Falkensee: Mit 80 Jahren geht Arzt Bernhard Stähr in die zweite Rente

In Zeiten von Corona hört man, mit wie viel Engagement viele Menschen, insbesondere auch Ärzte, ihren Beruf ausüben und dabei die persönlichen Interessen hinten anstellen. Oft gehen sie an die Grenzen ihrer Kräfte und manchmal auch darüber hinaus. Der Arzt Bernhard Stähr hat das sein ganzes berufliches Leben getan, weit über das Rentenalter hinaus. Jetzt zieht der 80-Jährige seinen weißen Arztkittel endgültig aus. Am Samstag war sein letzter Arbeitstag in einer Falkenseer Praxis. Bernhard Stähr ist Arzt aus Leidenschaft. „Für mich ist diese Tätigkeit keine Arbeit, es ist eine Leidenschaft. Ich liebe diesen Beruf“, sagt der Facharzt für Innere Medizin und Diabetologe. Spezialgebiet Innere Medizin und Diabetes: 1966 begann der aus Meuselwitz bei Leipzig stammende Stähr im Krankenhaus Staaken. Später wurde er dort Oberarzt mit dem Spezialgebiet Diabetes. Er hielt auch ambulanten Sprechstunden für Diabetiker ab. Als nach der Wende das Krankenhaus Staaken aufgelöst wurde, wechselte Bernhard Stähr nach Falkensee. Er eröffnete in der Fehrbehliner Straße eine Niederlassung und wirkte auch als Hausarzt bis 2006. „Seine Praxis war immer voll, weil die Patienten die jahrzehntelange Erfahrung von Doktor Stähr, zu schätzen wussten“, erinnert sich die Falkenseerin Christine Klünder. Zudem sei der Doktor bis zuletzt auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung gewesen“, so die ehemalige Patientin. Sie weiß auch zu berichten, dass Bernhard Stähr „niemand abgewiesen hat. In dringenden Fällen wurden Patienten schon vor der regulären Sprechzeit behandelt, wenn keine Termine mehr frei waren“, erinnert sie sich. Auch Hausbesuche vor der Sprechstunde, in der Mittagspause und am Abend habe der Doktor gemacht. Vertretungsarzt seit 2006: Entsprechend schwer fiel es Bernhard Stähr, der seit 1984 mit seiner Frau in Groß Glienicke lebt, seine Praxis im Jahr 2006 wegen der damaligen Altersbeschränkung für niedergelassene Ärzte aufgeben zu müssen. Doch nur Rentner zu sein, war für ihn nichts. Er übernahm permanent für zahlreiche Kollegen Bereitschafts- und Wochenenddienste und Praxisvertretungen bei Krankheit oder Urlaub im Havelland, in Potsdam und in Berlin. Selbst eine schwere Krankheit konnte ihn nur zeitweilig ausbremsen. Mit beinahe 81 Jahren und mehr als 50 Jahren ärztlicher Tätigkeit vor allem im Osthavelland macht Bernhard Stähr nun Schluss. Ihm bleibt die Zeit für Theaterbesuche mit seiner Frau und viele gute Bücher, die er noch lesen will. Von Jens Wegener

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