Kita-Personal am Limit: Erzieher starten Online-Petition

Kita-Leiterinnen aus Zeuthen, Eichwalde, Wildau und Schulzendorf (ZEWS) schlagen Alarm: Unter dem Titel „Weil unsere Kinder es wert sind – Maßnahmen, die die Qualität in Kita/Hort tatsächlich verbessern“ haben die 18 Erzieherinnen im November eine Online-Petition gestartet. Darin fordern sie die Landesregierung auf, die Rahmenbedingungen in Kitas und Horten zu verbessern, um Kinder in ihrer frühkindlichen Entwicklung besser begleiten und fördern zu können. Brandenburgweit einmaliges Netzwerk: Gut zwei Jahre ist es her, dass sich die Pädagoginnen und Pädagogen erstmals über die Grenzen ihrer jeweiligen Kommunen hinaus über ihren Arbeitsalltag, ihre Erfahrungen und Probleme austauschten. Daraus entwickelte sich das interkommunale Kita-Leiterinnen-Netzwerk ZEWS. Ein Zusammenschluss, den es in dieser Form bislang kein zweites Mal in Brandenburg gibt. „Wir haben nicht nur gemerkt, dass wir fachlich voneinander profitieren können, sondern auch, dass wir bei unserer täglichen Arbeit an dieselben Grenzen stoßen“, erinnert sich Dana Mandel, Kita-Leiterin aus Zeuthen, an das erste Treffen mit ihren Kolleginnen. Schnell fassten die Erzieherinnen einen Entschluss: Statt zu jammern, nahmen sie sich vor, ihr Wissen und die Erfahrungen zu bündeln. 14-seitiger Maßnahmen-Katalog: Das Ergebnis liegt nun vor: In einer 14-seitigen Broschüre haben die Pädagoginnen niedergeschrieben, mit welchen Herausforderungen sie und ihre Mitarbeiter täglich zu kämpfen haben und wie diese Probleme aus ihrer Sicht behoben werden könnten. Ihre Forderungen bestehen im Wesentlichen in der Reduzierung des Betreuungsschlüssels, der Aufstockung der Stunden für Leitungsaufgaben, mehr Platz für Kinder und Erzieher, einer besseren Berufsbegleitung für Auszubildende, der Anerkennung von berufsverwandten Abschlüssen sowie einer besseren fachlichen Begleitung durch Kita-Fachberater. Druck im Speckgürtel am größten: „Wir arbeiten nicht gegen unsere Gemeinden“, stellt Dana Mandel klar. Es gehe in erster Linie darum, die Landesregierung für die Nöte in den Einrichtungen, „dem Kollaps in den Kitas“, wie es die Kita-Leiterin aus Zeuthen formuliert, zu sensibilisieren. Im Sommer gab es bereits ein Treffen mit der brandenburgischen Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). „Leider hat Frau Ernst immer wieder betont, dass hier die Kommunen in der Pflicht sind“, berichtet Dana Mandel. Doch damit wollen sich die Kita-Leiterinnen nicht zufrieden geben. Vor allem im Speckgürtel von Berlin sei der Druck wegen des anhaltenden Zuzugs enorm. Gute-Kita-Gesetz allein reicht nicht aus: Viele Kitas im ZEWS-Gebiet seien auf den Ansturm überhaupt nicht vorbereitet, kritisieren die Kita-Leiterinnen. Eine Vertreterin aus Schulzendorf berichtet etwa, dass ihre Einrichtung einst für knapp 80 Kinder konzipiert gewesen sei, dort mittlerweile aber mehr als 100 Kinder betreut werden. In nahezu allen Einrichtungen fehlen Personalräume, weil diese aus Platzmangel kurzerhand zu Gruppenräumen umfunktioniert werden mussten. Eine Kollegin aus Eichwalde sitzt mangels eines Büros sogar in der Garderobe. Im Rahmen des „Gute-Kita-Gesetzes“ will Brandenburg mit Hilfe von 165 Millionen Euro an Bundesmitteln mehr Eltern von Beiträgen entlasten, längere Betreuung anbieten und die Beteiligung von Eltern stärken. Den Erzieherinnen aus ZEWS gehen die Maßnahmen jedoch nicht weit genug. Ihre Forderung: „Wir brauchen ein konkretes Maßnahmen-Paket für die kommenden zehn Jahre.“ Info: Bislang haben mehr als 3000 Unterstützter die Petition unterzeichnet. Fürs Quorum werden insgesamt 8700 Unterschriften benötigt. Die Petition läuft noch bis Ende Januar. Weiter Informationen finden Sie hier. Von Josefine Sack

Zeuthen / Bessere Qualität in Kitas - Kita-Personal am Limit: Erzieher starten Petition