Erst hü, dann hott: Geplante Impfung wird für Falkenseerin zum Reinfall

Dieser Ausflug zum Impfzentrum in Potsdam ließ die Falkenseerin Anke H. am vergangenen Freitag mehr als sprachlos zurück. Die 49-Jährige hilft regelmäßig bei der Pflege ihrer 86-jährigen Eltern aus. „Ich möchte sie natürlich keinem unnötigen Risiko aussetzen“, sagt sie im MAZ-Gespräch. Als sie davon hörte, dass es für pflegende Angehörige die Möglichkeit gibt, sich gegen Corona impfen zu lassen, wollte sie davon auch Gebrauch machen. „Jeder zusätzlich Geimpfte ist besser“: „Ich habe noch einige Wochen abgewartet, da ich mir dachte, dass ich so relevant ja nicht bin“, blickt sie zurück. Als die Zahl der Infizierten in den vergangenen Tagen wieder deutlich in die Höhe ging, nahm sie schließlich den Telefonhörer in die Hand und wählte die 116 117. „Ich wollte mich bei der Impfhotline der Kassenärztlichen Vereinigung noch einmal dazu informieren“, so Anke H. „Mein Gedanke war: Jeder zusätzlich Geimpfte ist besser, zudem möchte ich meine Eltern nicht in Gefahr bringen.“ Die Mitarbeiterin an der Hotline bestätigte der 49-Jährigen, dass in Brandenburg die Möglichkeit für pflegende Angehörige bestünde, sich gegen Corona impfen zu lassen. Benötigt würde lediglich ein Ausweis der Eltern sowie eine schriftliche Bestätigung über deren Pflegegrad. „Ich dachte mir, das ist einfach hinzukriegen und habe mir daraufhin über das Onlineportal einen Termin im Potsdamer Impfzentrum gemacht“, schildert Anke H. „Das ging auch völlig unkompliziert und schnell“, habe sie sich noch gefreut. In Potsdam angekommen sei die Lage rund um die Einrichtung in der Metropolishalle in Potsdam-Babelsberg „sehr überschaubar“ gewesen. „Es standen nur drei Leute vor mir an, es war recht leer“, beschreibt Anke H. die Situation am späten Freitagnachmittag vor Ort. „Bei der Registrierung nahm der Mitarbeiter dann meine Unterlagen und meinte, er müsse das kurz besprechen“, berichtet die Falkenseerin. Wenig später sei ihr dann mitgeteilt worden, dass in Brandenburg bislang doch keine Möglichkeit einer Impfung für pflegende Angehörige bestünde. „Ich konnte es nicht glauben und war einfach wirklich sauer“, sagt Anke H., „auch die Leute hinter mir haben nur noch mit dem Kopf geschüttelt“. Zeit, Kosten und Nerven – am Ende gänzlich umsonst: All der Aufwand – Zeit, Kosten und Nerven – war somit umsonst. Den Auslöser für diese Situation sieht die Falkenseerin in der Impfhotline: „Wenn man dort anruft, wird offenbar nicht regional gefiltert. Hinzu kommt, dass jedes Bundesland ja sein eigenes Süppchen kocht. Was in anderen Bundesländern gilt, gilt hier bei uns in Brandenburg aber nicht. Am Ende bekommt man von der offiziellen Telefonhotline dann solch eine Falschinformation“, ärgert sich die 49-Jährige. Dass für pflegende Angehörige in Brandenburg keine Impfmöglichkeiten vorgesehen sind, findet sie ebenso unverständlich wie unmöglich. „Man ist doch in engem Kontakt mit den Menschen, um die man sich kümmert. Wieso ist so eine Regelung in anderen Bundesländern möglich, aber in Brandenburg nicht?“ Die Falkenseerin hofft nun, dass zeitnah soviel Impfstoff zur Verfügung statt, dass das Impftempo steigt. Auch und vor allem in Brandenburg. Anke H. ist indes nicht die einzige Falkenseerin, die jede Menge Trouble ob ihrer Coronaimpfung hat. So berichtete die MAZ bereits vor einigen Wochen über den ähnlichen Fall der 79-jährigen Monika Nowack, die sich ebenfalls um ihren pflegebedürftigen Mann kümmert aber zunächst keine Chance auf eine Impfung hatte. Um das Impfchaos im Land Brandenburg gibt es seit Monaten Streit, vor wenigen Tagen hatte gar Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) die Verantwortung für die Impfstrategie abgeben müssen. Von Nadine Bieneck