Brieselang: Streit in Brieselang um hohe Mahnkosten

Im September des letzten Jahres war es bei Verena Milcke-Petzold wieder soweit: Der Schornstein musste kontrolliert und gepflegt werden. Alle zwei Jahre müssten die Arbeiten bei ihrem Schornstein durchgeführt werden. Dafür rief sie einen Schornsteinfeger an, der die notwendige Feuerstättenschau und das Kehren durchführen sollte. Der Termin war gemacht. Der Dienstleister erschien zum verabredeten Tag und machte seine Arbeit. Im Anschluss daran stellte er Verena Milcke-Petzold zwei Rechnungen aus, weil es zwei unterschiedliche Arbeiten waren. Sie sollte 50,45 Euro und 44,13 Euro für die beiden Arbeiten bezahlen. Bei dem Dienstleister sei das Geld dann zwar auch eingegangen – insgesamt überwies Verena Milcke-Petzold aber 45 Cent zu wenig. Sie empfinde die Mahnkosten als unverhältnismäßig: Sie sei sich jedoch sicher gewesen, die geforderte Summe für die Arbeiten bezahlt zu haben und hatte die Angelegenheit aus ihrem Kopf gestrichen. Aufgrund der fehlenden Restsumme aber schrieb der Dienstleister eine erste Zahlungserinnerung an sie, mit der Aufforderung, den Betrag zu überweisen. „Zu der Zeit war ich gerade damit beschäftigt, das Haus umzubauen“, sagt die 50-Jährige. In dem Stress der Umbaumaßnahmen habe sie die Zahlungserinnerung nicht mehr im Kopf gehabt und schlicht vergessen, die Summe zu bezahlen. „Das war keine böse Absicht“, versichert sie. Und weil der Restbetrag beim Dienstleister weiterhin nicht eingegangen ist, schrieb die Firma des Schornsteinfegers eine zweite Zahlungserinnerung. Auf diese erhob sie wegen der Bearbeitungsgebühr dann Mahnkosten in Höhe von 5,78 Euro. Über die Höhe der Mahnkosten ist Milcke-Petzold nun verärgert, „weil es doch nur ein kleiner Centbetrag ist, den ich vergessen habe zu überweisen“, sagt sie. Auch wenn sie einsieht, dass sie die Summe hätte eher zahlen müssen. „Natürlich hat der Dienstleister Recht. Ich muss die Rechnung bezahlen. Aber die Mahnkosten in der Höhe finde ich einfach unverhältnismäßig“, sagt sie. Zwei, drei Euro hätten bei dem Centbetrag doch ausgereicht, findet sie. Auch der Dienstleister äußerte sich: Der Dienstleister gibt an, über 4.000 Kunden zu haben. „Die Mahnkosten beinhalten auch die Arbeit und Zeit, die hinter der Bearbeitung stecken“, sagt die Mitarbeiterin der Firma, welche sich um die Mahnungen kümmert. Doch tatsächlich dürfen laut Gesetz bei Mahnungen nur die Kosten erhoben werden, die etwa durch einen Brief oder Porto wirklich entstehen, nicht aber der Verwaltungsaufwand dahinter. Doch hätte man sich bei der Firma gewünscht, dass Frau Milcke-Petzold sich meldet, damit man die Angelegenheit hätte anders klären können. „Normalerweise sind wir da nicht so. Das Problem ist, dass sie die erste Zahlungserinnerung ignoriert hat“, sagt die Mitarbeiterin weiter. Hätte Verena Milcke-Petzold die Firma kontaktiert und geschildert, dass es sich um ein Versehen handle, hätte man die Angelegenheit auch anders regeln können, ist sich die Mitarbeiterin sicher. Ihren Ärger machte Verena Milcke-Petzold auch auf Facebook Luft. Dort postete sie ein Foto der Rechnung und äußerte ihr Unverständnis über die hohen Mahnkosten. Doch dort hatten die Menschen wenig Verständnis für sie. Viel mehr wurde dem Dienstleister Recht gegeben und gesagt, dass Rechnungen eben zu bezahlen seien. Milcke-Petzold aber lässt das kalt. Schließlich habe es sich um keine Absicht gehandelt und ihr Bestreben, den Betrag auch vollständig zu zahlen. „Ich finde es heftig, wie die Leute einen teils hinter anonymen Profilen anfeinden. Als junge Frau wäre es mir sicher nahe gegangen. Heute aber lässt mich das kalt“, sagt sie. Von Steve Reutter