Kundgebung für gefährdete Flüchtlinge

Stadtverordnete, das Bündnis gegen Rechts, die Initiative Willkommen in Falkensee und aktive Bürger hielten am Mittwochabend eine Kundgebung vor der Stadthalle. Der Grund: Die Aktivisten wollten die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung (SVV) dazu bewegen, sich symbolisch zur Aufnahme von einigen minderjährigen und gefährdeten Flüchtlingen aus griechischen Lagern wie Moria bereit zu erklären. „Wir wissen natürlich, dass die Flüchtlinge der Stadt zugewiesen werden“, sagt Eric Heidrich von der LINKEN. Schutz für gefährdete Menschengruppen: Die Zuweisungen kämen über den Landkreis. Es ginge vielmehr darum, dass eine Stadt, die schon alle Strukturen für die Flüchtlingsaufnahme hat, sich grundsätzlich bereit erklärt, gefährdete Personen wie unbegleitete Kinder, Kranke und Transsexuelle, die um ihr Leben fürchten, aufzunehmen, sagt Kathleen Kunath von Willkommen in Falkensee. Die Kundgebung fand direkt vor der SVV-Sitzung statt. Aufhänger ist ein gemeinsamer Antrag der Bündnisgrünen und der LINKEN. Darin heißt es, Falkensee solle sich gegenüber dem Landkreis für die Aufnahme unbegleiteter, minderjähriger Flüchtlinge aus griechischen Lagern einsetzen. SVV soll ein Zeichen setzen: Als Begründung steht im Antrag unter Berufung auf das Bündnis gegen Rechts, dass die Lebenssituation der Menschen in Lagern wie Moria mittlerweile unhaltbar und menschenunwürdig sei. In ganz Brandenburg sollen 50 bis 60 Kinder aus diesen Lagern aufgenommen werden. „Es wäre ein schönes Zeichen, wenn Falkensee sich bereit erklärt, davon etwa zehn aufzunehmen“, sagt Kathleen Kunath. Kunath und ihr Lebenspartner Christoph Böhmer waren bereits zweimal im Lager Moria auf der Insel Lesbos. „Ausgelegt ist das Lager auf 2600 Personen, es sind aber mehr als 20000 mittlerweile da“, sagt Kunath. In den fünf Jahren, die das Lager schon existiert, habe sich die Lage aufs Schlimmste entwickelt: „Es haben sich Bandstrukturen gebildet“, sagt Kunath. Situation im Camp menschenunwürdig: Ein Teil des Gebiets sei nun der sogenannte „Dschungel“, in den nicht einmal mehr die Polizei ginge. Vergewaltigungen, Misshandlungen und Tötung gebe es dort täglich. „Frauen schlafen dort mit Windeln, damit sie nachts nicht alleine zur Toilette gehen müssen“, schildert Kunath ihre Erlebnisse. Anne von Fircks, die Fraktionsvorsitzende des Bündnis 90/Die Grünen, hofft dass der parteiübergreifende Antrag angenommen wird, auch wenn es nur ein symbolischer Akt ist: „Vor 2015 hatten wir schon einmal eine Abstimmung zur Flüchtlingsaufnahme“, sagt von Fircks. Der Antrag damals habe breite Zustimmung gehabt. Familien möchten helfen: Dem Bündnis gegen Rechts und der Initiative Willkommen in Falkensee ist es wichtig, wenigstens ein paar der gefährdetsten Menschen im Lager, eine Perspektive in Deutschland zu bieten. Schließlich hätten die westlichen Nationen mit Schuld an der Situation und Falkensee habe in den vergangenen Jahren verlässliche Betreuungsstrukturen aufgebaut. Erstmal ginge es dabei um die Aufnahme von Minderjährigen aus den unhaltbaren Zuständen: „Es gibt im Hauptlager nur eine Toilette für je 167 Personen. In den Außenbereichen gibt es gar keine“, sagt Kunath. Wer Essen möchte, muss bis zu vier Stunden anstehen. Aus den Reihen der Initiative seien geprüfte und qualifizierte Familien bereit, Kinder aufzunehmen. Von Vivien Tharun

Falkensee - Kundgebung für gefährdete Flüchtlinge