Wildau: 200 Teilnehmer bei Demo gegen Bürgermeisterin Hohmut

Großer Andrang bei der Anti-Homuth-Kundgebung in Wildau: An die 200 Menschen haben am Freitagnachmittag gegen den Politik-Stil der Wildauer Bürgermeisterin Angela Homuth (SPD) protestiert. Organisiert hatte die Demonstration die Wildauerin Nadja Reckmann, Mitglied bei den Linken. Dennoch war die Protestaktion keineswegs ein Alleingang der Linkspartei. Auf dem Platz in der Neuen Mitte hatte sich am Freitag ein breites Bündnis von Homuth-Kritikern versammelt. Wildauer aller Altersstufen waren vertreten, darunter zahlreiche Wiwo-Mieter, Mütter mit Kindern, aber auch Unternehmer und Mitglieder anderer Fraktionen aus der Stadtverordnetenversammlung. Teilnehmer stellen sich hinter Ex-Wiwo-Chef Frank Kerber: Sie alle waren gekommen, um ihren Unmut über die Entlassung des langjährigen Geschäftsführers der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft (Wiwo), Frank Kerber, sowie die jüngsten Geschehnisse in der Stadtpolitik kundzutun. Hintergrund: Kerber war Ende April fristlos entlassen worden. Als Grund führte die Stadtverwaltung „vorliegende, schwerwiegende Verfehlungen“ an, die im einzelnen nicht weiter erläutert wurden. Insider vermuten allerdings, dass Kerber wegen des geplatzten Grundstücksverkaufs in der Friedrich-Engels-Straße gehen musste. Er soll sich geweigert haben, das Grundstück zu den vorgegebenen Bedingungen zu verkaufen. Kritik an Bürgermeisterin Angela Homuth: „Herr Kerber wollte für die Menschen ein schönes Umfeld schaffen, er hatte stets neue Ideen für diesen Ort. Nach 18 Jahren hat er wesentlich mehr Respekt verdient“, würdigte Organisatorin Nadja Reckmann Kerbers Verdienste für Wildau. Auch der bekannte Wildauer Unternehmer Carsten Kröning ergriff das Wort, um sich hinter den Ex-Wiwo-Chef zu stellen. Eine „Trennung mit Anstand und Würde“ wäre seiner Ansicht nach das Mindeste gewesen. „Andere Meinungen werden verboten. Ich dachte, diese Zeiten sind vorbei. Ich hoffe, dass in Wildau schnell wieder Demokratie einzieht“, forderte etwa Thomas Kuhn, Vorstandsmitglied des Gewerbevereins Wildau. „Falls sich nichts ändert, werden wir weiter Druck machen“, kündigte der Stadtverordnete Heinz Hillebrand (Linke) an. Viele Zwischenrufe, Ärger über mangelnde Bürgernähe: Hillebrand war in Folge des Wiwo-Streits als Aufsichtsratsmitglied der Wiwo abberufen worden. Kurz danach wurde gegen ihn eine einstweilige Verfügung erlassen. Ihm wird vorgeworfen, sich als Aufsichtsratsmitglied wiederholt zu Interna geäußert zu haben. Hillebrand ist anderer Meinung. Die SVV habe das Recht, von Interna des Wiwo-Aufsichtsrats zu erfahren, erst recht, wenn es um den Verkauf eines öffentlichen Grundstücks gehe, stellte er bei der Kundgebung klar. Der Unmut unter den Teilnehmern des Protests war groß. Immer wieder gab es Zwischenrufe. „Kann man Frau Homuth nicht einfach abwählen“, warf eine Frau ein. Die Menge erwiderte ihren Einwurf mit lautem Applaus und „Bravo“-Rufen. Gleich mehrere Menschen forderten: „Kerber muss wieder her.“ Andere klagten über mangelnde Bürgernähe seitens des Rathauses und fehlende Einwohnerfragestunden in den Fachausschüssen. „Frau Homuth hat ein offenes Rathaus versprochen. Sie sollte auf die Bürger zugehen“, verlangte einer. Eine Teilnehmerin wollte wissen, warum die Bürgermeisterin nicht zur Kundgebung erschienen sei. Wegen Corona-Auflagen: Protest nach 50 Minuten abgebrochen: Aufgrund der Corona-Auflagen waren ursprünglich nur maximal 100 Teilnehmer für die Veranstaltung genehmigt. Die Polizei, die mit mehreren Einsatzwagen vor Ort war, ließ die Protestler gewähren. Als jedoch die Technik versagte und die Abstandsregelungen nicht mehr eingehalten werden konnten, sahen sich die Organisatoren gezwungen, die Kundgebung nach rund 50 Minuten abzubrechen. Anmerkung: Der Gewerbeverein Wildau e. V. legt Wert auf die Feststellung, dass er sich im Streit um die Bürgermeisterin Angela Homuth (SPD) satzungsgemäß und damit politisch neutral verhält. Insofern habe sich das Vorstandsmitglied Thomas Kuhn, als es sich an der Protestkundgebung gegen die Bürgermeisterin beteiligte, auch ausschließlich als Privatmann zu Wort gemeldet, der seine private Meinung kundtat. Thomas Kuhn hatte bei der Kundgebung öffentlich gefordert, dass in Wildau schnell wieder Demokratie einziehen solle. Der MAZ gegenüber stellte er später klar, dass sich seine kritischen Äußerungen nicht explizit gegen die Politik der Amtsinhaberin gerichtet haben. Lesen Sie auch Chef des Wildauer Wohnungsunternehmens Wiwo gefeuert Angst vor Angriffen: Bürgermeisterin engagiert Personenschützer für Stadtrat Rausschmiss und Wechsel: Stühlerücken bei Wildauer Fraktionen Von Josefine Sack