Der Kugelbaum von Falkensee begeistert Spaziergänger

Mit einem Beitrag auf Facebook ging alles los. „Ich glaube, das ist der schönste Baum in Falkensee, oder?”, schrieb Heiko Schulze vor einigen Tagen im sozialen Netzwerk und postete dazu ein Foto. Darauf abgebildet: ein majestätisch aussehender Baum, dessen ausladendes kahles Geäst sich vor einem strahlend blauen Himmel abzeichnet. Der Post fand großen Zuspruch. Mehr als 240 Likes und 60 Kommentare trudelten schnell ein. Der Falkenseer Heiko Schulze scheint nicht der einzige zu sein, der diesem Baum, dieser Szenerie auf Spaziergängen regelmäßig einen Besuch abstattet. Doch man rätselt - um was für einen Baum handelt es sich? Steht er unter Naturschutz? Wem gehört er? Fragen, die auch Schulze nicht beantworten kann. „Ich wohne schon seit vielen Jahren in der Gegend, den Baum habe ich aber erst vor einiger Zeit entdeckt”, erzählt er. Denn so leicht zu finden ist das Prachtexemplar nicht. Wer vom Havelländer Weg kommend auf Höhe der Falkenhagener Alpen Richtung Westen wandert, läuft erst eine Weile durch den Wald. Unerwartet breitet sich dann plötzlich eine riesige Wiese aus. Dort, mutterseelenallein mitten auf dem Feld, steht der geheimnisvolle Baum und zieht schon von weitem die Blicke auf sich. „Da sieht man mal, was in so einem Baum alles drinsteckt, wenn er genug Platz hat, sich zu entfalten”, findet Schulze. Um was für eine Baumart es sich handelt, weiß Schulze nicht. Doch ein Gespräch mit dem Pächter, der gerade seine Runden mit dem Traktor auf dem Feld dreht, hilft weiter. „Ach ja, den Baum nennen wir alle nur den Kugelbaum. Das ist eine Linde”, erzählt Mario Preiß. Seit sieben Jahren hat er die Wiese gepachtet. Ihr Eigentümer Christoph Böhmer ist die Begeisterung für den Baum schon gewöhnt. „Freunde haben uns schon oft Fotos vom Kugelbaum geschickt. Ich schätze, dass er über 100 Jahre alt ist”, erzählt er. Bei aller Freude jedoch – Naturfreunde wünschen sich einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Ort. Pächter wünscht sich rücksichtsvolles Verhalten: Einen besonderen Schutzstatus als Naturdenkmal besitzt der Baum zwar nicht. Das ergibt eine Anfrage beim Landkreis Havelland. Er befinde sich jedoch im Landschaftsschutzgebiet „Nauen-Brieselang-Krämer” und unterliege der Baumschutzverordnung des Landkreises. Ein rücksichtsvolles Verhalten ist auch Preiß wichtig. „An sich ist die Wiese Privateigentum, die dürfte also eigentlich gar niemand betreten”, sagt er. So genau nehme er das aber nicht: „Wir haben ja auch keinen Zaun gebaut.” Es sei aber schon vorgekommen, dass Menschen mehr als nur einen neugierigen Blick auf die Linde werfen. „Hier sind schon Lagerfeuer gemacht worden. Es wurde sogar versucht, ein Baumhaus zu bauen. So etwas macht den Baum natürlich kaputt”, berichtet er. Auch Hunde, die regelmäßig auf der Wiese unterwegs sind und dort Löcher buddeln, seien problematisch. Wer eine Portion Achtsamkeit mitbringt, ist als Spaziergänger jedoch willkommen. So wie Heiko Schulze – er läuft gern zu diesem Ort, der viel Ruhe und Weite ausstrahlt. Er beruhigt nicht nur den Geist, sondern weckt auch die Kreativität. Denn im Zuge der Corona-Pandemie entdeckte Schulze für sich ein neues Hobby: die Fotografie. „Ich hatte die Idee, statt Geld für den Urlaub auszugeben, gute Kameras zu kaufen”, sagt er. Nach einer Einarbeitungsphase geht ihm die neue Leidenschaft zunehmend leichter von der Hand. Die große Wiese hinter den Falkenhagener Alpen ist für ihn ein beliebtes Ziel auf der Jagd nach Motiven. Bald möchte der Hobbyfotograf dem Baum mit guter Ausrüstung und viel Geduld einen nächtlichen Besuch abstatten: „Ich überlege, ein Foto zu schießen, wo vorne der Baum und im Hintergrund die Milchstraße zu sehen ist“, sagt er. Ein Bild, welches sicher auch die Facebook-Nutzer erneut zum Kommentieren anregen dürfte. Von Leonie Mikulla