Wildau: Firma Biomes analysiert Mutationen des Coronavirus

In Brandenburg werden Coronavirus-Mutationen aufgespürt und die Firma Biomes aus Wildau ist an vorderster Front mit dabei. Gemeinsam mit dem Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus führen die Wildauer sogenannte Genomsequenzierungen durch, bei denen das Erbgut von positiven Corona-Proben entschlüsselt wird. Mit dem Verfahren können bekannte und noch unbekannte Virusvarianten aufgespürt werden. Die Corona-Mutationen sind längst in Brandenburg angekommen. Im Landkreis Spree-Neiße wurde Ende Januar die erste britische Variante nachgewiesen. Inzwischen sind landesweit 15 Fälle bekannt, sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Bündnisgrüne) am Donnerstag bei einem Besuch bei Biomes in Wildau. Es handele sich dabei um die britische und die südafrikanische Corona-Mutationen. Nur offizielle Zahlen: Doch das sind nur die offiziellen Zahlen. Wie sehr sich die neuen Corona-Varianten schon verbreitet haben, weiß niemand. „Das Dunkelfeld ist größer“, sagte die Ministerin. Das liegt auch daran, dass es in Brandenburg bisher keine genetische Überwachung des Virus gab. Nonnemacher hat das mit initiiert. Inzwischen ist das bundesweit vorgeschrieben. Es sollen bis zu fünf Prozent der positiven Corona-Proben entschlüsselt werden. Biomes in Wildau ist ein Spezialist dafür. Das Kerngeschäft des 2017 gegründeten Start-Ups ist ein Darmtest, bei dem die DNA der Bakterien analysiert wird. Im vergangenen Jahr wurde ein zusätzliches Labor für Corona-Tests eingerichtet. Und für die Sequenzierungen baut das Unternehmen die Kapazitäten nochmals deutlich aus. Laut Biomes-Chef Paul Hammer wurden mehr als 300.000 Euro in neue Technik investiert. Am Montag, dem 8. Februar, beginnen die DNA-Bestimmungen der Corona-Proben. „Es gibt schon Tausende Mutationen“, sagte Hammer beim Rundgang mit der Ministerin. Die meisten würden ungefährlich sein, aber auch mit gefährlichen Varianten sei zu rechnen. Laut Hammer könne anhand der Genom-Analysen vorhergesagt werden, welche Wirkung die Mutationen haben werden. Daten gehen ans RKI: Die Daten werden ans Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt, das dann einen bundesweiten Überblick über die Verbreitung hat. Für die Politik werden die Ergebnisse aus Wildau und Cottbus ebenfalls maßgeblich sein. „Davon wird abhängen, wie wir mit einer Verschärfung des Lockdowns oder mit Lockerungen umgehen“, sagte Ministerin Ursula Nonnemacher. Die aktuellen Diskussionen um die Aufhebung von Einschränkungen hält sie auch wegen der sich ausbreitenden Mutationen für verfrüht. Das Land unterstützt die Labore in Wildau und Cottbus mit 500.000 Euro. Die Förderung sei in Rekordzeit bereitgestellt worden, sagte Nonnemacher. Bei dem Besuch am Donnerstag in Wildau waren Dahme-Spreewalds Landrat Stephan Loge, Landtagsabgeordnete und Bundestagsabgeordnete Sylvia Lehmann dabei. Für Wildaus Bürgermeisterin Angela Homuth (SPD) setzt sich die Erfolgsgeschichte von Biomes fort. „Ich bin total stolz auf das, was hier geleistet wird“, sagte sie. Corona bestimmte auch den Ablauf des Treffen im Gebäude der Technischen Hochschule, in dem Biomes noch seinen Sitz hat. In den Seminarraum durften nur 17 Personen. Die Sitzplätze befanden sich im gebührenden Abstand zueinander. Fenster waren geöffnet. Hausherrin und TH-Präsidentin Ulrike Tippe begrüßte die Gäste zum Auftakt. „Ich hoffe, dass wir helfen können, das Virus mit neuen Erkenntnissen erfolgreich zu bekämpfen“, sagte sie. Von Frank Pawlowski