Dennis Wandel aus Falkensee hofft seit fünf Jahren auf eine Spenderniere

Seit fünf Jahren ist das Leben von Dennis Wandel von festen Terminen geprägt. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag besucht er die Dialysepraxis in Falkensee, wo er sich jeweils für circa fünf Stunden einer Blutwäsche unterzieht. Doch das war nicht immer so. Dennis Wandel führte ein unbeschwertes Leben, war in der Gastronomie berufstätig, gründete eine Familie und war zuvor nie krank. Im Jahr 2005 wurde er im Alter von 27 Jahren aus diesem Leben gerissen. Mit plötzlich stark auftretenden Brustschmerzen und Luftnot fuhr seine Ehefrau Ilka Wandel ihn ins nahegelegene Krankenhaus in Nauen, mit Verdacht auf Herzinfarkt. Doch mit dem Herz war alles in Ordnung. Ein anderes Organ fiel hingegen in den Fokus der Ärzte. Die Nierenwerte waren sehr auffällig. Im Urin befand sich bereits Blut. Es musste schnell gehandelt werden. So wurde Dennis Wandel in das Vierchow-Klinikum nach Berlin überwiesen, um sich weiter untersuchen zu lassen. Diagnose: Chronische Nierenerkrankung: Er erhielt die Diagnose einer chronischen Nierenerkrankung, die das Leben des gebürtigen Rüdersdorfers komplett auf den Kopf stellte. In den folgenden zehn Jahren war er ständig in ärztlicher Betreuung und ließ seine Nierenwerte regelmäßig kontrollieren. 2014 stand eine weitere Untersuchung, die Biopsie der Niere im Vierchow-Klinikum an. Zu diesem Zeitpunkt hatte Wandel allerdings schon eine enorme Wassereinlagerung in seinem Körper, aufgrund der eingeschränkten Nierenfunktion. Dennis Wandel benötigte nun dringend eine Spenderniere, um sein Leben zu retten. Seine Frau begleitete ihn stets und stand ihm stärkend zur Seite. Sie entschied sich, „ohne Wenn und Aber“, ihre Niere zu spenden, sofern sie dafür in Frage käme. Die anschließenden Voruntersuchungen ergaben super Werte, sodass sie ihrem Mann das lebenswichtige Organ schenken konnte. Eine Transplantation birgt allerdings ein großes Risiko sowohl für den Spender als auch für den Empfänger und kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Der operative Eingriff ist keinesfalls einfach und bedeutet einen Einschnitt in das Leben des Spenders. Mit nur einer Niere könnte Ilka Wandel das gleiche Schicksal wie ihrem Mann ereilen, wenn diese nicht mehr richtig arbeitet. Doch Ilka ließ sich von ihrer Entscheidung nicht abbringen und wollte ihrem Mann helfen. So rückte der große Tag für ihn immer näher. 2015 erhält er eine Niere seiner Frau: Am 23. Juli 2015 war es endlich soweit. Dennis Wandel erhielt die lebenswichtige Niere von seiner Frau. Ilka Wandel überstand die Operation sehr gut. Auch Dennis Wandel wachte aus der Narkose mit seiner neuen Niere auf. Jedoch klagte er über starke Schmerzen im Rücken. Er bekam sehr hochdosierte Schmerzmittel, die die Beschwerden jedoch nicht linderten. Nach nur vier Tagen kam es zu extremen Abstoßreaktionen. Die Niere blähte auf und drohte zu platzen. Die Ärzte versuchten zunächst das wichtige Organ mit einer Vielzahl an Medikamenten zu retten. Doch das war zu viel für den Körper. Es kam zu einem kompletten Organversagen. Den Spezialisten blieb nichts anderes übrig, als sofort eine Notoperation einzuleiten und die Niere wieder zu entfernen. Der Schock saß bei allen Beteiligten tief. 14 Tage im künstlichen Koma: Damit sich der Körper von den vielen Strapazen erholen konnte, wurde Dennis Wandel für 14 Tage ins künstliche Koma gelegt. In dieser Zeit erfolgte auch seine erste Dialyse, von der er allerdings nichts mitbekommen hat. Seine Frau und seine Tochter waren in dieser schweren und ungewissen Zeit immer für ihn da. Sie besuchten ihn täglich und wichen nicht von seiner Seite. Jasmin Wandel hegte bereits seit ihrer Kindheit den Wunsch in einem medizinischen Beruf tätig zu sein, um ihrem Vater zu helfen. Sie erlernte später den Beruf der Dialyseschwester. Nach den vielen Tag im Koma musste sich Dennis Wandel wieder ins Leben zurück kämpfen. Seine Muskeln waren durch das viele Liegen nahezu verschwunden. Es begann eine mühevolle Zeit, in der der heute 43-Jährige wieder das Laufen neu lernte und sich Stück für Stück seine Muskelmasse zurück erarbeitete. Reha an der Müritz: Nach dem langen Aufenthalt im Krankenhaus trat das Ehepaar gemeinsam eine Reha an der Müritz an. Dort kommen alle Nierenpatienten aus Berlin und Brandenburg hin. Viele von ihnen nach einer erfolgreichen Transplantation. Auch Dennis Wandel sollte an der Müritz lernen, wie er auf seine neue Niere achtet. Doch leider war das nicht mehr möglich. „So spielt das Leben“, sagt er. Trotzdem war die Reha eine Erholung nach den nervenaufreibenden Wochen für den stets optimistischen Patienten. „Wir geben die Hoffnung nicht auf“, sagt er. Seit 2015 wieder auf Transplantationsliste: Seit 2015 steht Dennis Wandel deshalb wieder auf der Transplantationsliste und wartet „auf den erlösenden Anruf“. Er will es noch einmal versuchen. Die normale Wartezeit auf ein Spenderorgan liegt bei acht bis neun Jahren. Allerdings beträgt die Warteperiode nach einer misslungenen Transplantation zwölf Jahre, da es durch gebildete Antikörper schwieriger sei, erneut eine Niere einzusetzen. Mittlerweile wartet er nun schon seit über fünf Jahren geduldig. Dennis Wandel ist zuversichtlich: „Auf meinem Dialyseplatz haben zuvor zwei Patienten eine Spenderniere erhalten.“ Er hofft, dass ihm gleiches widerfährt. Um seinem Leben wieder mehr Qualität in der Zwischenzeit zu schenken, würde er sich gerne selbst in seiner Wohnung dialysieren. So wäre er zeitlich flexibler, wieder ein Stück weit eigenständiger und vor allem in Pandemie-Zeiten vor fremden Einflüssen geschützt. Seit März 2020 lernt er deshalb fleißig die Dialysemaschine zu bedienen sowie sich selbst an die Maschine anzuschließen, sich mit der Nadel zu punktieren und sich selbstständig wieder abzuschließen. Anlässlich der Pläne der Heimdialyse wurde bereits auch ein kleines Zimmer in seinen eigenen vier Wänden dafür renoviert. Der Vermieter hat dem Vorhaben schon zugestimmt. Nun warten sie noch auf eine Einigung mit der zuständigen Elektrogesellschaft. Von Viktoria Kratz