Falkensee: Geheimtipp für Modellbau-Freunde

Zu Weihnachten gab es die Lok, zu Ostern den Trafo, damit die Lok endlich ihre Kreise drehen konnten. Da war er sieben Jahre alt. „Doch dann gab es eine lange Pause“, erzählt Norbert Fieke, den die Modellbau-Leidenschaft aber nie ganz losließ. Seit 13 Jahren nun verdient der 62 Jahre alte Falkenseer mit Modellbau sein Einkommen, sein „Modellbahnwerk“ und seinen Modellbau-Produkten sind ein Geheimtipp in der internationalen Eisenbahn Modellbau-Szene. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Arbeit mit 3D-Drucker: Wie läuft sein Weihnachtsgeschäft? Er hätte keines, die Modellbauer würden das ganze Jahr über bestellen. „Ich haben Lieferzeiten von sechs Monaten“, erzählt Norbert Fieke. In seiner Werkstatt stehen zwei 3D-Drucker, die er sich aus China besorgt und neu justiert hat und die die raffinierten Modelle erzeugen. Fieke kann sich vor Aufträgen nicht retten, mancher Modellbauer hätte durch die Corona-Pandemie wohl mehr Zeit für sein Hobby, vermutet er. Unter den Händen des Chefmodellbauers Michael Butkay, der an einer Modellbundesbahn-Anlage in Brakel bei Paderborn arbeitet, verschwindet das Styrodurgrün in den Untergrund. Die Gleise sind bereits eingefärbt, die lasergeschnittene Stützmauer um den Hermannsbogen montiert und mit verstärkenden Pilastern versehen, jetzt denkt er an ein kleines Detail: Aus dem Hermannsberg drückt das Wasser, das die Bahnstrecke nicht beeinträchtigen soll. Die Lösung ist ein Dammdurchlass. Erhältlich in Falkensee. „Norbert Fieke und seine Modelle begeistern uns regelmäßig, sein Niveau ist nicht die hohe Schule, sondern sogar schon die Hochschule des Modellbaus“, schreibt Butkey über den Falkenseer Modellbauer. Vom Kfz-Meister zum Modellbau-Spezialisten: Dass der gelernte Kfz-Meister und Rallye-Pilot in der DDR, der mit seinem Trabant 600 im Jahr 1986 bei den DDR-Meisterschaften auf den 7. Platz fuhr, nun zum Adel des Modellbaus gehört, war Zufall. „Nach meiner Entlassung aus einem Kfz-Betrieb musste ich mich neu orientierten“, erzählt Fieke, dem nach einem Überschlag mit seinem Fahrzeug Rückenprobleme plagten. 2007 gründete er dann in Falkensee das „Modellbahnwerk“, fuhr auf Messen, bot seine filigranen Produkte an und startete mit seinem neuen eigenen Geschäft wieder durch. Die Straßenverkehrsampeln aus der Gartenstadt werden aus Neusilberblech und Messingprofilen gefertigt und mit energiesparenden LEDs hergestellt und in vorbildgerechter Farbgebung gefertigt. „Dabei ist es uns sehr wichtig, diese Modelle mit einem entsprechend dem Vorbild gealterten Lichtaustritt zu liefern“, sagt Fieke und zeigt auf sein Sortiment: Das Ost-Ampelmännchen leuchtet rot, das West-Ampelmännchen darunter in grün. Die Straßenbahn-Ampel zeigt den Fahrweg nach rechts, nach links und nach geradeaus – so wie die Schienen liegen und die Weichen geschaltet sind. Seine Produkte stehen auch auf einer Anlage in Amsterdam. An Fahrrädern lange getüftelt: Fieke fertigt Modellbau-Produkte in den Maßstäben 1:87 (H0) und 1:120 (TT) sowie wieder im Maßstab 1:43,5 (Spur Null) an. Alles auf Vorbestellung und Vorkasse. Sein neustes Produkt sind Fahrräder. „Nach recht vielen Arbeitsstunden und gefühlt unendlichen Testungen fertige ich nun auch Damen- und Herrenfahrräder (28 Zoll) im Maßstab 1:87“, erzählt der gelernte KFZ-Meister. Die Modelle verfügen über eine Speichennachbildung und im Querschnitt runde Rahmenteile sowie eine modellgerechte Reifennachbildung – genauer geht’s nicht. Er versucht im Rahmen der Möglichkeiten, die der Maßstab ihm erlaubt, alle Modelle auch mit den realen Materialien nachzubilden. „So verfügen meine Modellbahnwerk-Einrichtungsgegenstände, wie etwa die Werkböcke und die Werkbänke über ein Gestell aus Messing und tragen gebeizte Echtholzauflagen in der entsprechenden Stärke“, zeigt Fieke auf seine kleinsten Modellbau-Produkte. Der detailverliebte Modellbauer hat keine eigene Anlage, er baut immer nur für seine Kundschaft – und die wird in Pandemiezeiten anscheinend immer größer. Von Ulrich Hansbuer