Diese Grundsteinlegung war für die Wohnungsgenossenschaft Wildau eine ganz besondere. Erstmals seit fast 20 Jahren gibt es wieder einen Neubau zu feiern. Vorstand Carsten Kröning fand deshalb gewichtige Worte. „Wir läuten ein neues Zeitalter für die Genossenschaft ein“, sagte er bei der kleinen Zeremonie am Montagmittag.
Das eingeschossige Mini-Kraftwerk entsteht am Wohnhaus in der Wagnerstraße 15, an der Ecke zur Fichtestraße. Im Oktober soll es in Betrieb gehen. Dann werden schon die ersten drei Wohnblöcke in der Wagnerstraße mit Wärme versorgt. Dort verschwinden gerade die Gasthermen, außerdem werden neue Leitungen verlegt. Insgesamt werden einmal 200 Genossenschaftswohnungen sowie Wohnungen der Wohnungsbaugesellschaft am Mini-Kraftwerk angeschlossen sein.
Eine besondere Geste war die Einladung von Veteranen der Genossenschaft. „Ein Dankeschön, dass sie uns stets weiter mit Rat zur Seite stehen“, sagte Carsten Kröning. Die frühere Buchhalterin Margitta Günther, 69, die ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Pichol, 83 und Frank Lindner, 73, sowie Ex-Vorstand Gerd Liegner, 78, legten gemeinsam den Grundstein.
Erinnerungsstücke für die Kassette
In die Kassette kamen neben einer aktuellen MAZ und einigen Münzen auch Erinnerungsstücke, die von den Veteranen auf Bitten des Vorstands zu diesem Anlass ausgesucht wurden. Darunter war ein Foto von einer Grundsteinlegung in der Schillerallee und eine Notiz über die erste urkundliche Erwähnung der Genossenschaft am 1. April 1957 und den ersten Vorsitzenden Paul Schulz.
Die Kassette wurde schließlich im symbolischen Grundstein versenkt, auf den jeder der Vier anschließend einmal mit dem Hammer klopfte.
Umfangreiche Modernisierungen geplant
Der Neubau steht für einen Kurswechsel, der vor zwei Jahren in der Genossenschaft eingeleitet wurde. Mieter protestierten anfangs dagegen. Bis zum Jahr 2021 sind umfangreiche Modernisierungen in den 382 Wohnungen vorgesehen. Vieles ist längst nicht mehr zeitgemäß. Der Verband der Wohnungsunternehmen hatte der Genossenschaft einen Rückstau bei Instandhaltungen von 13 Millionen Euro bescheinigt.
Umweltfreundlich und ksotenkünstug
Das Mini-Kraftwerk ist technisch eine der modernsten und effizientesten Anlagen, die es derzeit gibt, wie Planer Goran Babok vom Berliner Büro Kraftland berichtete. „Diese Lösung ist noch ein Novum in der Region“,sagte er. Der Kohlendioxid-Ausstoß wird deutlich reduziert, die Heizkosten verringern sich um 40 Prozent. So werde das Wohnquartier dezentral, umweltfreundlich und kostengünstig mit Wärme aus Gas versorgt werden. Sogar eine Stromversorgung ist künftig möglich.
Die Modernisierungskosten werden laut Carsten Kröning nicht komplett auf die Mieter umgelegt, maximal ein Euro pro Quadratmeter dürfen berechnet werden. Das ist in den meisten Fällen ein Mietanstieg von 60 Euro monatlich. Rund 30000 Euro investiert die Genossenschaft in die Sanierung frei werdender Wohnungen. Sie werden für eine Quadratmeter-Kaltmiete von 9,50 Euro angeboten. Bestandsmieter zahlen durchschnittlich 4,27 Euro.
Leerstand gibt es nicht
Leerstand gibt es laut Carsten Kröning nicht, neue Wohnungen werden praktisch sofort wieder. Derzeit ist eine 80-Quadratmeter große Vier-Raum-Wohnung frei, die komplett saniert wurde. 2019 ist der Neubau von elf Wohnungen in der Wagnerstraße geplant. Der Stadtrat muss dem Anbau an einen Wohnblock aber noch zustimmen.
Von Frank Pawlowski