Falkensee: Helfe für alle Fälle, auch während Corona Pandemie

Kaum hat sie ihn gesehen, rennt Emma schwanzwedelnd zu Michael Richter-Kempin. Die Hündin freut sich, ihn zu sehen. Obgleich der 71-Jährige gar nicht ihr Herrchen ist. Die beiden kennen sich dennoch gut. Denn Richter-Kempin passt oft auf den sechsjährigen Vierbeiner auf, geht mit ihr Gassi. „Er unterstützt uns sehr und hilft uns viel“, sagt Heide Kerwien, Emmas Besitzerin. Für Hilfe ihres Nachbarn ist die 78-Jährige mehr als dankbar. Für Michael Richter-Kempin hingegen ist sie selbstverständlich. Seit 20 Jahren ist Falkensee die Wahlheimat des gebürtigen Berliners. Hier habe er viel Natur, fühle sich wohl. Und hilft regelmäßig seinen Nachbarn. „Mir ist wichtig, dass hilfsbedürftige Menschen entsprechend Hilfe bekommen“, sagt er. Anderen zu helfen, wenn sie Hilfe benötigen, sei für ihn eine Selbstverständlichkeit. Möglich sei das auf vielen Wegen. Etwa dem Nachbar frisches Brot vom Markt mitbringen, weil dieser im gehobenen Alter nicht mehr gut mit dem Auto unterwegs sei. Oder im Haus des Nachbarns nach dem Rechten schauen, wenn die Alarmanlage blinkt und er einen Schlüssel für die Tür hat. Michael Richter-Kempin tut viele dieser Dinge regelmäßig, es ist ihm ein Herzensanliegen. Er appelliert an die Gesellschaft: Der 71-Jährige möchte einen Appell loswerden: „Dass sich mehr Leute für ihre Mitmenschen und die Nachbarschaft einsetzen und alle einander unterstützen.“ Gerade ältere Menschen würden vieles nicht mehr allein schaffen und seien auf hilfsbereite Mitmenschen angewiesen. Richter-Kempin wünscht sich, dass sie nicht allein gelassen werden. Gerade während der Pandemie hofft er, dass jeder, der Hilfe braucht, sie auch bekommt. Beispielsweise, um für einen Impftermin nach Potsdam gefahren zu werden. Er selbst packt in solchem Fall ebenfalls mit an. Dass das Coronavirus ein besonderes Maß an Hilfsbedürftigen hervorbringe, glaubt er nicht. „Menschen brauchen immer Hilfe. Ob bei einem Unfall oder bei Handwerksarbeiten – man kann immer helfen“, sagt er. Wenn aus Nachbarschaftshilfe eine Freundschaft entsteht: Sogar Freundschaften könnten auf diese Weise entstehen. Vor vier Monaten habe er einem älteren Nachbar unter die Arme gegriffen.Wenig später bot dieser ihm das „Du“ an. Noch heute haben die beiden regelmäßig Kontakt und Richter-Kempin helfe ihm, beispielsweise beim Einkaufen. Er beschreibt eine gute Nachbarschaft wie eine Beziehung: „Sie hat Höhen und Tiefen.“ Auch Streit gebe es manchmal. Doch am Ende raufe man sich wieder zusammen. Michael Richter-Kempin war selbst schon in Not – und dankbar, dass er Hilfe bekam. Bei einem Ausflug mit seinem Hund vor zwei Jahren im Wald sei ein befreundeter Nachbar dabei gewesen. Richter-Kempin erlitt plötzlich einen Schlaganfall, hätte den Notruf nicht mehr selbst wählen können. Sein Nachbar half, wusste jedoch den genauen Standort nicht. Mit viel Mühe und Kraft konnte Richter-Kempin ihm sagen, wo sie sich befinden. „Ein paar Minuten später waren die Rettungskräfte da“, sagt er. Er selbst ist enorm dankbar, dass er sowohl von seinem Nachbarn, als auch von den Sanitätern diese Hilfe erfahren hat. Von Steve Reutter