Wildau: Rundgang über den Campus der TH mit Präsidentin Ulrike Tippe

Nur wenige Leute sind auf dem Campus der Technischen Hochschule Wildau unterwegs. Zwar sind die Gebäude offen, aber wer sich in ihnen bewegen darf, ist und bleibt eingeschränkt. Ulrike Tippe, die Präsidentin der TH, hat längst das kommende Semester im Blick, nicht zuletzt als Vorsitzende der Brandenburgischen Landesrektorenkonferenz ist sie in engem Austausch mit ihren Kollegen an den anderen Hochschulen des Landes. Die Erfahrungen der coronabedingt umfänglich umgesetzten Online-Lehre des letzten Semesters werden in das nächste einfließen. Wo es partout nicht anders geht, wird es in kleineren Rahmen Präsenzveranstaltungen an der Hochschule geben, ansonsten läuft auch ab Oktober beziehungsweise November – der Vorlesungsstart ist gestaffelt – das meiste digital. Ihr kurzes trockenes Fazit zur Arbeit im Homeoffice, das für die meisten Mitarbeiter der TH galt: „Zwar fehlte der persönliche Kontakt, aber es lief besser als befürchtet.“ Nach und nach kehren Mitarbeiter nun wieder an ihre festen Arbeitsplätze vor Ort zurück – natürlich, betont sie, unter Wahrung der Abstandsregeln. Sie rechnet aber damit, dass auch im Wintersemester nicht nur viele Studenten, sondern auch Mitarbeiter wieder eher am heimischen Schreibtisch denn auf dem Campus arbeiten werden. Labore müssen zeitweise umziehen: Was dort derweil passiert, kriegen viele so gar nicht mit. Denn die Bauarbeiten liefen weiter in den vergangenen Monaten. Ulrike Tippe steht nun vor Haus 15. Eine Dauerbaustelle. „Die Sanierung wird sich auch noch lange hinziehen“, sagt Ulrike Tippe nachdenklich. Seit Jahren schon müssen immer wieder Büros und ganze Labore zeitweilig woanders einquartiert werden. Das Haus 19, das vor knapp zwei Jahren mit Kita und Studentenclub eröffnen konnte, ist dafür eine „Pufferfläche“, wie Ulrike Tippe sagt. In einem weiteren Gebäude auf dem ehemaligen Fabrikgelände hat die TH derzeit zwei Etagen angemietet. Ging es ursprünglich bei dem in den 1990er-Jahren von Steidle Architekten konzipierten Haus 15 lediglich um die Instandsetzung des teils maroden Daches und die energetische Sanierung der bunten Fassaden, hat sich im Zuge der Bauarbeiten herausgestellt, dass auch das Lüftungssystem erneuert, so einiges den geltenden Brandschutzbestimmungen angepasst und der Aufzug gemacht werden muss. „Wir reden da noch über mehrere Jahre“, so Tippe als sie bereits Richtung Haus 100 spaziert. Ehemaliger Plattenbau brandschutztechnisch aufgerüstet: Das hat nun eine neue Außentreppe erhalten, Auslöser für diese und weitere Arbeiten im Gebäude waren Brandschutzertüchtigungen. Vom Haus 100, ein geschickt umgebauter DDR-Plattenbau, schweift Ulrike Tippes Blick rüber zum Verwaltungsgebäude Haus 13. Dazwischen steht das Gerüst des einstigen Kühlturms, ansonsten ist da nur eine große leere Fläche. „Wie können wir den Campus optimal ausnutzen?“, fragt die TH-Präsidentin da und denkt auch an leichte modulare Bauten. Denn dass die Hochschule weit größeren Platzbedarf als Kapazitäten hat, ist seit Jahren Fakt. Ulrike Tippe zeigt Richtung Bergstraße auf eine große Wiese, weist darüber hinaus. Da hinten, zeigt sie, da soll der Neubau entstehen. 2017 konnte das Land das entsprechende Grundstück erwerben. Es grenzt zwar nicht unmittelbar an den Campus, aber ist zu Fuß gut erreichbar. Labore und vor allem das Rechenzentrum der TH sollen in den geplanten Neubau einziehen. Der erste Spatenstich, ursprünglich für 2019 erhofft, steht noch aus. Neubau-Start steht noch aus: Kurz vor dem Parkplatz am Bahnhof wartet noch ein Sanierungsfall: Die alte Lokomotive, die auf der Drehscheibe an die Geschichte des Standortes als Lokomotivfabrik erinnert. Das imposante, mehr als 22 Meter lange Dampfross hat viel Rost angesetzt. Was tun? Crowdfunding ist vielleicht so eine Idee. „Lok braucht Kohle“, wirft Pressesprecher Mike Lange einen passenden Slogan für eine solche Aktion ein. Vielleicht ließen sich ja auch ehemalige THler dafür interessieren, überlegt Ulrike Tippe. Die Alumni-Arbeit der Hochschule soll ohnehin vertieft werden. Im kommenden Jahr wird die TH Wildau 30 Jahre. Wie sie gewachsen ist, dafür steht auch die Entwicklung des Campus’, dass sie weiter wächst, dafür könnten die aktuellen und die bevorstehenden Bauarbeiten stehen – auch wenn die ausufernden bei Haus 15 gerade eher ein bisschen nach Stagnation klingen. Dafür wird das neue Wohnheim des Studentenwerks Potsdam bald fertig sein; im Laufe des Wintersemesters soll es eröffnen. Es geht also definitiv voran auf dem Campus. Von Karen Grunow