Wildau: Projekt zur Wahl eines Studiums an der TH Wildau

Manche starten mit den falschen Vorstellungen ihr Studium, andere sind im Zweifel, ob sie die für ihr Interessensgebiet nötigen Voraussetzungen überhaupt mitbringen, wieder andere beginnen begeistert mit dem favorisierten Fach und fallen dann womöglich ab, weil sie vielleicht in Mathe nicht so gut sind, das aber dringend dafür brauchen. Um schon vor Studienbeginn Orientierung zu schaffen, die Vielfalt der Studiengänge und ihre Inhalte kennenzulernen und mögliche Schwächen rechtzeitig zu bemerken und auszugleichen, gibt es nun ein neues Projekt an der Technischen Hochschule Wildau. „TH MINT+“ heißt es und es richtet sich an all jene, die sich für ein Studium im so genannten MINT-Bereich – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – interessieren. Mehr Interesse für MINT-Studiengänge: „Wie können wir die Fluktuation innerhalb der ersten Semester reduzieren?“, sei eine zentrale Frage bei der Entwicklung des Projektkonzepts gewesen, erklärt Jörg Reiff-Stephan. Er ist an der TH Wildau Vizepräsident für Studium und Lehre und außerdem Professor für Automatisierungstechnik. Dort, berichtet er, sei die Wechslerquote zwar nicht sehr hoch. In anderen der maschinenbaunahen Studiengänge der Hochschule jedoch sieht das durchaus anders aus, zudem ist dort spürbar, dass die Nachfrage generell sinkt. Das aber, so betonte TH-Präsidentin Ulrike Tippe angesichts der Bewerberzahlen im vergangenen Sommer, sei „ kein spezifisches TH-Wildau-Phänomen, sondern ein grundsätzliches “. Um dem entgegenzuwirken, ist an der TH 2018 das große Reformprojekt „Engineering Future Plan 2025“ gestartet worden, ein, wie Ulrike Tippe hervorhob, sehr komplexes Vorhaben: „Es geht darum zu prüfen, inwieweit dort Innovationen möglich und nötig sind, Synergien bei den maschinenbaunahen Studiengängen gebildet werden können und was an Organisationsformen nicht mehr zeitgemäß ist.“ Intensive Vorbereitung auf ein Studium: Mit „MINT+“ wird nun noch ein bisschen früher angesetzt, denn es gilt, den jungen Frauen und Männern, die ihr Abitur vielleicht schon in der Tasche haben, aber noch unentschlossen sind, sowie denjenigen, die nach einigen Jahren im Berufsalltag nun mit einem Studium liebäugeln, eine intensive Vorbereitungsphase anzubieten. Patrick Christopher Cohrs hat die fachliche Leitung des Projektes inne, Claudia Päffgen die administrative Leitung. Er ist auch von Beginn an involviert in das große Engineering-Future-Plan-Projekt, sie ist seit Oktober an der TH und bringt für solche – längerfristig gesehen die Studienordnung betreffenden – Projekte viel Erfahrung mit unter anderem von der Freien Universität Berlin. „MINT+“ wird gefördert durch das brandenburgische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Offiziell gestartet ist es am 1. August 2020, laufen wird bis Ende Juni 2022. Sehr eng ist die Kooperation mit dem TH Wildau College, die dortigen Mitarbeiter bringen ihre Expertise auch bei einigen der Projektangebote direkt ein. Gemeinsame Ringvorlesung: Am 13. März soll die einsemestrige Pilotphase von „MINT+“ beginnen, der „MINT-Orientierungsexpress 2021“. Es gibt, erläutert Claudia Päffgen, eine Vollzeit- und eine Teilzeitvariante. Letztere soll vor allem Berufstätige ansprechen. Diese nehmen dann an zwei Nachmittagen unter der Woche und an den Samstagen teil. Für alle anderen gibt es einen Stundenplan für die komplette Woche. Am ersten Tag wird es zunächst eine Begrüßung und Einführung geben, dann finden erste Eingangstests für Mathematik, Informatik und Physik statt, außerdem wird das wissenschaftliche Arbeiten erläutert. In kleinen Gruppen werden die Vollzeit-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer bis zum Sommer außerdem ein gemeinsames Projekt entwickeln. Es wird eine Ringvorlesung für alle geben, in der die einzelnen Studiengänge der TH und die möglichen Berufsfelder vorgestellt werden. Teilnehmer sollen gezielt unterstützt werden: Die Eingangstests dienen vor allem dazu, einzuschätzen, wo die Stärken und Schwächen der Teilnehmenden liegen, um diese dann in den kommenden Monaten gezielt unterstützen zu können. Angeboten werden außerdem fachliche Grundlagen für verschiedene Fächer. „Es geht auch darum, eventuelle Hemmungen abzubauen“, sagt Patrick Christopher Cohrs. „Es ist eine systematische Studienvorbereitung für den Studieneinstieg.“ Kennenlernen werden die Teilnehmer auch interdisziplinäre Projekte der TH, die oft einen großen Praxisbezug haben. Lesen Sie auch 30 Jahre TH Wildau Digitale Angebote der TH Wildau Robert-Koch-Institut mit Standort in Wildau Coronabedingt startet all das zunächst digital, aber, so Claudia Päffgen, „wir hoffen, dass Praxisphasen im Sommer vor Ort möglich sind“. Die Teilnehmer sollen dann den Wildauer Campus kennenlernen und Einblicke in die Labore gewinnen können. Sie und Cohrs sind zuversichtlich, dass der Auftakt in rein digitaler Form gut gelingen wird: „Technisch ist das alles machbar“, so Cohrs. Wie sich die Teilnehmenden untereinander sinnvoll und für die gemeinsame Projektarbeit vernetzen können, wird ihnen ebenfalls gezeigt. Gerade auch Frauen sollen für den MINT-Bereich interessiert werden: „Wir wollen Angebote und Module schaffen, die anrechenbar wären“, schaut TH-Vizepräsident Reiff-Stephan in die Zukunft. Zwar wird „MINT+“ im kommenden Jahr offiziell wieder enden, das Konzept aber soll verstetigt und fest in die Studienordnung verankert werden. Dann können die Teilnehmer, für die das Projekt komplett kostenlos ist, sogar Leistungspunkte sammeln und sich diese dann im Studium anerkennen lassen. Bundesweit gibt es schon einige vergleichbare Programme, so Patrick Christopher Cohrs. An vielen Hochschulen werden außerdem gerade ähnliche Projekte angeschoben wie „MINT+“ – nicht nur im „MINT“-Bereich, denn das immense Angebot an Studiengängen in Deutschland kann Studieninteressierte generell durchaus überfordern. Doch insbesondere für „MINT“-Fächer, auch im Hinblick darauf, Frauen stärker dafür zu begeistern, werden solche Orientierungsangebote entwickelt. Wer sich für das an der Technischen Hochschule Wildau interessiert, kann sich unter www.th-wildau.de/thmintplus informieren. Anmeldeschluss ist der 6. März. Von Karen Grunow