Angst in Dallgow: Wer hat Familienhund „Akira“ vergiftet?

Munter tapst Akira durch den Flur, schwanzwedelnd begrüßt sie den unbekannten Besuch. Dass es der anderthalbjährigen Mischlingshündin inzwischen wieder so gut geht, ist nicht selbstverständlich. Vor drei Wochen hing ihr Leben am seidenen Faden. „Aus heiterem Himmel hat sie sich immer wieder übergeben, hatte Durchfall und jede Menge Schaum an ihrer Schnauze“, erinnert sich ihre Besitzerin (Name ist der Redaktion bekannt), die in Dallgow-Dorf zu Hause ist, mit Schrecken. Die Tochter der Familie bemerkte am Nachmittag des 4. November als Erste, dass mit dem Hund irgendetwas nicht stimmt. „Es war schrecklich“, erinnert sich die Zwölfjährige. „Ich hatte Angst um Akiras Leben, Angst, dass sie stirbt. Sie hat sich so gequält, so etwas möchte ich nie wieder erleben“, berichtet die Sechstklässlerin von dem Tag, der sich bei ihr eingebrannt hat. Tierarzt diagnostiert: „Akira“ wurde vergiftet: Sie alarmierte umgehend ihre Mutter und bat sie, schnellstmöglich von der Arbeit nach Hause zu kommen. „Wir haben den Hund sofort ins Auto gepackt und sind zum Tierarzt gerast“, erinnert sich die 38-Jährige. Wie sich im Verlauf der Behandlung dann herausstellte, war der Hund vergiftet worden. „Die Blut- und Laborwerte waren eindeutig“, sagt die 38-Jährige. Welches Gift konkret für die Attacke angewendet wurde, war nicht mehr festzustellen. Laut Tierarzt „handelte es sich höchstwahrscheinlich um Rattengift“, berichtet die Dallgowerin. Für die Familie ein Schock. Der Verdacht liegt nahe, dass vergiftetes Trockenfutter Akira solch schmerzhafte Folgen bereitet hat. „Da bin ich mir ziemlich sicher“, betont ihre Besitzerin. Denn zu Hause bekomme der Hund ausschließlich Nassfutter, erbrochen habe er jedoch Trockenfutter. Das wiederum „muss jemand über den Zaun auf unser Grundstück geworfen haben“, ist die zweifache Mutter mehr als beunruhigt. Am Tag vor dem Vorfall hatte sich Akira ausschließlich auf dem eigenen Hof und Garten aufgehalten, eine Vergiftung während einer Gassirunde ist damit praktisch ausgeschlossen. Bleibende Folgen trug der flauschige Vierbeiner nach jetzigem Stand von der Giftattacke nicht davon. Dennoch wurde es der Dallgowerin am vergangenen Sonntag – 2,5 Wochen nach dem Vorfall – richtig mulmig. Denn am frühen Morgen bemerkte sie, dass sich unbekannte Personen Zutritt zu ihrem Grundstück verschafft und ein Fahrrad von diesem entwendet hatten. Ob die beiden Vorkommnisse zusammen hängen („Vielleicht wollte jemand erst den Hund ausschalten, um dann später ungestört ins Haus einzudringen?“), sei unklar. Für Unruhe sorgen sie in ihrer Familie auf jeden Fall. „Es ist jemand über den Zaun mit beachtlicher Höhe auf unser Grundstück gestiegen und bis zu unserer Haustür gekommen. Dort stehen unsere Fahrräder. Das macht mir große Angst“, sagt die junge Mutter. Bei der Polizei habe sie umgehend Anzeige erstattet, ebenso wie nach der Vergiftung ihres Hundes. Eine Rückmeldung dazu habe sie bislang jedoch noch nicht bekommen. Ähnlich gelagerte Fälle wie die Vergiftung von Akira sind in den vergangenen Wochen nicht polizeilich bekannt oder zur Anzeige gebracht worden, erklärt Polizeipressesprecherin Stefanie Wagner-Leppin auf MAZ-Anfrage. Wagner-Leppin weist darauf hin, dass sollten Hundebesitzer oder Passanten den Verdacht haben, einen möglicherweise vergifteten Köder gefunden zu haben, unbedingt die Polizei informiert werden sollte. In solch einem Fall sollten die Finder – wenn möglich – vor Ort bleiben, „um eine Sicherstellung des Köders durch die Polizei zu ermöglichen“, so die Polizeisprecherin. Ein ähnliches Vorgehen rät sie auch, sollte ein Hundebesitzer den Verdacht haben, dass sein Tier bereits einen Köder gefressen hat. „Dann sollte ein Tierarzt aufgesucht und die Polizei verständigt werden“, so Wagner-Leppin. In jedem Fall sollte Anzeige erstattet werden. Das ist auch online unter polizei.brandenburg.de möglich Vorkommnisse in Dallgow häufen sich: Die Ereignisse beunruhigen die Dallgowerin enorm. „Ich schlafe seitdem nicht nur unruhig, sondern teilweise gar nicht mehr“, sagt sie. Ihren Hund lasse sie praktisch nicht mehr aus den Augen, auch ihre Nachbarn habe sie über die Vorkommnisse informiert und gewarnt. „Ich wüsste nicht, dass wir hier in Dallgow Feinde oder Menschen haben, die uns nicht wohlgesonnen sind“, sagt sie. Im Dorf wohne die Familie seit vielen Jahren, „wir fühlen uns hier absolut wohl“. Aktuell jedoch „ wird es einem Angst und Bange, wenn man sich überlegt, was in Dallgow zur Zeit los ist “, meint die 38-Jährige und verweist auf den Brand auf der Pferdekoppel vor zwei Wochen, bei dem ein Pferd ums Leben kam, sowie wenige Tage später den Brand im Dachstuhl eines leerstehenden Hauses. „Das befindet sich alles in fußläufiger Nähe von uns. Wenn man das jetzt alles zusammenzählt, finde ich das schon sehr beängstigend“, sagt sie. Ihr Anliegen ist es, andere Tierhalter zu warnen und noch wachsamer zu sein, denn „wer weiß denn, ob der oder die unbekannten Täter es nicht auch noch auf andere Hunde oder Häuser abgesehen haben?“ Von der Hand weisen lassen sich die Bedenken nicht. Erst vor wenigen Tagen ereignete sich im nur wenige Kilometer entfernten Elstal ebenfalls eine Giftattacke auf eine französische Bulldogge. Der Vierbeiner ist inzwischen wieder aus der Tierklinik entlassen. Von Nadine Bieneck