bachelorarbeit geplant. Doch in der Corona-Krise stellen viele Unternehmen und Forschungseinrichtung keine Praktikanten ein. Das tägliche MAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Brandenburg täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Plötzlich hatte Austin viel freie Zeit zur Verfügung. Er meldete sich auf der Plattform Corona School an. Das Projekt vermittelt Schüler, die auf der Suche nach Hilfe bei den Schulaufgaben sind, an Studenten, die sie dabei unterstützen. Mittlerweile haben sich 8000 Schüler und mehr als 6000 Studierende auf der Website registriert. Das Angebot ist kostenlos, die Nachhilfelehrer arbeiten allesamt ehrenamtlich. Corona-School: Kostenlose Nachhilfe von Studenten für Schüler: „Es gibt viele Schüler, die jetzt allein gelassen werden“, sagt Paul Regner. Der 21-Jährige ist Mitglied im Organisationsteam von Corona School. Viele Eltern hätten gar nicht die Zeit oder die Möglichkeiten, ihre Kinder beim Home-Schooling zu unterstützen. Gleichzeitig gebe es viele Studierende, die jetzt mehr Zeit hätten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Er kümmert sich vor allem um die sogenannten Screenings der neuen Nachhilfelehrer. Einer Art Vorstellungsgespräch, das die Studierenden führen müssen, um Nachhilfe geben zu dürfen. Das sei auch eine Frage der Sicherheit, erklärt Paul Regner. „Immerhin geben wir die Daten der Schüler weiter. Wir müssen sicherstellen, das die Lehrer vertrauenswürdig sind.“ Win-win-Situation für Schüler und Studenten: In Elins und Austins erster Nachhilfestunde geht es um Induktion und kapazitive Widerstände. Die Aufgabe: Elin soll den Verlauf der Spannung und der Stromstärke für einen Wechselstromkreises mit Kondensator zeichnen. Das Thema kennt Austin noch aus einer Vorlesung in seinem ersten Semester. „Ich war überrascht, wie anspruchsvoll Physik in der elften Klasse ist“, sagt er. Lesen Sie auch: Alle neuen Corona-Infos für Dahme-Spreewald im Überblick „Eigentlich bin ich nicht schlecht in Physik, aber ich lerne besser, wenn mir jemand den Stoff noch einmal erklärt“, sagt Elin. Besonderes dort, wo es um komplexe Zusammenhänge und weniger um das Auswendiglernen von Fakten gehe. Austin nutzt die Nachhilfe hingegen, um sein eigenes Grundlagenwissen aufzufrischen: „Wenn man jemandem etwas erklärt, lernt man es selbst doppelt so gut.“ Lesen Sie auch: TH Wildau: E-Learning in der Coronakrise Trotz Corona: TH-Präsidentin gibt Semester nicht auf Wie drei Studentinnen die Coronakrise in Frankreich erleben Von Feliks Todtmann

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