Nominierungsparteitage haben es an sich, dass die Kandidaten mit großen Mehrheiten auf die Reise geschickt werden. Das soll so sein, damit man den Bewerbern den Rücken stärkt. Der Gegenwind kommt von anderer Seite.
Etwas Gegenwind
Das war beim Parteitag der CDU Havelland am Donnerstag nicht anders. Zusammengekommen waren die Christdemokraten, um 84 Kandidaten für ihre Kreistagswahlkreise zu benennen. Doch einer der Bewerber für die Nominierung bekam innerparteilichen Gegenwind zu spüren.
Florian Dühr aus Nauen war von seinem Ortsverband auf den wohl aussichtsreichen Platz 2 der Liste im Kreistagswahlkreis 2 (Rhinow, Nauen, Nennhausen, Friesack, Ketzin) gesetzt worden. Abgesprochen war der Vorschlag mit den Ortsverbänden, hatte Kreisvorsitzender Dieter Dombrowski gesagt. Aber Florian Dühr hatte einen Gegenkandidaten. Eckhart Johlige, ebenfalls aus Nauen, beanspruchte Platz 2 ebenfalls. Nauener Bürgermeisterkandidat sei er doch gewesen, warb er für sich. Und 49 Prozent hatte er in der Stichwahl auf seiner Seite. Knapp verloren also.
Beim Parteitag gewann Johlige die Kampfabstimmung. Für Florian Dühr stehen dennoch alle Türen zum Kreistag offen. Der auf Platz 3 der Liste vorgeschlagene Wilhelm Paul Weiland zog seine Bewerbung zurück und machte den Weg für den kurz zuvor unterlegenen Dühr frei.
Ein bisschen Demokratie muss es sein bei der CDU, schließlich ist Diskussion gerade das große Stichwort in der Partei. In Ribbeck setzten sich die Mitglieder der CDU dann allerdings mit den vorgegebenen Listen auseinander, ohne diese zu verändern.
Junger Spitzenkandidat
Der Rathenower Corrado Gursch ist Spitzenkandidat im Wahlkreis Rathenow, Premnitz und Milower Land. Für den noch jungen Gursch ist das der nächste Schritt auf dem Weg nach oben. Holger Schiebold und Dieter Dombrowski (beide Milower Land) stehen hinter Gursch auf den Plätzen. Für Schiebold ist es bereits die siebte Kreistagskandidatur seit 1990. Das ist auch ein Rekord.
Im Rathenower Kreistagswahlkreis will die CDU nicht auf ein Zugpferd verzichten: Ronald Seeger. Allerdings ist der Bürgermeister der Stadt Rathenow und darf sein Mandat im Kreistag – wenn er gewählt wird – nur annehmen, wenn er als Bürgermeister zurücktritt. Hauptverwaltungsbeamter und Kreistagsmitglied – das geht nicht. „Solange das im Land nicht geklärt ist kandidiere ich“, sagte Seeger.
Auf eine Kandidatur verzichtet hat hingegen Landrat Roger Lewandowski. Er hätte sicher im Wahlkreis Falkensee antreten können, doch für ihn gilt das, was für Ronald Seeger gilt. Lewandowski steht nicht auf der Liste. „Ich will das nicht, es ist Augenwischerei“, sagte er. Zudem habe er als Landrat ja Sitz und Stimme im Kreistag.
Ereignisreiches Jahr
Im Falkenseer Wahlkreis führt Barbara Richstein die Liste an, im Wahlkreis für Brieselang, Schönwalde-Glien, Dallgow-Döberitz und Wustermark ist es Michael Koch. Für Koch wird es ein ereignisreiches Jahr, denn er stellt sich im Herbst 2019 in Brieselang bei der Bürgermeisterwahl. Er ist zurzeit Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag.
Aufmunternde Worte
Gut viereinhalb Stunden arbeiteten sich die CDU-Mitglieder durch Vorschlagslisten und Abstimmungen. Dann war es geschafft. Dieter Dombrowski munterte die Kandidaten auf, sich nun mit aller Kraft für CDU-Politik zu engagieren. „Wir wollen im Landkreis Havelland die starke Kraft bleiben, die wir im Verlauf der vergangenen Jahre geworden sind“, sagte er.
Wahlprogramm verabschiedet
Wesentlich kürzer als noch vor fünf Jahren fällt das Wahlprogramm der CDU Havelland für die Kreistagswahl aus- Auf vier – immerhin eng beschriebenen – Seiten steht zu lesen, was die Partei umsetzen möchte.
Der Ausbau des Nahverkehrs spielt eine wichtige Rolle. Die neuen Buskonzepte seien der richtige Ansatz. Nunmehr fordert die CDU mit Nachdruck den Ausbau der Lehrter Bahn, damit die Strecke von Rathenow nach Berlin im 30-Minuten-Takt befahren werden kann.
Es fehlen rund 3000 Kita-Plätze im Landkreis, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Koch. Da gebe es noch viel zu tun. Koch unterstrich aber auch, dass die Städte, Ämter und Gemeinden ihren Verpflichtungen nachkommen müssen.
Die CDU foordert die Überarbeitung des Landesentwicklungsplanes und möchte ein integriertes Regionalmarketing für die Marke „Havelland“ auf den Weg bringen.
Gesundheit, Demofgrafie, Sicherheit und Ordnung sowie INfrastruktur sind weitere Themen.
Von Joachim Wilisch