Falkensee: Kein Happy End fürs Bellevue

Hochtrabende Baupläne, über die jahrelang diskutiert und aus denen nie was wird, die sind längst keine Falkenseer Erfindung der Gegenwart. Die hat es auch vor Jahrzehnten gegeben. Wie ein Blick in die MAZ vor 30 Jahren beweist. Dort stand damals zu lesen: Tanz in „Vier Jahreszeiten“ oder Hotel „Am Wildpark“? Markantes Bahngebäude verfiel: Es ging um die Zukunft des wohl markantesten Gebäudes, das Falkensee aufzuweisen hatte: um den großen Fachwerkbau am Finkenkruger Bahnhof - 1908 errichtet und mittlerweile in die Jahre gekommen. Und es ging um die ehemalige und sehr populäre Restauration „Vier Jahreszeiten“, zuvor Hotel „Bellevue“, daneben. Dieses war 1924 gebaut und Anfang der 1970er-Jahre abgerissen worden. Der Abriss drohte nun 1991 auch dem Bahnhofsbau wegen seines maroden Zustandes. Aber es gab ja die Investoren und die Pläne. Zwei Anbieter stellten damals im Bauausschuss ihre Konzepte vor, wie die MAZ am 13. Februar 1991 berichtete: die Ostra Baubetreuungsgesellschaft mbH und die Märkische Industriebau GmbH. Die Ausschreibung hatte zuvor als Rahmen gesetzt: den Erhalt oder „naturgetreuen“ Wiederaufbau des Fachwerkbaus und den Neubau eines Hotels auf dem alten Bellevue-Gelände. 150 Dauerarbeitsplätze versprochen: Und die vorgestellten Pläne hörten sich vielversprechend an. Die Ostra-Leute planten im Fachwerkhaus acht Läden und ein Café, im Obergeschoss ein China-Restaurant und ansonsten Wohnungen. Das neue Hotel sollte „Am Wildpark“ heißen, über 80 Betten verfügen und auch Platz für ein Restaurant und eine kleine Ladenstraße bieten. Insgesamt waren 150 Dauerarbeitsplätze in Aussicht gestellt. Der Mitanbieter von der Märkischen Industriebau GmbH wollte für das Fachwerkhaus am Bahnhof vor allem Einzelhandel und dann dahinter einen Wochenmarkt mit Kiosk; sein Hotel war mit 120 Betten, Biergarten und Restaurant geplant und sollte den zuletzt benutzten Namen „Vier Jahreszeiten“ wieder aufnehmen. All das hörte sich gut an. Abgeordnete und Leser sollten denn auch lebhaft über die Ideen diskutieren, allein alles verlief sich irgendwie im märkischen Sand. Aus den Bauplänen wurde nichts. Das Fachwerkhaus erlebte 1991 noch einmal mediale Aufmerksamkeit, Hausbesetzer hatten sich dort niedergelassen und bezahlbaren Wohnraum gefordert, „Instandbesetzen“ nannten sie die Aktion. Auch umsonst. Das denkmalgeschützte, einst so prächtige Gebäude verfiel weiter, 1994 wurde es abgerissen und nie wieder aufgebaut. Auch auf das Hotel wartet man bis heute vergebens, auf der Fläche befindet sich heute ein Parkplatz gleich neben dem Bahnhof Finkenkrug. Lesen Sie auch Falkensee: Sorgen um den Falkenhagener See Von Marlies Schnaibel