Th Wildau: Informationssicherheit in kleinen Firmen ist Thema des Projekts "Alarm"

Mehrere Jahre schon habe sie die Idee für dieses Projekt mit sich herumgetragen, berichtet Margit Scholl. Sie ist an der Technischen Hochschule Wildau Professorin für Wirtschafts- und Verwaltungsinformatik. Ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeit und in der von ihr geleiteten Forschungsgruppe ist das Thema Informationssicherheit. Das neue, nun genehmigte Projekt befasst sich genau damit, es geht darum, kleinste bis mittelgroße Unternehmen, zum Beispiel auch Handwerksbetriebe, bei der Sensibilisierung in puncto Informationssicherheit zu unterstützen. „Awareness Labor KMU Informationssicherheit“ heißt es offiziell, die einprägsame Kurzform schlicht „Alarm“. Finanziert wird das Projekt vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), Projektträger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Scholl ist die Projektmanagerin, Regina Schuktomow die operative Projektleiterin. Kürzlich gab es ein digitales Treffen mit intensivem Austausch aller Beteiligten. „Das lief sehr gut“, sagt Regina Schuktomow zufrieden. Mit dabei waren beteiligte Unternehmen ebenso wie Vertreter des DLR und der Transferstelle des BMWi. Margit Scholl hat mit ihrem Team schon vielfach Projekte zur Sensibilisierung im Bereich Informationssicherheit durchführen können, zum Beispiel auch für Jugendliche. Außerdem werden in einem eigens eingerichteten Trainingszentrum nach den Anforderungen der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat Informationssicherheitsbeauftragte ausgebildet. Ein sehr komplexes Projekt: Zum Team des neuen Projektes gehören an der TH sechs Mitarbeiter, darunter zwei Studierende, berichtet Regina Schuktomow. Zusätzlich unterstützt Laboringenieur Peter-Ernst Ehrlich die Forschungsprojekte der Teams um Margit Scholl. Für insgesamt drei Jahre wird „Alarm“ nun laufen. „Ich spüre hohe Motivation“, zeigt sich Margit Scholl begeistert über den ersten konkreten Austausch. „Es ist ein sehr komplexes Projekt.“ Entstehen sollen „erlebnisorientierte Lernszenarien“, so nennen die Projektbeteiligten das, womit dann künftig auf geradezu spielerische Weise die Menschen sensibilisiert werden sollen. „Wir werden versuchen, dass sie vielseitig einsetzbar sind“, so Scholl. Doch das ist nur einer von verschiedenen konkreten Arbeitsbereichen, die aufeinander aufbauend angegangen werden: Zunächst müssen Sicherheits- und Kompetenzprofile der teilnehmenden Unternehmen erstellt werden, dazu werden tiefenpsychologische Interviews durchgeführt, um den aktuellen Stand des Sicherheitsbewusstseins zu ermitteln. Dann sollen jeweils sieben digitale und analoge Lernszenarien entstehen und angewendet werden. Vorgesehen sind außerdem Vor-Ort-„Angriffe“ direkt in den Firmen, über die dann im Vorfeld bewusst nicht alle Mitarbeiter der teilnehmenden Pilotunternehmen informiert worden sind. Teil des Konzeptes ist auch, das in den Unternehmen das dann bereits vorhandene Bewusstsein für Informationssicherheit messbar zu machen. Wie das umgesetzt werden kann, wird gerade entwickelt. Enger Austausch, aufwendige Evaluation und zusätzliche Forschung runden das Ganze ab. Die Ergebnisse sollen nach dem Ende des Projekts über eine Webseite kostenlos zur Verfügung stehen. Für die verschiedenen Komponenten konnten Firmen ins Boot geholt werden, die hohe Expertisen zur Unterstützung des TH-Teams mitbringen. Niederschwellig und praxisorientiert: Zusammengearbeitet wird auch mit den Industrie- und Handelskammern. Eingeplant sind als Pilotunternehmen zwei regionale Firmen, einmal aus dem produzierenden und einmal aus dem Dienstleistungsbereich. Mit diesen soll getestet werden, „was dann breitenwirksam in ganz Deutschland für KMUs von Interesse ist“, sagt Scholl. Dabei achtet das Team darauf, dass kleinere Unternehmen selten größere Ressourcen haben. Das, was also entwickelt wird, muss letztlich sinnvoll durchführbar sein und so niederschwellig konzipiert, dass alle Mitarbeiter einer Firma erreicht werden können. „Es muss sehr praxisorientiert sein“, hebt Scholl hervor. „Die Verzahnung zwischen analogen, interaktiven und digitalen Methoden“, betont sie außerdem, sei eine Besonderheit von „Alarm“. Von Karen Grunow