Falkenseer Stadtgeschichte: Der Chronist vom Falkenhorst

Ungezählte Tage hat Lothar Lenski in den Archiven der Stadt Falkensee und ihres Museums, im Friesacker Archiv des Havellandes oder im Brandenburgischen Landesarchiv in Potsdam verbracht. Ganze Berge von Akten hat er gewälzt. Er hat die Dokumente aus der Geschichte der Falkenseer Wohnungsgenossenschaften durchgesehen, während seine Frau Barbara hunderte Seiten an Protokollen ins Reine schrieb. Nach sechs Jahren engagierter Arbeit kann er sich heute mit Fug und Recht als der Chronist der Wohnungsgenossenschaft Falkenhorst bezeichnen. Lothar Lenski, Jahrgang 1940, sieht sich selbst als einen Ur-Falkenseer. Seine Großeltern haben 1910 in Seegefeld geheiratet, seine Mutter wurde in Falkensee geboren und er selbst hat 1962 in Falkensee geheiratet. Die Schwiegereltern lebten in der Ruppiner Straße im so genannten Landjägerhaus, einem der Häuser der Wohnungsbaugenossenschaft „Burgfrieden“, in das auch das junge Ehepaar einzog. Umzug nach Hennigsdorf: 1966 gingen sie wegen der hiesigen Wohnungsnot nach Hennigsdorf, aber immer mit der Absicht, nach Falkensee zurückzukehren. Sein Berufsleben verbrachte Lothar Lenski beim VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke Hennigsdorf (LEW). 2002 zog die Familie wieder nach Falkensee, in ein Haus der GWG „Frieden“ an der Finkenkruger Straße. Vier Jahre später wurde Lothar Lenski in den Vorstand der Genossenschaft gewählt. AG Geschichte gegründet: Sein Leben als Chronist begann im Juli 2013 mit der Gründung einer Arbeitsgemeinschaft Geschichte, die zehn langjährige Mitglieder der Wohnungsgenossenschaft Falkenhorst vereinte und deren Vorsitz Lothar Lenski übernahm. Die AG machte es sich zur Aufgabe, das Material für eine Chronik und eine Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Genossenschaft zusammen zu tragen. Erinnerungen an das Leben in und mit der Genossenschaft wurden aufgeschrieben, viele Zeitzeugen befragt und historisches Fotomaterial, das sich in Schränken und Kartons verborgen hatte, ans Tageslicht befördert. Unterlagen gesichtet und gesichtet: „Das Ausmaß an Arbeit war wesentlich größer als erwartet“, erzählt Lothar Lenski, „da dürfen sie meine Frau nicht fragen.“ Die Arbeitsgemeinschaft habe die Unterlagen gesichtet, lange und heftig diskutiert und eine gemeinsame Sicht erarbeitet. Die Gruppe war wichtig, sagt der Chronist, denn man brauche Partner, um auch mal seinen Standpunkt zu korrigieren. „Ein Einzelkämpfer kann sich verrennen.“ Das Ergebnis dieser Recherchen ist eine Vielzahl von Jahrbüchern und Bänden mit den Originalen und Kopien historischer Dokumente und Aufzeichnungen sowie ein großes Fotoarchiv mit Aufnahmen aus hundert Jahren Genossenschaftsgeschichte. „Wir haben sechs Jahre durchgehalten, das war nicht ganz einfach, aber eine tolle Sache“, meint der Leiter der AG. Ein Stück Stadtgeschichte: Nicht wenige der Recherchen haben den Chronisten selbst überrascht. Dazu zählten die Erkenntnisse, welch bedeutendes Stück Stadtgeschichte die Genossenschaften geschrieben haben oder in welchem Maße Falkensee in der DDR-Zeit beim Wohnungsbau benachteiligt wurde. Aber auch die Einsatzbereitschaft und der Zusammenhalt der Genossenschaftler jener Zeit, die mit eigenen Reparaturbrigaden ihre Häuser instand gehalten haben, haben ihn beeindruckt. Aus der Menge des recherchierten Materials entstand schließlich eine 330-seitige Festschrift „100 Jahre Wohnungsgenossenschaften in Falkensee“, die im vergangenen Jahr zum 100. Jubiläum der Genossenschaft der Öffentlichkeit präsentiert wurde. „Das ist auch das Ergebnis einer langjährigen, intensiven, vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern der AG und dem Geschäftsführenden Vorstand der WGF Ralf Zimmermann.“ Der überreichte dem Chronisten während der Festveranstaltung das erste Exemplar, das war für Lothar Lenski „ein tief bewegender Moment“. „Wir hatten nach sechs Jahren gemeinsam und termingerecht unser Ziel erreicht!“ Die Arbeitsgruppe Geschichte der Genossenschaft hat ihre Tätigkeit in diesem Jahr beendet. Doch die Faszination der Geschichte lässt einen wie Lothar Lenski natürlich nie ganz los. Schließlich gebe es noch so vieles nachzubereiten, zu sammeln und zu ordnen, meint der Chronist mit Leib und Seele. Von Uwe Grötschel

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