Falkensee: Bier und Brause aus Meisterhand

In den Regalen reihen sich dutzende bunte Glasflaschen mit Bügelverschluss, stämmige Champagnerflaschen und Bier mit exotischen Etiketten. Seit letztem Sommer bieten Jenifer Friedrich und ihr Mann Marcel bei „Friedrichs Brausiges“ in der Poststraße 26 in Falkensee alles an, was prickelt. Als ausgebildeter Brauereitechniker und Biersommelier weiß Marcel Friedrich genau, worauf es beim beliebtesten Kaltgetränk der Deutschen ankommt. Arbeiten auf dem Krongut und im Brauhaus: Als eine Art freier Mitarbeiter braut er unter anderem für das Krongut Bornstedt in Potsdam oder das Brauhaus in Berlin-Spandau und ist dabei vom Würzekochen bis zum Abfüllen an der Fertigstellung des Biers beteiligt. Die Ausbildung zum Brauer und Mälzer begann er gleich nach der Schule, lebte deshalb 14 Jahre im bayerischen Riedenburg im Altmühltal, „direkt an der Quelle“, scherzt sein Frau Jenifer heute. Vom Zwischenlager zum eigenen Laden: Im turbulenten Jahr 2020 kaufte das Paar die kleine Fläche am Bahnhof Falkensee samt geräumigem Keller. Eigentlich nur, um ein Zwischenlager für die Biersorten zu haben, die Marcel Friedrich unter anderem aus seiner Heimat nahe Magdeburg mitbrachte. Aus dem Lager wurde kurzerhand ein Laden, in dem das Paar aus Schönwalde-Glien nun etwa 20 wechselnde Bier- und Brausespezialitäten anbietet. Die Limonade kommt ausschließlich aus Gommern in der Nähe von Magdeburg, den Produzenten kennt Marcel Friedrich persönlich. Die Geschmacksrichtungen Waldmeister und Holunder sind vor allem bei Kindern beliebt, die Erwachsenen greifen am häufigsten zum „Justav“, einer frischen Mischung aus Gurke und Limette, verrät Jenifer Friedrich. Handarbeit in Flaschen: Das Bier, welches die Friedrichs anbieten, stammt hingegen aus wechselnden Brauereien. Viele werden sogar von Marcel Friedrich selbst abgefüllt. „So etwas bekommt man nicht einfach im Getränkemarkt um die Ecke“, erklärt der Brauereiexperte sichtlich stolz. Die Handarbeit hat allerdings auch ihren Preis. Für etwa vier Flaschen des handgebrauten Gerstensaftes bekommt man anderswo einen ganzen Kasten. Zudem ist das naturtrübe und unbehandelte Bier nur etwa acht bis zwölf Wochen haltbar. „In den Keller stellen und ein halbes Jahr lagern funktioniert nicht, ein richtig gutes Bier sollte man nach dem Kauf ohnehin innerhalb der nächsten Tage trinken“, erklärt der Brauereitechniker. Weitere Tipps gibt der zertifizierte Biersommelier auch in seinen Brauereiseminaren. Die finden derzeit coronabedingt ausschließlich online statt, sind in der Brauerei vor Ort nicht möglich. Das Bier wird bereits im Voraus an die Teilnehmer verschickt und anschließend dann im Seminar verkostet. Zuerst klärt Marcel Friedrich dort gern über das gut 500 Jahre alte Deutsche Reinheitsgebot auf. „Die Teilnehmer trinken liebend gern Bier, kennen die Jahrhunderte alte Grundlage in der Regel allerdings kaum“, sagt er. Brausiges auch im Online-Shop: Neben dem Verkauf im Laden, gibt es „Friedrichs Brausiges“ inzwischen auch im frisch eingerichteten Online-Shop. Dort kann das Sortiment kontaktlos nach Hause bestellt werden. „Besonders beliebt waren im vergangenen Jahr die Geschenkboxen mit Glühwein, handgefertigten Plätzchen und frischer Salami“, erinnert sich Jenifer Friedrich, die alle Boxen individuell zusammenstellt. Der Online-Shop ist auch eine Reaktion auf die Unsicherheit zwischen Lockdown und Kontaktbeschränkungen. Vorliebe für Helles bleibt: Auch für im großen Stil gebrautes Bier hat Marcel Friedrich ein Herz: „Bier aus großen Brauereien ist höchstens langweilig, schlecht ist es deshalb nicht“, sagt er. „Solange es schmeckt, ist selbst der Kasten Radler für ein paar Euro nicht verkehrt.“ Persönlich ist ihm allerdings immer noch das helle Bier der bayerischen Mentalität am liebsten. 14 Jahre Altmühltal hinterlassen dann doch ihre Spuren. Mehr Infos und den Onlineshop gibt es unter: friedrichs-brausiges.de Von Max Braun